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Energie Sonnenstrom und KI-Boom: Warum Mitnetz beim Ausbau des Netzes kaum hinterherkommt

Der Netzbetreiber Mitnetz investiert massiv in den Ausbau. Allein in Sachsen-Anhalt werden in diesem Jahr 149 Millionen Euro ausgegeben. Wohin das Geld fließt.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 08.04.2025, 15:53
91 Jahre hatte ein Trafohaus in Allstedt (Mansfeld-Südharz) auf dem  Buckel. Nun wurde es von Mitnetz durch eine digitale Ortsnetzstation ersetzt.
91 Jahre hatte ein Trafohaus in Allstedt (Mansfeld-Südharz) auf dem Buckel. Nun wurde es von Mitnetz durch eine digitale Ortsnetzstation ersetzt. Foto: Maik Schumann

Halle/MZ. - Der Ausbau von Windenergie- und Solaranlagen in Sachsen-Anhalt führt zu hohen Investitionen in die Energieinfrastruktur. Der Netzbetreiber Mitnetz Strom aus Kabelsketal (Saalekreis) wird seine Ausgaben in diesem Jahr um 40 Prozent auf 565 Millionen Euro erhöhen, kündigte das Unternehmen am Dienstag an. „Damit investiert Mitnetz Strom mehr als je zuvor in Resilienz und Energiewende – im Jahr 2020 waren es noch 288 Millionen Euro“, erklärte der scheidende technische Geschäftsführer Dirk Sattur.

Tausende neue Solaranlagen angeschlossen

Im Netzgebiet, das das südliche Sachsen-Anhalt sowie Teile von Sachsen, Thüringen und Brandenburg umfasst, wurden im vergangenen Jahr mehr als 32.600 Solaranlagen und 32 Windräder ans Netz angeschlossen. Die hohe Zahl von PV-Anlagen geht vor allem auf sogenannte Balkonkraftwerke zurück, die auch Mieter an ihren Wohnungen installieren können. Immer wieder gibt es Kritik von Kunden, die lange auf ihre Anschlüsse warten müssen. Mitnetz reagiert darauf nach eigenen Angaben mit „erheblicher personeller Verstärkung sowie optimierten und digitalisierten Prozessen“.

Der Netzausbau ist auch notwendig, um eine Überlastung des Netzes zu verhindern. Dabei nehmen Zeiten zu, in denen mehr Strom im Netz ist, als abgenommen werden kann. Das führt inzwischen regelmäßig zu automatisierten Notabschaltungen von Windenergieanlagen. Im Jahr 2024 musste der Stromnetzbetreiber 1.277-mal die Einspeisung erneuerbarer Energien zeitweise reduzieren lassen, teilte die Envia-M-Tochter bereits Anfang des Jahres mit. Im Jahr 2023 waren es 1.395 Eingriffe. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 gab es erst 309 solcher Notabschaltungen.

 Monteure erneuern eine 110 KV Hochspannungsleitung des Stromnetzbetreibers Mitnetz.
Monteure erneuern eine 110 KV Hochspannungsleitung des Stromnetzbetreibers Mitnetz.
Foto: Jan Woitas/dpa

Insgesamt lag die abgeregelte Strommenge im Vorjahr bei 218 Gigawattstunden, das entspricht 1,3 Prozent der eingespeisten Strommenge, teilte das Unternehmen mit.

Um Engpässe zu beseitigen, wird laut Sattur in Sachsen-Anhalt unter anderem der Ersatzneubau im Umspannwerk Halle/West fortgeführt. Außerdem soll das Umspannwerk Roßla (Mansfeld-Südharz) erneuert und erweitert werden. Viel Geld fließt in die Erneuerung und den Ausbau von Leitungen. Insgesamt wird der Netzbetreiber 2025 in Sachsen-Anhalt 149 Millionen Euro investieren.

Viel Strom für KI-Boom nötig

Es gibt jedoch auch neue Aufgabenfelder im Netzausbau: So steigt durch den Boom der Künstlichen Intelligenz (KI) die Nachfrage nach Rechenzentren. Im Jahr 2024 seien allein im Bereich Rechenzentren Anschlüsse im Umfang von knapp sieben Gigawatt Leistung nachgefragt worden, gab Christine Janssen, kaufmännische Geschäftsführerin von Mitnetz, bekannt. Dieser Trend habe sich im ersten Quartal dieses Jahres fortgesetzt. So will beispielsweise das Berliner Unternehmen Multiply auf einem ehemaligen Chemiegelände in Krumpa (Saalekreis) ein Rechenzentrum bauen (die MZ berichtete). Hinzu kommen laut Janssen auch 15 bis 20 Anfragen zur Errichtung von größeren Batteriespeichern. Es gebe jedoch Vielfach-Anfragen von gleichen Antragstellern an verschiedenen Standorten. Die Umsetzung sei aber nur einmal zu erwarten.