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Meyer Burger wird saniert Solarfirma streicht 200 Stellen: Auch der sächsische Chef Erfurt geht

Gunter Erfurt wollte mit Meyer Burger die Solar-Produktion nach Europa zurückbringen. Das ist gescheitert. Nun muss der Firmenchef mit anderen Mitarbeitern gehen.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 18.09.2024, 12:55
Chef von Meyer Burger: Gunter Erfurt war einer der wenigen Ostdeutschen, die ein internationales Unternehmen führen.
Chef von Meyer Burger: Gunter Erfurt war einer der wenigen Ostdeutschen, die ein internationales Unternehmen führen. Foto: Sebastian Willnow/dpa

Bitterfeld-Wolfen/MZ. - Das Solarunternehmen Meyer Burger muss saniert werden. Dafür soll die Zahl der Mitarbeiter um 200 auf 850 sinken, teilte das Schweizer Unternehmen am Mittwoch mit. Das Unternehmen verlassen wird auch der langjährige Unternehmenschef Gunter Erfurt. „Gunter Erfurt hat in den vergangenen Jahren Meyer Burger als Unternehmenschef entscheidend geprägt und den Wandel vom Anlagenlieferanten zum Hersteller von Solarzellen und Modulen in einem herausfordernden Umfeld vollzogen“, sagte Franz Richter, Verwaltungsratspräsident von Meyer Burger.

Gunter Erfurt brachte Solarzellen-Produktion zurück ins "Solar Valley" in Bitterfeld-Wolfen

Mit seinem unermüdlichen Einsatz für Meyer Burger und die europäische und amerikanische Solarindustrie sei er zu einem renommierten Fürsprecher für die Branche weltweit geworden.

Erfurt kommt aus Sachsen und wohnt auch im sächsischen Freiberg. Er hat die Solarzellen-Produktion zurück ins "Solar Valley" in Bitterfeld-Wolfen gebracht. Zudem baute er eine Solarmodul-Produktion in Freiberg auf. Ziel war es, einen großen europäischen Solarkonzern aufzubauen. Aufgrund der starken chinesischen Konkurrenz, die zu einem Preisverfall bei Modulen führte, konnte Meyer Burger seine Expansionspläne jedoch nicht umsetzen. Die Modulproduktion in Freiburg wurde im Frühjahr 2024 eingestellt, 500 Stellen abgebaut.

Erfurt setzte sich bei der Bundesregierung und der EU-Kommission für Schutzmaßnahmen für die deutsche Solarindustrie ein. Chinesischen Anbietern warf er Dumping vor – also den Verkauf von Produkten unter den Herstellungskosten. Letztendlich entschied sich die Bundesregierung gegen wirksame Schutzmaßnahmen.

Meyer Burger: Wohl kein Stellenabbau am Produktionsstandort Bitterfeld-Wolfen

Wegen anhaltend hoher Verluste muss Meyer Burger nun restrukturiert werden. Richter übernimmt ab sofort als Executive Chairman die Rolle des CEO von Meyer Burger und bringt seine langjährige Erfahrung im Bereich der Restrukturierung von Industrieunternehmen ein. Neben der Fokussierung auf die Produktionsbereiche in Bitterfeld-Wolfen (Zelle) und den US-Standort in Goodyear (Modul) soll die Technologiefähigkeit in Hohenstein-Ernstthal (Sachsen) erhalten bleiben, um auch zukünftig die Technologie weiterentwickeln zu können.

Am Produktionsstandort Bitterfeld-Wolfen mit aktuell etwa 350 Mitarbeitern sollen offenbar keine Stellen wegfallen. Treffen dürfte es unter anderem die Verwaltung in der Schweiz.