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Verkehr Verkehr: Zehn Hallenser setzten sich mit Idee des «teilAuto» durch

Von Friedemann Kahl 27.07.2007, 17:00
Ein Kunde des Carsharing-Unternehmens «teilAuto» bedient an einer Ausleihstation in der Innenstadt von Halle den Schlüsseltresor. (Foto: ddp)
Ein Kunde des Carsharing-Unternehmens «teilAuto» bedient an einer Ausleihstation in der Innenstadt von Halle den Schlüsseltresor. (Foto: ddp) ddp

Magdeburg/ddp. - In sechs Städten des Landes gibt es mittlerweileUnternehmen und Vereine, die das so genannte Carsharing betreiben.Einer der Vereine ist der Umwelt und Verkehr Magdeburg e.V. Vor zwölfJahren fing der Verein mit nur einem Auto an. Heute umfasst dieFlotte 14 Fahrzeuge, die von rund 180 Kunden genutzt werden. «DieNachfrage nach Gemeinschaftsautos in Magdeburg steigt stetig, aberlangsam. Wir haben unseren Fahrzeugpark um etwa ein Auto pro Jahrerweitert», sagt der Vereinsvorsitzende Bernd Hartmann. Insbesondereals günstigere Alternative zu Zweitwagen würden die Teilautos immeröfter in Betracht gezogen.

Vom Kleinwagen bis zum Transporter können die Kunden an neunStellplätzen, verteilt über das gesamte Stadtgebiet, die Autos inBetrieb nehmen. Die Buchung erfolgt über Telefon oder Internet. Übereine elektronische Kennung werden die Fahrzeuge geöffnet undgestartet. «Die Nutzung reicht von kurzen Einkaufsfahrten überDienstreisen bis hin zum Kurzurlaub. Der Vorteil ist, dass man sichje nach Bestimmung das passende Auto auswählen kann», erläutertHartmann. Pro Monat zahlt der Kunde eine Mitgliedsgebühr, abgerechnetwird nach Fahrzeugtyp, gefahrenen Kilometern und Ausleihdauer. DieAltersstruktur der Nutzer reicht vom Studenten bis zum Rentner.«Unsere Kunden verfügen über eine hohe Schulbildung, arbeiten meistin gehobenen Positionen und geben ihr Geld lieber für etwas anderesals für das Auto aus», sagt Hartmann zu den Carsharing-Nutzern.

In Halle gab bereits 1993 zehn Menschen, die beschlossen, ein Autogemeinsam zu nutzen. Wer das Auto benötigte, hinterließ seineReservierung auf einem Anrufbeantworter. Der Zündschlüssel war ineinem Rohrtresor hinterlegt. Später gründete sich dann aus dieserGruppe der teilAuto e.V. Die Zahl an Nutzer wuchs, und der Vereinwurde zu einer GmbH umgewandelt, die nach Leipzig und Erfurtexpandierte. Heute nutzen über 5500 Privat- und Geschäftskunden die180 Fahrzeuge an 80 Stationen. Mit zwölf festen Mitarbeiternerwirtschaftet die GmbH einen Jahresumsatz von etwa 1,9 MillionenEuro. Doch auch in kleineren Städten gibt es schon seit längerer ZeitCarsharing-Angebote. 1996 gründete sich der Verein Auto teilen inHalberstadt. Die 28 Mitglieder dort teilen sich zwei Fahrzeuge.Teilautogemeinschaften in ähnlichen Größenordnungen gibt es auch inDessau, Merseburg und Wittenberg.

Bundesweit nutzen bisher 100 000 Menschen Teilauto-Angebote. NachBerechnungen des Bundesverbandes Carsharing in Hannover liegt dasPotenzial für Gemeinschaftsautos in Deutschland bei etwa 1,7Millionen Kunden. «Vor allem in Großstädten und Ballungsgebietenwerden sich in den nächsten Jahren verstärkt alternativeNutzungskonzepte für Fahrzeuge durchsetzen», sagt Dirk Bake vomBundesverband Carsharing. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtessteht ein Auto in Deutschland 23,6 Stunden pro Tag ungenutzt herum.Ein ausgelastetes Gemeinschaftsauto ersetzt somit acht bis zehnPrivatautos. Als Vorreiterland in der Branche der Gemeinschaftsautosgilt die Schweiz, aber auch in den skandinavischen Ländern ist dieseNutzungsform verbreitet.