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Wittenberg Wittenberg: Das Model und der Firmenchef

Von IRINA STEINMANN 11.05.2009, 15:25

WITTENBERG/MZ. - Katharina Stahn und Torsten Fenger sind das Lutherpaar 2009. Das 25-jährige Model aus Jessen und der 17 Jahre ältere Kemberger Unternehmer hatten sich - wie noch ein weiteres Paar - von sich aus darum beworben, an den drei tollen Wittenberger Stadtfest-Tagen vom 12. bis 14. Juni Martin Luther und Katharina von Bora darzustellen, erklärte Johannes Winkelmann, Geschäftsführer von "WittenbergKultur", am Montag bei der Vorstellung der Protagonisten im Alten Rathaus. Seit zwei Jahren verzichtet das Organisationskomitee auf eine formelle Ausschreibung; Grund war der notorische Frauenüberschuss im Kandidatenpool. Die Idee, einmal Katharina und Martin zu sein, sei "aus einem Witz heraus" bei einer Party im vergangenen Jahr in Wittenberg entstanden, sagte Katharina Stahn vor der Presse zu den Beweggründen. Gleichzeitig verwies sie allerdings darauf, zu Schulzeiten als "Botschafterin" Katharinas schon Vorträge über die Frau des Reformators gehalten zu haben. Den Umgang mit Fotografen, das professionelle Lächeln muss der jungen Frau, die auf Fotoshootings in halb Europa verweist, ohnehin niemand mehr beibringen.

Fenger, Chef der gleichnamigen Firmengruppe, gab zu Protokoll, sich trotz beruflicher Belastung einmal "einbinden" lassen zu wollen in das "bekannte und beliebte" Fest, zumal der "Zeitrahmen überschaubar" sei. Der 42-Jährige rechnet gleichwohl auch als Martin Luther mit einem "harten Arbeitstag".

Um Kindereinrichtungen und Schulen eine bessere Gelegenheit zu geben, sich in das Festgeschehen einzubringen, gibt es seit zwei Jahren auch ein kleines Lutherpaar, das einen Tag nach dem großen Umzug mit seinen Gästen am Sonntag einen eigenen veranstaltet. Die beiden Hauptpersonen wurden am Montag ebenfalls vorgestellt, und wer sie erlebte, braucht sich um das Gelingen wohl keine Sorgen machen. "Ich finde es toll, dass meine Freunde mich gewählt haben", erklärte Teresa Steinkopf den versammelten Medienleuten. Die Zwölfjährige besucht wie der kleine Luther, Jacob Seifert, den Wittenberger Hort "Abenteuerland" neben der Diesterwegschule. Jacob, drei Jahre jünger (womit der Altersunterschied bei diesem Paar nicht so passend ist wie bei den Großen), verwies auf seine Theatererfahrung und darauf, dass er beim internen "Casting" die Nase vorn hatte im Wissenstest um Luthers Werk: "Bibelübersetzung" und "95 Thesen" sprudelte es aus dem Neunjährigen heraus. "Hier ziehen wir unseren Nachwuchs heran", kommentierte Winkelmann die Bedeutung des Kinderumzugs. In diesem Jahr wird es für die Jungen und Mädchen erstmals eigene große Plaketten geben, es sind nach Auskunft von Winkelmanns Kollegen Peter Pajak beachtliche 300 Stück.

Wittenbergs Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD) wertete die Initiativbewerbungen der Lutherpaare als ein Zeichen dafür, dass das "Interesse der Wittenberger" an Luthers Hochzeit "nach wie vor groß ist". Es seien die Vereine, die das Fest "unverwechselbar" machten.

Noch während der Pressekonferenz am Montag im historischen Bürgermeisterzimmer tippte Martin Luther, der Große, in sein Handy. Das wird er sein lassen müssen, für drei Tage im Juni.