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Online-Händler aus Jena Firmenchef kritisiert AfD-Großspende: Udo Böttcher feuert Aufsichtsrat

Der Online-Händler Böttcher aus Jena trennt sich von Aufsichtsrat Horst Jan Winter und fordert Geld-Schenkung zurück. Es ist eine recht abenteuerlich anmutende Geschichte.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 31.01.2025, 12:47
Unternehmenschef Udo Böttcher hat den Online-Händler erfolgreich aufgebaut. Doch nun steht seine Firma wegen einer AfD-Großspende im medialen Fokus.
Unternehmenschef Udo Böttcher hat den Online-Händler erfolgreich aufgebaut. Doch nun steht seine Firma wegen einer AfD-Großspende im medialen Fokus. Foto: Bodo Schackow/dpa

Jena/Halle/MZ. - Udo Böttcher gehört zu den erfolgreichsten Unternehmern Thüringens. Nach der Wende baute die Familie einen Büroartikel-Großhändler und Onlinehändler auf, der 2024 eigenen Angaben zufolge mehr als 900 Millionen Euro umsetzte. Doch seit einigen Tagen steht die Firma aus Jena wegen einer Großspende an die AfD im medialen Fokus.

Das Aufsichtsratsmitglied Horst Jan Winter hat 999.990 Euro an die rechtspopulistische Partei gespendet. Als Vorstandschef der Böttcher AG distanziert sich Udo Böttcher nun von der Spende. Er und das Unternehmen hätten daran „in keiner Weise mitgewirkt“. Winter habe die Spende ohne Rücksprache geleistet.

In einer Pressemitteilung liefert Udo Böttcher eine abenteuerlich anmutende Erklärung: Er ist demnach mit Horst Jan Winter befreundet. „Aus tiefer Dankbarkeit dafür, dass Herr Horst Jan Winter seit vielen Jahren auch in schwersten Zeiten stets zu mir stand, habe ich in der Vergangenheit auch ihn in erheblichem Maße finanziell unterstützt.“ Böttcher spricht von zwei Millionen Euro, die er Winter aus seinem Privatvermögen geschenkt habe. Das Geld sei für eine innovative, experimentelle Therapie in Deutschland und den USA gewesen, um eine Erkrankung Winters zu stoppen oder gar zu heilen. Die genannten Therapien mit „hoch konzentrierten Nahrungsergänzungsmitteln“ und „Inuspheresen“ werfen auch Fragen auf – weil sie nicht unbedingt zur klassischen Medizin gehören. Das Tischtuch zwischen Böttcher und Winter ist nun offenbar zerschnitten. „Aufgrund des Vertrauensbruchs wurde Herr Winter heute auf mein Betreiben mit sofortiger Wirkung als Aufsichtsrat der Böttcher AG abberufen“, so Böttcher. „Die Schenkung habe ich in Höhe der an die AfD gezahlten Spende mit Schreiben vom heutigen Tag wegen groben Undanks widerrufen und Herrn Winter zur Rückzahlung der knapp einer Million Euro aufgefordert.“

Winter erklärte über einen Anwalt laut einem MDR-Bericht, dass er die Spende nicht in seiner Funktion als Aufsichtsrat geleistet habe, „sondern als Mensch Horst Jan Winter“. Er bedaure, Böttcher nicht darüber in Kenntnis gesetzt zu haben. Zur geforderten Rückzahlung äußert sich Winter nicht.

Die Böttcher AG machte bereits zu Jahresbeginn 2024 Schlagzeilen. Laut „Ostthüringer Zeitung“ gab es damals eine „Sonntags-Wahlumfrage“ im Unternehmen. 34 Prozent der Beschäftigten gaben an, die AfD wählen zu wollen. Die Ergebnisse wurden von der Firma auf Facebook veröffentlicht, wenig später aber wieder gelöscht. Dennoch gab es im Nachgang eine Debatte, ob Unternehmen die politischen Einstellungen ihrer Beschäftigten abfragen sollten.