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Mega-Übernahme geplant US-Medienberichte: Qualcomm an Kauf von Intel interessiert

Der US-Wettbewerber Qualcomm prüft einen Kauf des Chip-Konzerns. Die Gespräche sind in einer frühen Phase. Die Auswirkungen auf geplante Fabriken in Magdeburg sind unklar.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 22.09.2024, 14:44
 Qualcomm-Chef Cristiano Amon hat zuletzt in Berlin auf der IFA neue Chips vorgestellt. Er lässt offenbar auch Pläne für eine Übernahme des Konkurrenten Intel ausarbeiten.
Qualcomm-Chef Cristiano Amon hat zuletzt in Berlin auf der IFA neue Chips vorgestellt. Er lässt offenbar auch Pläne für eine Übernahme des Konkurrenten Intel ausarbeiten. Foto: Christoph Dernbach/dpa

Magdeburg/MZ. - Hohe Verluste und ein abgerutschter Börsenwert führen offenbar dazu, dass der US-Chip-Hersteller Intel zum Übernahmekandidaten wird.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters prüft das US-Halbleiter-Unternehmen Qualcomm einen Kauf von Intel oder Teilen davon.

Reuters zitiert eine mit der Situation vertraute Person, die aber nicht genannt werden möchte, dass Qualcomm-Chef Cristiano Amon verschiedene Optionen für eine Übernahme begutachten lässt. Dem Bericht zufolge befinden sich die Gespräche mit Intel „in einem frühen Stadium“. Es gebe noch kein formales Überangebot. Zudem gebe es viele juristische Hürden. Beide Unternehmen besitzen in einzelnen Segmenten eine starke Marktstellung.

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Kartellämter sind Hürden für Intel-Übernahme

Der Halbleiter-Hersteller Intel war über Jahrzehnte Branchenführer in den USA. Das Unternehmen entwickelt und produziert Prozessoren für PCs und Laptops. Diese Chips sind sozusagen das Gehirn der elektronischen Geräte. Das Unternehmen hat allerdings die Entwicklung von Chips für Smartphones und für die Künstliche Intelligenz, die aktuell stark nachgefragt werden, verschlafen.

Da nach der Pandemie auch die Verkäufe von PCs und Laptops deutlich zurückgingen, steckt das Unternehmen nun in der Krise. Dadurch sank der Aktienkurs zuletzt deutlich. Der Börsenwert liegt aktuell bei 93 Milliarden US-Dollar (83 Milliarden Euro.) Weltweit beschäftigt Intel etwa 124.800 Arbeitnehmer. Unternehmenschef Pat Gelsinger hatte Anfang August angekündigt, etwa 15.000 Stellen abzubauen.

Der US-Halbleiterhersteller Qualcomm ist dagegen ein sogenannter Chipdesigner. Der Konzern besitzt eine führende Stellung bei der Entwicklung von Chips für Smartphones. Diese produziert es aber nicht selbst, sondern lässt die Halbleiter beim Intel-Wettbewerber TSMC in Taiwan fertigen. Qualcomm machte im vergangenen Jahr mit 37.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 36 Milliarden US-Dollar.

An der Uni in Magdeburg wird in Reinräumen bereits an Halbleitern geforscht. Mit der Intel-Ansiedlung soll das ausgebaut werden.
An der Uni in Magdeburg wird in Reinräumen bereits an Halbleitern geforscht. Mit der Intel-Ansiedlung soll das ausgebaut werden.
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Laut dem Reuters-Bericht würde die Übernahme, sollte sie zustande kommen, wahrscheinlich die Aufmerksamkeit der Kartellbehörden in den Vereinigten Staaten, China und Europa auf sich ziehen. „Qualcomm muss möglicherweise Teile von Intel veräußern, um behördliche Genehmigungen zu erhalten“, heißt es.

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Es wäre eine der größten Übernahmen in der Technologiebranche seit Jahren. Offenbar soll der „Deal“ noch zustande kommen, bevor ein möglicher US-Präsident Donald Trump den Zusammenschluss unter Berufung auf nationale Sicherheitsrisiken platzen ließe. Sowohl Intel als auch Qualcomm äußern sich zu einem möglichen Zusammenschluss nicht. Da Reuters mehrere vertrauliche Quellen zitiert, dürfte es die Pläne aber tatsächlich geben.

Was eine Fusion für die geplanten Intel-Chipfabriken in Magdeburg bedeutet, ist offen. Gelsinger hatte erst vor knapp einer Woche verkündet, dass sich die 30-Milliarden-Euro-Investition um zwei Jahre verschiebt. Aufgrund der finanziellen Probleme treibt Intel vorerst nur den geplanten Bau von US-Chipfabriken voran. Die zwei Chipfabriken in Magdeburg sind auf Eis gelegt. Die Landesregierung betont, dass das keine Absage ist. Sie will nun neue Pläne mit Intel ausarbeiten.

Intel-Projekt ist wichtig für Europa

Nach Einschätzung von Frank Bösenberg, Geschäftsführer des sächsischen Halbleiter-Netzwerkes „Silicon Saxony“, ist die Ansiedlung für Europa wichtig. „Es ist das bisher einzige europäische Projekt, das sogenannte Strukturgrößen unter zehn Nanometern ermöglicht. Diese sehr kleinen Chips werden beispielsweise für KI-Anwendungen benötigt“, sagte der Halbleiter-Experte zuletzt im MZ-Interview. Diese kleinsten und modernsten Chips dürften auch für Qualcomm interessant sein.

Gelsinger will sie auch in Europa fertigen. Die Bundesregierung wollte dafür Fördermittel in Höhe von zehn Milliarden Euro zur Verfügung stellen.