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Einzelhandel Butter wird deutlich teurer: Neuer Rekordpreis zu Weihnachten erwartet

Weniger Kühe und eine steigende Nachfrage führen dazu, dass die Preise für Milchprodukte steigen. Die 250-Gramm-Packung kostet im Handel schon wieder mehr als zwei Euro.

Von Steffen Höhne 22.09.2024, 18:00
Butter (250 Gramm) als Handelsmarke kostet im Handel aktuell 2,09 Euro. Der Preis ist nicht mehr weit vom Allzeithoch entfernt.
Butter (250 Gramm) als Handelsmarke kostet im Handel aktuell 2,09 Euro. Der Preis ist nicht mehr weit vom Allzeithoch entfernt. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Halle/MZ. - Die Inflation in Deutschland geht zurück. Auch die Preise von Lebensmitteln steigen nicht mehr so stark oder fallen sogar. Allerdings: Der Butterpreis kannte in den vergangenen Monaten nur eine Richtung – steil nach oben. Aktuell kostet die Handelsmarkenbutter in den Discountern und Supermärkten 2,09 Euro je 250 Gramm, sagt Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer des Verbandes der Milcherzeuger Bayerns, der MZ. Im August 2023 habe der Preis noch bei 1,39 Euro gelegen. „Das wird sicher nicht das Ende sein. Zum Jahresende werden wir wohl neue Rekordpreise sehen“, so Seufferlein. Bisher lag der Höchstpreis bei 2,29 Euro im Herbst 2022.

Für Seufferleins Prognose spricht die Entwicklung an den Agrarproduktebörsen. So stieg an der Leipziger Energiebörse der EEX European Butter Index von 4.450 Euro je Tonne im September 2023 auf aktuell 8.150 Euro. Das ist fast eine Verdopplung. An der Börse kaufen große Molkereien vor allem kurzfristig Milch ein, wenn sie bei ihnen knapp wird.

Auch die Landwirte erhalten wieder mehr Geld für ihre Milch.
Auch die Landwirte erhalten wieder mehr Geld für ihre Milch.
Grafik: Kroschel

Für den deutlichen Preisanstieg gibt es mehrere Gründe. Sehr vereinfacht lässt es sich auf die Formel bringen: Das Angebot sinkt, die Nachfrage steigt. Vor allem in Ostdeutschland haben viele Betriebe die Milchviehhaltung aufgegeben. Das lag an niedrigen Preisen und fehlenden Mitarbeitern. Die Zahl der Milchviehbetriebe in Sachsen-Anhalt sank in den vergangenen zehn Jahren um mehr als die Hälfte von 560 auf 270 Betriebe mit rund 98.000 Milchkühen. 2013 gab es noch 124.300 Kühe. In anderen Bundesländern wie Niedersachsen und Bayern hat es solche Einbrüche nicht gegeben. Doch auch in Bayern geben zunehmend kleine Betriebe die Tierhaltung auf. „Wir sehen, dass in ganz Deutschland die Zahl der Milchkühe zurückgeht“, sagt Roderik Wickert vom Milchindustrieverband.

Mehr Geld für Landwirte

Dass aktuell die Butterpreise so stark stiegen, liegt laut Seufferlein vor allem daran, dass die Preise zwischen Handel und Molkereien monatlich verhandelt werden. „Marktveränderungen werden sehr schnell eingepreist“, erklärt der Milchexperte. Bei der Milch würden dagegen die Preise für sechs Monate ausgehandelt. Aktuell kostet die H-Milch im Preiseinstieg 1,05 Euro je Liter (3,5 Prozent Fettgehalt). Seufferlein erwartet bis Jahresende beim Milchpreis kaum Änderungen.

Von den steigenden Börsenpreisen profitieren auch die Landwirte in Sachsen-Anhalt. Die Erzeugerpreise steigen deutlich. Die Agrargenossenschaft Querfurt erhält laut Vorstand Jörg Kamprad aktuell einen Auszahlungspreis von etwa 50 Cent je Liter. Die Genossenschaft zählt mit 815 Kühen zu den großen Milchviehbetrieben im Land. „Mit diesen Preisen können wir auskömmlich wirtschaften“, sagt Kamprad. „Wir sind zufrieden.“ Solche Sätze hat man lange nicht aus der Landwirtschaft gehört.

Landwirt Jörg Kamprad bezeichnet die aktuellen Milchpreise als auskämmlich.
Landwirt Jörg Kamprad bezeichnet die aktuellen Milchpreise als auskämmlich.
Foto: Steffen Höhne

Durch den Ukraine-Krieg waren die Erzeugerpreise 2022 auf bis zu 60 Cent nach oben geschnellt, doch genauso schnell ging es wieder bergab. Vor einem Jahr erhielten die Querfurter nur 37 Cent je Liter. Die Milch liefern sie an die 40 Kilometer entfernte Allerstedter Käserei in Wohlmirstedt (Burgenlandkreis). In den modernen Ställen der Querfurter Agrargenossenschaft stehen die Kühe teilweise auf Stroh, das Futter baut das Unternehmen selbst an.

Schmerzgrenze bei Kunden

Kamprad befürchtet, dass trotz der gestiegenen Preise weiter landwirtschaftliche Unternehmen die Milchproduktion einstellen werden. „Die Höfe finden einfach keine Mitarbeiter, die morgens um 4 Uhr im Stall stehen wollen“, berichtet der Landwirt.

Vor allem viele familiengeführte Unternehmen sind inzwischen auf Melkroboter umgestiegen. Durch die Technik sind weniger Mitarbeiter nötig, aber mehr technische Kompetenz gefragt. „Es sind hohe Investitionen, die getätigt werden müssen“, so Kamprad. Die stark schwankenden Milchpreise machen die Kalkulation nicht einfach.

Milchexperte Seufferlein weist darauf hin, dass es bei den Kunden eine „Schmerzgrenze gibt“. Nicht wenige Verbraucher würden bei hohen Butterpreisen auf Margarineprodukte umsteigen.

Im Markt gibt es langfristig gegenläufige Tendenzen. Jüngere Menschen kaufen zunehmend Milchersatzprodukte wie Hafer-Milch anstatt H-Milch. Gleichzeitig steigt aber der Konsum von Käse. Tendenziell sinkt der Pro-Kopf-Verbrauch von Milchprodukten jedoch. Er lag im Vorjahr bei rund 84 Kilogramm, in den 90er Jahren waren es noch knapp 100 Kilogramm.