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  7. Weihnachten: Fehlen Deutschland Lkw und Fahrer für Lieferung der Geschenke?

Handel Zu wenig Lkw für Geschenke: Logistiker warnen vor Lieferengpässen im Weihnachtsgeschäft

Insolvenzen und fehlende Fahrer führen dazu, dass womöglich nicht alle Waren rechtzeitig ankommen. Was Logistikverbände nun raten.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 13.11.2024, 15:45
Blick auf einen Autobahn-Parkplatz: Durch Wirtschaftflaute, hohe Mautgebühren und Insolvenzen ist die Zahl der Lkw in Deutschland  je nach Bereich um bis zu zehn Prozent gesunken.
Blick auf einen Autobahn-Parkplatz: Durch Wirtschaftflaute, hohe Mautgebühren und Insolvenzen ist die Zahl der Lkw in Deutschland je nach Bereich um bis zu zehn Prozent gesunken. Foto: Arnulf Stoffel/dpa

Halle/MZ. - 250 Euro gibt jeder Bundesbürger im Schnitt für Weihnachtsgeschenke aus. Durch die Geschenkeflut und Familienfeiern steigt jedes Jahr das Transportaufkommen beträchtlich. In diesem Jahr warnen Logistiker jedoch vor Engpässen im Weihnachtsgeschäft.

„Durch die knappen Lkw-Kapazitäten ziehen sich die Transportvorgänge branchenübergreifend zeitlich in die Länge, so dass bei keiner Warengruppe Entwarnung gegeben werden kann – dies wäre fahrlässig“, sagt Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). Die pünktliche Lieferung der Geschenke sei nicht gesichert.

Insolvenz: Mehr als 100.000 Fahrer fehlen in Deutschland

Aufgrund der wirtschaftlichen Schwäche gab es in den vergangenen Monaten zahlreiche Insolvenzen von Speditionen und Fuhrunternehmen. Laut BGL hat sich der Fuhrpark je nach Wirtschaftsbereich um bis zu zehn Prozent verringert.

„Hinzu kommt der nach wie vor exorbitant hohe Fahrermangel – es fehlen mehr als 100.000 Lkw-Fahrer und Lkw-Fahrerinnen“, so Engelhardt.

Die Weihnachtspost sollte besonders früh erledigt werden.

Dirk Engelhardt, Logistikverband BGL

Die Folge ist, dass sich die Marktsituation innerhalb kurzer Zeit gedreht hat. Es sei eine hohe Nachfrage nach Transportkapazitäten zu beobachten, berichtet Gunnar Gburek von der Frachtbörse Timocom. Dem stehe ein immer geringer werdendes Angebot gegenüber.

Lieferengpässe zur Weihnachtszeit: Waren werden gar nicht oder zu spät geliefert

Das Transportbarometer des Timocom-Marktplatzes, in dem das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage tagesaktuell angezeigt wird, sei seit Jahresbeginn nicht unter 70 Prozent Nachfrage von Händlern oder Industriefirmen zu 30 Prozent Angeboten von Logistikern gefallen.

In der Vorweihnachtszeit werde sich die Lage weiter zuspitzen. „Voraussichtlich werden auch einige Waren gar nicht oder zu spät angeliefert. Gerade der Einzelhandel wird in den nächsten Monaten um Kapazitäten kämpfen müssen“, prognostiziert Gburek.

Werden die Weihnachtspäckchen also nicht pünktlich geliefert? „Wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen und gehen davon aus, dass jedes Weihnachtspaket auch irgendwann beim Empfänger ankommt – nur wer auf Nummer sicher gehen will, sollte dieses Jahr seine Weihnachtspost besonders früh erledigen“, rät Engelhardt. „Das ist eine ganz klare Ansage.“

Logistiker Finsterwalder stockt Zahl der Lkw auf

Regionale Speditionen bestätigen diese Entwicklung. „Wir sehen auch, dass es durchaus Engpässe gibt“, sagt Sven Köcke, Unternehmenssprecher des Logistikers Finsterwalder aus Halle. Laut Köcke hätten in den vergangenen Monaten vor allem kleine Fuhrunternehmen mit ein bis fünf Fahrzeugen aufgegeben.

Steigende Mautkosten und ein enormer Preiswettbewerb macht Köcke dafür verantwortlich. Jetzt schwinge das Pendel in die andere Richtung. Finsterwalder als großes mittelständisches Unternehmen will darauf reagieren. „Wir werden unseren Fuhrpark von aktuell 230 auf 250 Lkw aufstocken“, sagt Köcke.

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Speditionen stocken auf: Auftragslage ist hoch

Auch Torsten Kalbitz, Geschäftsführer der Spedition Kalbitz aus Dardesheim (Landkreis Harz) spricht von einer aktuell guten Auftragslage.

„Wir fahren, was wir können“, so der Unternehmenschef. Sein Unternehmen mit 38 Lkw ist vor allem im Auftrag der großen Lebensmittelhändler unterwegs. Es beliefert die Zentrallager. „Fahrermangel und ausufernde Bürokratie sind aus meiner Sicht die wichtigsten Gründe, warum die Kapazitäten auch nicht schnell wieder aufgestockt werden“, sagt Kalbitz.

Prognose: Handelsverband rechnet mit Umsatzplus

Trotz der stagnierenden Wirtschaft insgesamt rechnet der Handelsverband Deutschland für diesen November und Dezember mit einem Umsatzplus von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach dieser Prognose setzen die Handelsunternehmen in den letzten beiden Monaten des Jahres insgesamt 121,4 Milliarden Euro um.