Vogelgrippe Vogelgrippe: 1 200 Hühner, Gänse und Enten in Thüringen gekeult
Saalfeld/dpa. - Damit reagierten die Behörden auf das bundesweit ersteAuftreten des H5N1-Virus bei Nutzgeflügel seit mehr als einem Jahr.Schnelltests bei Proben der getöteten Vögel ergaben am Sonntag keineAnzeichen für eine weitere Infektion. Das Virus wurde bei einerverendeten Hausgans vom Hof eines Behindertenheimes in Wickersdorfnachgewiesen. Wegen des engen Kontakts der Bewohner zur Gans wurdenauch sie untersucht. Laut Gesundheitsministerium ergab dies aberkeine Hinweise auf eine Erkrankung. In Sachsen-Anhalt und Sachsenbreitet sich die Geflügelpest bei Wildvögeln unterdessen weiter aus.
Um das Seuchenrisiko für Nutzgeflügel einzudämmen, weitete dasVeterinäramt die Stallpflicht auf den gesamten Landkreis Saalfeld-Rudolstadt aus. Dreizehn Kilometer rund um Wickersdorf dürfen 21 Tagelang weder Geflügel noch Geflügelprodukte in das oder aus demBeobachtungsgebiet gebracht werden. Der drei Kilometer großeSperrbezirk betrifft neben dem Ausbruchsort noch die OrtschaftenMeura, Rohrbach, Döschnitz, Wittgendorf, Volkmannsdorf, Bernsdorf,Hoheneiche und Talmühle.
Von Freitagabend bis Samstagnachmittag waren Polizei, Feuerwehrund Tierärzte im dem Sperrbezirk von Haus zu Haus gegangen und hattenGeflügel eingesammelt. Wegen der geringeren Ansteckungsgefahr sindeinzig Tauben von der Tötung ausgenommen. Der Sprecher desGesundheitsministeriums, Thomas Schulz, nannte die Zusammenarbeit der220 Einsatzkräfte reibungslos. Insgesamt habe Thüringen Glück imUnglück, da die betroffene Gegend keine typische Geflügelzuchtregionsei. «Wir haben im Freistaat auch Geflügelbetriebe mit mehr als einerMillion Tieren.» In Deutschland hatte das Virus erstmals im April2006 Gänse und Enten in einem Geflügelzuchtbetrieb östlich vonLeipzig befallen. Damals waren rund 22 000 Tiere getötet worden.
Erschwert wurde der Einsatz, weil die meisten Besitzer ihre Tierenicht ordnungsgemäß gemeldet hatten. Dem Veterinäramt waren nur vierHalter mit 35 Tieren bekannt. Bei der Kontrolle wurden jedoch mehrals 80 Geflügelbesitzer mit 1200 Stück Federvieh festgestellt, wieLandrätin Marion Philipp (SPD) sagte. Das Gesundheitsministeriumforderte alle Geflügelhalter im Bundesland auf, ihre Tiere raschkostenlos registrieren zu lassen. Nur für gemeldete und in derSeuchenkasse versicherte Tiere würden Entschädigungen gezahlt.
Die Kadaver der Tiere wurden in der TierkörperbeseitigungsanlageErfurt-Kühnhausen am Sonntag verbrannt. Zuvor waren Proben genommenworden, bei denen sich in Schnelltests keine weitere Infektion ergab.Die Ergebnisse einer genaueren Untersuchung sollen spätestens amMittwoch Gewissheit bringen.
Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel,kritisierte die vorsorgliche Tötung von 1200 Vögeln als unangemessen.Angebrachter wäre es gewesen, die Bestände in der Region intensiv zubeobachten, anstatt offenbar auch gesunde Tiere zu töten.
Nach Ansicht der UN-Expertin Karin Schwabenbauer ist die Gefahrdurch die Vogelgrippe auch für den Menschen nicht gebannt. «DieGefahr einer entsprechenden Mutation (Veränderung) des H5N1-Virusbesteht nach wie vor.» Eine für Menschen gefährliche Pandemie kannentstehen, wenn das Virus von Mensch zu Mensch übertragbar würde.
In Sachsen-Anhalt an der Grenze zu Thüringen wurden am StauseeKelbra bisher mehr als 200 tote Wildvögel eingesammelt. Bisher wurdeder Virustyp H5N1 bei 153 Tieren festgestellt. Experten sehen nun einhohes Risiko für ein Übergreifen auf Nutztiere. Für einen weiterenVerdachtsfall in Sachsen steht die Bestätigung durch das Friedrich-Loeffler-Institut noch aus. Landesbehörden hatten einen bei Machern(Muldentalkreis) gefundenen toten Haubentaucher positiv auf das Virusgetestet, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums undbestätigte einen Bericht der «Leipziger Volkszeitung».