Kommentar Viele Krankheitstage: Sachsen-Anhalt kein Land der Blaumacher
Die Krankenstände in Sachsen-Anhalt sind sehr hoch, dagegen kann aber etwas getan werden.

Halle/MZ. - Im Durchschnitt sind die Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt vier Wochen krank. Nimmt man Urlaubstage und Feiertage hinzu, so summiert sich das auf zwei Monate, in denen verdient, aber nicht gearbeitet wird. Liebe Firmenchefs, keine Sorge, ganz so dramatisch ist die Lage aber nicht.
Die Statistik der Durchschnittswerte verzerrt das tatsächliche Bild: Die meisten Beschäftigten erkranken an Infektionen und sind spätestens nach einer Woche wieder am Arbeitsplatz. Ein relativ kleiner Anteil der Arbeitnehmer ist dagegen mit psychischen Störungen oder Herz-Kreislauf-Problemen sehr lang nicht arbeitsfähig. Diese Dauererkrankten treiben die Krankheitsstatistik nach oben. Dennoch: Die Fehlzeiten sind sehr hoch.
Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender des Versicherungskonzerns Allianz, bezeichnete Deutschland zuletzt auch als „Weltmeister bei Krankmeldungen“. Er schlug vor, den sogenannten Karenztag bei Krankmeldungen wieder einzuführen. Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen.
Über solche Vorschläge sollte offen diskutiert werden, doch es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass die Arbeitnehmer im großen Stil blau machen. Vielmehr zeigt sich in Sachsen-Anhalt, dass bei einer älter werdenden Gesellschaft auch die Krankentage zunehmen. Das lässt sich nicht verhindern. Allerdings können vor allem Branchen, die mit vielen Fehltagen kämpfen, etwas dagegen tun. So ließe sich der immense Krankenstand, etwa in der Altenpflege oder in Call-Centern, sicher durch Vorsorgeprogramme eindämmen.
In vielen kleineren Unternehmen wird in Personalgesprächen hart um jeden Urlaubstag gerungen. In solchen Gesprächen sollten die Mitarbeiter auch gefragt werden, welche Angebote sie sich zur Gesundheitsvorsorge wünschen. Die Krankentage im Betrieb lassen sich so wahrscheinlich senken.
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