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Walpurgis Walpurgis: Großer Tag für die Hexe

Von uwe kraus 20.04.2013, 10:58
Hagezusa - alias Christina Friedrich - ist hauptberufliche Hexe und betreibt ihr kleines Museum in Quedlinburg.
Hagezusa - alias Christina Friedrich - ist hauptberufliche Hexe und betreibt ihr kleines Museum in Quedlinburg. chris wohlfeld Lizenz

Halle/dpa/MZ - Seit Halloween 2012 parkt Christina Friedrich ihren Besen im Quedlinburger Wipertihof. Doch als selbstständige Hexe ist sie schon länger unterwegs. „Gestatten, Hagezusa“, begrüßt sie im Harzer Hexenmuseum ihre Besucher zum Hexen-Meet&Greet für 2,50 Euro.

Eigentlich stammt sie aus Oranienbaum und beendete ihr Studium in Magdeburg als Historikerin. „Ich lebe ja in Wernigerode. Da wunderte es mich, dass es im Harz noch kein Hexenmuseum gab.“ Für sie gehören Harz und Hexen einfach zusammen. „Andere Gebirge haben ihre eigenen Geister, so wie Rübezahl im Riesengebirge lebt.“ Goethe hat Hexen im „Faust“ literarisch verewigt, und die Brüder Grimm sollen ihre Märchen auf Harzer Hexenlegenden aufgebaut haben.

Nicht nur Zustimmung

Christina Friedrich bekam von den Karten selbst verraten, dass ihr Projekt voller Leidenschaft sei, Erfolg hat und nur im April 2012 eine Katastrophe anstehe. „Naja, ist ja auch so gekommen“, sagt sie heute. „Mit meinen Vorstellungen bin ich in Wernigerode nicht überall mit offenen Armen empfangen worden. Nicht wissenschaftlich genug, da fehle der Ernst“, so die 31-Jährige. „Aber ich denke, die Besucher wollen nicht unzählige Tafeln studieren, sondern etwas erleben.“

So liegt in den Räumen ein Aderlassmesser aus dem Mittelalter, finden sich eine Schandgeige und eine Schandmaske. Ihr Freund, ein Tischler, will ihr nun einen Hexenstuhl bauen. Ihr besonderer Schatz liegt unter Glas. Christian Jacobi, 1682 in Jessen geboren, hat einen Inquisitionsleitfaden verfasst. Der Jurist am Dresdner Hof betitelte ihn mit „Wie mit Hexen zu verfahren sei“. Die Historikerin begrüßt die Initiative solcher Orte wie Wittenberg, die Opfer der Hexenprozesse moralisch zu rehabilitieren. „Davon gab es in der Region durchaus viele.“

Hohe Dunkelziffer von Hexenverbrennungen

Eine Karte am Museumseingang zeigt, wo im Harz Hexen auf dem Scheiterhaufen landeten. „Das sind die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffer liegt weit höher, auch wenn die Quedlinburger Legende, dass an einem Tag 133 Frauen verbrannt wurden, eine Mär ist“, erläutert Friedrich. Je 22 Hexenverbrennungen gab es in Halberstadt und Elbingerode, 28 in Goslar, je acht in Stolberg und Sangerhausen sowie 35 in Quedlinburg. Drei Stellen sind dafür in der Stadt belegt, zwei unter alten Eichen und eine auf dem Galgenberg vor der Stadt, „wegen des möglichen Funkenflugs in der Fachwerkstadt“, mutmaßt Christina Friedrich. Und bedauert, dass sie nicht an die wenigen noch vorhandenen Akten herankomme. „Hier lagern sie oben auf dem Schlossberg, in Wernigerode sind sie in den Besitz des Fürstenhauses übergegangen.“

Doch sie findet immer mal wieder Schriften oder Dinge, die in ihr kleines Privatmusedie Flugsalbe. „Da stecken giftige Pflanzen drin, darum wird die hier auch nicht nachgemacht. Bloß wer die auf-schmierte, erlebte vielleicht Halluzinationen und glaubte zu fliegen.“

Als hauptberufliche Hexe schwingt sich die junge Frau zwar nicht nachts auf den Besen und fliegt zum Brocken, um Orgien zu feiern, wie ihr mal nachgesagt wurde, aber ohne Förderung muss sie sich schon ständig ins Kostüm werfen. Sie führt Touristen zu hexischen Orten in ihrer Stadt, so zum Schreckensturm, wo man Hexen folterte, ist Hexenreise-Leiterin und organisiert Geburtstagsfeiern, Besenführerschein-Prüfungen, Hexendiskotheken und -Modenschauen. Dazu singt sie Hexenlieder und liest Märchen. Nebeneth“ die Walpurgisnacht am Dienstag verbringt, weiß Christina Friedrich schon genau. Dienstlich führt es sie an dem Abend nach Thale - zu einem Auftritt auf dem Hexentanzplatz.

Harzer Hexenmuseum, Wipertistraße 1a, Quedlinburg, Kontakt: Telefon 03943/6946937 oder 0176 21053814, E-Mail an: [email protected], geöff.: Sa/So 11-16 Uhr, Eintritt 2,50 Euro

Weitere Infos zu Walpugisveranstaltungen:

http://www.harzinfo.de/veranstaltungen/walpurgis-im-harz/walpurgisveranstaltungen.html

http://wernigerode-tourismus.blog.de/2013/01/17/walpurgis-2013-schierke-15436555/

http://www.walpurgis.de/veranstaltungen.php

Hexen und Teufel sorgen am Schloss Wernigerode für allerlei Schabernack.
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Am Abend gibt es am Schloss Wernigerode eine Feuershow.
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