Gebrauchträder Ansiedlung bei Halle: Bravobike schafft 70 Jobs mit Fahrradaufbereitung
Bravobike aus München wird in Kabelsketal eine große Werkstatt aufbauen. Das Unternehmen nutzt dafür einen Neubau. Die Region ist bei Logistikimmobilien erneut auf Platz eins.
Kabelsketal/MZ. - Das Münchner Gebrauchtrad-Unternehmen Bravobike siedelt sich vor den Toren Halles an. Das Unternehmen, das auf die Aufbereitung von Leasingfahrrädern spezialisiert ist, wird eine Logistikhalle des Immobilienentwicklers Garbe in Kabelsketal (Saalekreis) beziehen, teilten beide Unternehmen mit. „Wir haben einen perfekten Standort für unseres weiteres Wachstum gefunden“, sagte Bravobike-Geschäftsführerin Nela Murauer der MZ.
Bravobike: Ansiedlung von Gebrauchtrad-Unternehmen in Kabelsketal geplant
Bravobike ist ein Tochterunternehmen des Dienstradleasing-Unternehmens Jobrad Holding SE. Nach dem Ende des Leasings kauft Bravobike die Fahrräder auf, richtet sie her und verkauft sie online. Die Aufbereitung soll künftig auch in Kabelsketal passieren.
Das Unternehmen hat dazu langfristig 21.000 Quadratmeter Hallenfläche von Garbe angemietet. „Auf der einen Seite der Halle werden wir die Warenannahme haben, auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite den Warenausgang“, erläutert Murauer. Die Logistik-Immobilie sei für die geplante Werkstatt und das Lager optimal.
Neue Werkstatt für Gebrauchträder: Bravobike schafft neue Jobs in Kabelsketal
Murauer, die früher beim Autobauer BMW tätig war, will in Kabelsketal auch ein neues Produktionssystem umsetzen. „Die Aufbereitung, wie der Tausch von Bremsen und Reifen, soll in einem Fließbandsystem mit verschiedenen Stationen erfolgen“, erläutert sie. Bis zu 65.000 Räder sollen künftig in Kabelsketal hergerichtet werden.
Zum Vergleich: Zwei Bravobike-Werkstätten im Raum München durchlaufen bisher jährlich etwa 35.000 Fahrräder. Das hohe Wachstum von Bravobike hängt eng mit der Expansion von Jobrad zusammen. Für den Standort in Kabelsketal werden laut Murauer zunächst 70 Mitarbeiter gesucht, darunter Monteure, Logistiker und Zweiradmechatroniker. Start der Produktion soll im Juli 2025 sein.
Für den Standort sprach nach Worten der Bravobike-Geschäftsführerin neben der guten logistischen Lage an der A 9 und A14 zur Anlieferung der Räder, auch das Arbeitskräftepotenzial in der Region. „Wir gehen davon aus, hier die Mitarbeiter zu finden, die wir benötigen“, sagt die Firmenchefin.
76 Millionen Euro in Logistikimmobilien investiert
Der Immobilien-Investor Garbe hatte 2024 am Standort für 76 Millionen Euro zwei Gewerbehallen mit angrenzenden Büros und Mitarbeiterräumen gebaut, die sich in sechs Abschnitte teilen lassen. Dadurch wurden 62.000 Quadratmeter Logistikflächen errichtet. Im Oktober 2024 hatte bereits der Online-Supermarkt Picnic 22.000 Quadratmeter angemietet.
Adrian Zellner, Mitglied der Geschäftsführung von Garbe Industrial Real Estate, erklärt: „Wir setzen unseren Kurs erfolgreicher Vermietungen der vergangenen Monate fort.“ Noch 15.000 Quadratmeter seien in Kabelsketal frei verfügbar. Bei der Vermietung hat das Immobilienberatungsunternehmen Colliers in Leipzig vermittelt.
Große Immobilien-Investoren wie Garbe, Goodman oder VGP haben im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass die Region Leipzig/Halle bei den Logistikneubauten erneut bundesweit auf Platz eins landete. Laut einer Erhebung des Beratungsunternehmens Logivest wurden Hallenflächen mit einer Größe von 465.000 Quadratmetern errichtet.
Mit 335.000 Quadratmetern folgt die Kölner Bucht, auf Platz drei ist die Region Duisburg/Niederrhein, mit gut 290.000 Quadratmetern. Der Logistikimmobilienmarkt hat sich 2024 stärker entwickelt als erwartet. Rund 4,4 Millionen Quadratmeter Neubauvolumen vermeldet Logivest, das ist ein Plus von 15 Prozent zum Vorjahr. Zeitpunkt der Messung ist der Spatenstich.
Immobilienentwickler klagen über Leerstand
Zu den Großprojekten im Ballungszentrum Leipzig/Halle zählt zudem das Logistikzentrum „The Space“ von Bentall-Green-Oak im „Star Park“ bei Halle. Im Mai 2024 haben auch die Arbeiten für den Panattoni-Logistikpark in Könnern (Salzlandkreis) an der A14 begonnen. Auf einem 132.000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen im ersten Bauabschnitt zwei Hallen. Die meisten dieser Mietobjekte werden spekulativ errichtet. Das heißt, beim Baustart gibt es noch keinen Mieter.
Doch auch die Immobilienentwickler spüren die Wirtschaftsflaute. Es dauert länger, die neuen Objekte zu vermieten. Steffen Sauer, Regional Manager Leipzig und Dresden beim Immobilienberater Colliers, geht davon aus, dass aktuell 100.000 Quadratmeter Hallenfläche in der Region Leipzig/Halle frei sind. Er rechnet damit, dass sich der Leerstand bis Frühjahr durch die Fertigstellung mehrerer Objekte weiter erhöhen wird.
Davon können die Kunden profitieren. Über die Länge der Mietverträge lässt sich verhandeln. „Es ist durchaus möglich, die Mietzeit zunächst auf drei oder vier Jahre zu beschränken“, berichtet Sauer. Die großen Immobilienentwickler streben eigentlich Laufzeiten von zehn Jahren und mehr an.
Die mitteldeutsche Region liegt laut Logivest-Studie bei den Mieten bundesweit eher in der unteren Hälfte mit 5,30 bis sechs Euro Miete pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In München sind es 10,50 bis 16 Euro.