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Jobs in Sachsen-Anhalt Stellenanzeigen ausgewertet: Mehr Firmen bieten die Vier-Tage-Woche an

Der Trend zur Vier-Tage-Woche hält in Deutschland und in Sachsen-Anhalt trotz Wirtschaftsflaute an. Welche Unternehmen solche Angebote machen.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 20.03.2025, 18:48
Freier Freitag in Firmen: Eine wachsende Zahl von Unternehmen in Sachsen-Anhalt bietet das an.
Freier Freitag in Firmen: Eine wachsende Zahl von Unternehmen in Sachsen-Anhalt bietet das an. Foto: IMAGO/IlluPics

Halle/MZ. - Der Trend zur Vier-Tage-Woche für Beschäftigte in Unternehmen hält bundesweit und auch in Sachsen-Anhalt an. Darauf deutet eine Analyse des Personalmarktforschungsunternehmens Index Research aus Berlin im Auftrag der MZ. Danach veröffentlichten im vergangenen Jahr 19.527 Firmen in Deutschland 70.160 Stellen mit dem Angebot einer Vier-Tage-Woche. Im Jahr 2023 machten erst 16.679 Firmen ein solches Angebot, ein Plus von 17 Prozent.

„Trotz der angespannten Lage am Arbeitsmarkt boten 2024 über 500 Unternehmen in Sachsen-Anhalt laut Stellenanzeigen eine Vier-Tage-Woche an“, sagte Index-Geschäftsführer Jürgen Grenz. Genau veröffentlichten 504 Firmen Inserate mit 1.927 Positionen. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es erst 52 Firmen.

Dachdeckerfirma ist mitneuem Arbeitsmodell zufrieden

Die Marktforscher analysierten dafür die Stellenanzeigen in 197 Printmedien, 318 Onlinebörsen, im Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit und auf 900.613 Firmenwebsites.

So sucht das Bauunternehmen Gorgas & Leinetaler aus Sangerhausen (Mansfeld-Südharz) aktuell einen Dachdecker. „Wir haben vor etwa zwei Jahren mit dem Modell der Vier-Tage-Woche auf allen unseren Baustellen angefangen und es hat sich bewährt“, sagt Geschäftsführer Maik Gorgas. „Der freie Freitag ist den Jungs inzwischen heilig.“ So würden die Beschäftigten von montags bis donnerstags eine Stunde länger arbeiten. Vier Stunden habe man den Mitarbeitern „geschenkt“. Gorgas berichtet, dass es dem Unternehmen dadurch leichter falle, neue Azubis und Mitarbeiter zu finden. „Die Arbeitsleistung passt auch“, so der Unternehmer.

Mehr Firmen bieten in Stellenausschreibungen Jobs mit Vier-Tage-Woche an.
Mehr Firmen bieten in Stellenausschreibungen Jobs mit Vier-Tage-Woche an.
Grafik: Büttner

Ähnliche Erfahrungen hat auch Chris Haikal gemacht, er ist Leiter des Hornbach-Baumarktes in Halle. Der Markt nahm vor zwei Jahren an einem Pilotprojekt im Unternehmen teil. „Etwa die Hälfte der Mitarbeiter nutzt flexible Arbeitszeitmodelle“, so Haikal. Dazu zähle nicht nur die Verringerung der Arbeitszeit, sondern auch die Ausweitung, um mehr Geld zu verdienen.

Nach Einschätzung des Arbeitsmarktforschers Steffen Müller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) dürfte die Hauptmotivation für solche Angebote Stellenbesetzungsprobleme sein. „Die Firmen versprechen sich von diesem Modell die Lösung eines firmenspezifischen Problems – nämlich, dass sich zu wenige geeignete Bewerber finden“, so Müller.

Wirtschaftsforscher warnt vor Fachkräfteproblemen

Eine weitere Motivation könnte sein, dass sich manche Unternehmen eine Steigerung der Produktivität der Mitarbeiter und ein Sinken des Krankenstands erhoffen. „Das mag in Einzelfällen funktionieren, aber ein Lokführer der nur vier Tage fährt, kann seine Produktivität nicht so steigern, als hätte er fünf Tage gearbeitet.“ Der Wirtschaftsforscher sieht die Vier-Tage-Woche daher als „gut bezahlte Teilzeitstellen“.

Dass einzelne Firmen solche Teilzeitmodelle anbieten, sieht Müller als unkritisch. Ein tarifvertraglicher Rahmen, der die Regelarbeitszeit weiter verringert, hätte in seinen Augen hingegen fatale Folgen. „Deutschland hat trotz derzeit leicht steigender Arbeitslosenzahl und leicht sinkender Zahl offener Stellen bereits ein Fachkräfteproblem“, sagt Müller.

Bisher ist der Anteil der Firmen, die neue Jobs mit Vier-Tage-Woche anbieten mit unter einem Prozent auch gering. Laut Index-Chef Grenz gibt es zwischen den Branchen aber Unterschiede. Im Rechts- und Steuerwesen in Sachsen-Anhalt seien knapp sieben Prozent der angebotenen Jobs mit Vier-Tage-Woche, im Bauwesen/Handwerk 1,23 Prozent der freien Stellen.