Verkehrsunfälle in Sachsen-Anhalt Verkehrsunfälle in Sachsen-Anhalt: Minister will Tests für ältere Autofahrer

Magdeburg - In Sachsen-Anhalt sind immer mehr ältere Menschen über 65 Jahren in Verkehrsunfälle verwickelt. Im Vorjahr waren Personen aus dieser Altersgruppe an über 14 000 der insgesamt 73 000 Verkehrsunfälle beteiligt, wobei der Anstieg um 726 gegenüber dem Vorjahr nach Angaben des Innenministeriums ausschließlich auf das Konto der über 75-Jährigen geht. Insgesamt sank die Zahl der Verkehrsunfälle hingegen deutlich um über 3 000 gegenüber dem Jahr 2013.
Gegen generelle Altersgrenze
Da angesichts der demografischen Entwicklung die Zahl älterer Verkehrsteilnehmer weiter steigen dürfte, sprach sich Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) für verpflichtende Gesundheitschecks aus: „Wir werden um die Diskussion nicht herum kommen, in gewissen Abständen Kontrollen durchzuführen“, sagte er. Eine generelle Altersgrenze nach oben für den Führerscheinbesitz lehnte er hingegen ab. Zumal Senioren ja weiter als Fußgänger und Radfahrer am Straßenverkehr teilnehmen würden. In der Altersgruppe über 65 Jahren gab es 2013 ebenso überdurchschnittlich viele schwer verletzte Radfahrer.
Auch Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) setzt grundsätzlich auf Freiwilligkeit, wenn es um den Verzicht aufs Autofahren im Alter geht. „Grundrechte enden ja nicht bei einem bestimmten Alter, und man kann nicht alle Autofahrer über einen Kamm scheren“, sagte ein Sprecher Webels, räumte aber ein, dass man sich einer „differenzierten Diskussion in ihrer gesamten Bandbreite stellen und möglicherweise verstärkt über freiwillige Tests nachdenken muss“.
Ärzte als Ansprechpartner
Die gibt es zwar schon länger, doch das Interesse daran ist marginal. Der ADAC etwa bietet Fahrten mit Fahrlehrern, Gesprächskreise und Fahrtrainings an. „Doch das wird viel zu wenig wahrgenommen, die Teilnehmerzahlen in Sachsen-Anhalt sind verschwindend gering“, sagte Sprecherin Christiane Rettig. Das Innenministerium baut derweil auf Unterstützung der Hausärzte. „Im Gegensatz zur Polizei oder der Familie hören ältere Menschen vor allem auf den Hausarzt“, sagte Marco Weigelt, Referent im Innenministerium. Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Sachsen-Anhalt, Stefan Andrusch, bestätigt das: „Der Arzt des Vertrauens ist der erste Ansprechpartner.“ Doch Andrusch dämpft gleichzeitig die Erwartungen: „Die wenigsten Patienten kommen von allein, es sind meist die Angehörigen.“ Er versuche dann im Gespräch auf die altersbedingte Gefahr, jemanden bei einem Unfall zu verletzen, hinzuweisen. Doch im Schnitt seien es nur fünf Patienten pro Jahr, die dann das Auto stehen ließen. Daher glaubt auch Andrusch, dass „die einzige Antwort auf die Frage, ob ich noch fahrtüchtig bin, eine regelmäßige Tauglichkeitsprüfung ist“. (mz)