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Energie Finanzministerium legt Energiepreisbremse auf Eis: Was das für Sachsen-Anhalt bedeutet

Die Energiepreisbremse, einst eine Hilfe des Finanzministeriums, wird eingestellt. Mit dem Aus der Strompreisbremse stehen Verbraucher in Sachsen-Anhalt vor neuen Herausforderungen.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 25.11.2023, 16:56
Die Strompreisbremse schützt die Verbraucher aktuell vor sehr hohen Tarifen. Bevor Kunden bei Strom und Gas in einen anderen Tarif oder den Anbieter wechseln möchten, sollten sie genau nachrechnen.
Die Strompreisbremse schützt die Verbraucher aktuell vor sehr hohen Tarifen. Bevor Kunden bei Strom und Gas in einen anderen Tarif oder den Anbieter wechseln möchten, sollten sie genau nachrechnen. Foto: dpa/Symbol

Halle (Saale)/MZ - Infolge des Karlsruher Haushaltsurteils hat das Finanzministerium auch einen Stopp im Wirtschaftsstabilisierungsfonds für die Energiepreisbremsen verhängt. Alle weiteren Ausgaben für das laufende Jahr würden gesperrt, hieß es am Dienstag aus Ministeriumskreisen.

Ausgaben könnten nur nach Einwilligung des Finanzministeriums getätigt werden. Aber: „Die Auszahlung der Energiepreisbremsen im Jahr 2023 ist nicht betroffen“, hieß es. Die bis Ende des Jahres nötigen Mittel dafür seien bereits an die Lieferanten geflossen.

Energiepreisbremse: Wie geht es 2024 weiter?

Wie geht es 2024 weiter? Die Strom- und Gaspreisbremse sollte noch bis Ende März 2024 gezahlt werden. Aktuell gibt es dazu keine politische Entscheidung. Fällt die Energiepreisbremse ab Januar weg, dann trifft das viele Verbraucher in Sachsen-Anhalt.

Welche Anbieter noch über der Strompreisbremse liegen

So sieht die Situation beim Strom aus: Das Strompreisniveau in der örtlichen Grundversorgung bleibt auch im kommenden Jahr deutschlandweit weiterhin hoch: Trotz der angekündigten Senkungen zahlreicher Stadtwerke kostet eine Kilowattstunde Strom laut dem Vergleichsportal Verivox im Schnitt noch 46,02 Cent.

Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden kommt so in der Grundversorgung auf jährliche Kosten von 1.841 Euro.

„Trotz der anstehenden Preissenkungen ist die Grundversorgung nach wie vor vergleichsweise teuer. Rund 60 Prozent der Tarife haben noch einen Arbeitspreis von über 40 Cent je Kilowattstunde und werden über die Strompreisbremse staatlich subventioniert", sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Bei Envia-M, Sachsen-Anhalts größtem Regionalversorger, zahlen die Kunden in der Grundversorgung laut Preisblatt derzeit 43,51 Cent je Kilowattstunde.

Dieser Preis wird auch Anfang kommenden Jahres gelten. Das heißt, die Kunden würden noch von der Strompreisbremse von 40 Cent profitieren. Fällt diese Anfang 2024 weg, müssen sie die 43,51 Cent zahlen.

Der hallesche Versorger EVH liegt in der Grundversorgung laut Preisblatt bei 39,20 Cent je Kilowattstunde. Bindet sich der Kunde im Halplus-Stromtarif für ein Jahr sind es 33,98 Cent. Das liegt deutlich unter der Strompreisbremse. Die Kunden der EVH wären von möglichen staatlichen Kürzungen nicht mehr betroffen.

Auch bei den Stadtwerken Aschersleben liegt der Stromtarif ab 1. Januar 2024 mit 39,03 Cent je Kilowattstunde unter der Strompreisbremse. Bei den Stadtwerken Quedlinburg sind es laut Preishaushang in der Grundversorgung jedoch 55,87 Cent je Kilowattstunde. Für die betroffenen Kunden wäre der Wegfall der staatlichen Hilfe schmerzhaft.

Energiepreisbremse: Was rät Verivox Kunden?

Verivox empfiehlt den Verbrauchern, zu günstigeren Anbietern zu wechseln. „Es gibt mittlerweile deutlich günstigere Angebote im Markt, die ohne Subventionen auskommen und den Haushalten zusätzliche eine deutliche Ersparnis bringen." Der günstigste Stromtarif mit empfehlenswerten Vertragsbedingungen hat dem Portal zufolge aktuell einen durchschnittlichen Preis von 27,07 Cent pro Kilowattstunde.

Welche Anbieter liegen über der Gaspreisbremse?

Die Situation beim Erdgas: Eine Kilowattstunde Gas kostet im Standardtarif des örtlichen Gasversorgers in Deutschland laut Verivox ab Januar durchschnittlich rund 14,14 Cent.

Die Heizkosten für ein Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden liegen in dieser Tarifgruppe bei 2.828 Euro pro Jahr. Die Gaspreisbremse greift ab einem Kilowattstundenpreis von zwölf Cent, mehr als 70 Prozent der Standard-Tarife der örtlichen Gasversorger liegen nach wie vor über diesem Wert.

Der größte Regionalversorger in Sachsen-Anhalt, die Envia-M-Tochter Mitgas, senkt ab Januar in der Grundversorgung zwar den Preis um 0,94 Cent je Kilowattstunde. Der Bruttopreis liegt mit 14,13 Cent jedoch weiter über der Gaspreisbremse.

Müssen Verbraucher wieder mehr für Gas zahlen?

Bei der EVH liegt der Erdgaspreis im Halplus-Erdgastarif mit zwölfmonatiger Bindung bei 10,77 Cent je Kilowattstunde, in der Grundversorgung sind es laut Internetveröffentlichung aber 19,24 Cent – und damit deutlich über der Gaspreisbremse.

Bei den Stadtwerken Aschersleben liegen ab Januar die Gastarife in der Grundversorgung mit 10,76 Cent je Kilowattstunde deutlich unter der Gaspreisbremse. Bei den Stadtwerken Quedlinburg sind es ab Januar dagegen 17,50 Cent.

Auch hier sollte laut Verivox jeder Kunde die Tarife seines Versorgers genau prüfen. Häufig gibt es mehrere Tarifmodelle, so dass auch ein Tarifwechsel beim selben Unternehmen möglich ist. Wer den Gasversorger wechselt, kann durchaus bessere Preise bekommen.

Eine Kilowattstunde Gas kostet nach Angaben von Verivox beim günstigsten Angebot mit empfehlenswerten Vertragsbedingungen derzeit durchschnittlich 8,52 Cent.