Umweltzone Umweltzone: Ohne grüne Plakette keine Einfahrt nach Leipzig

Leipzig/dapd. - Das gilt auch für auswärtige Fahrzeuge. DieStadt erwartet sich durch die Maßnahme eine spürbare Verringerungder Luftbelastung mit Schadstoffen. Auch der Verkehrsverband VCDerwartet Effekte für die Gesundheit der Menschen. Vor allem dasHandwerk jedoch spricht von einem bürokratischem Monstrum, dessenAuswirkungen auf Umwelt und Gesundheit der Menschen umstrittenseien.
Hintergrund der Umweltzone ist die seit Jahren anhaltende starkeLuftbelastung in Leipzig. So wurden die zulässigen Grenzwerte fürFeinstaub im vergangenen Jahr an der Messstation Lützner Straße 49Mal überschritten, in der Innenstadt 41 Mal. Zulässig ist eineÜberschreitung an lediglich 35 Tagen. Die EU droht mitStrafzahlungen, wenn die Kommunen nicht geeignete Maßnahmenunternehmen, um ihre Luft sauber zu bekommen. Umweltzonen gibt esmittlerweile in rund 40 Städten und Deutschland, darunter Berlin undHannover.
Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) verteidigt dieumstrittene Maßnahme. Feinstaub wie auch Stickoxide hättenerwiesenermaßen schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit, dieLungenfunktion leide und das Herzinfarktrisiko steige. Mit derUmweltzone erwarte er eine Feinstaubreduzierung von zehn Prozent undeinen deutlichen Rückgang der Rußbelastung in der Luft.
Der Verkehrsexperte des VCD, Heiko Balsmeyer, sieht dies ähnlich.Das Beispiel Berlin habe gezeigt, dass vor allem die Rußbelastung inkurzer Zeit stark zurückgeht, teilweise um bis zu einem Viertel.Auch bei den gefährlichen Stickoxiden zeige Berlin eine spürbareVerringerung. Einzig bei der Feinstaubbelastung, räumt Balsmeyerein, sei die Verringerung gering, mitunter nur drei Prozent. Aberauch dies könne reichen, um die Tage mit Grenzwertüberschreitungenzu reduzieren.
Andrea Wolter von der Leipziger Handwerkskammer kann derUmweltzone indes nichts Gutes abgewinnen. «Wir sind damit überhauptnicht glücklich», sagt sie. Während zwar fast alle Autos in derStadt die Bedingungen für eine grüne Plakette erfüllen, sei dieSituation bei Lieferwagen und Klein-Lkw der Handwerker eine ganzandere. Hier gebe es nach Schätzungen der Kammer Hunderte Fahrzeuge,die ohne Ausnahmeregelung oder Nachrüstung ab Dienstag in Leipzignicht mehr fahren dürften, sagt Wolter. Und nicht jeder könne sichein neues Fahrzeug leisten. «Für eine Ausnahmeregelung müsse manbeispielsweise die Bilanzen der vergangenen drei Jahre vorlegen»,empört sich Wolter. Nur um zu zeigen, dass man kein Geld für einenneuen Lieferwagen habe. Und dann entscheide auch noch jederSachbearbeiter anders.
Das Ordnungsamt in Leipzig macht unterdessen klar, dassAutofahrer nicht mit Kulanz rechnen dürfen. «Wir führen doch dieUmweltzone nicht zum 1. März ein, damit sie dann die ersten zweiWochen nicht gilt», sagte Ordnungsamtsleiter Helmut Loris. EinVerstoß werde vom ersten Tag an als Ordnungswidrigkeit geahndet, dasgelte auch für auswärtige Fahrer. «Wo wollte man hier eine Grenzeziehen?», fragt Loris. Wer erwischt wird, zahlt 40 Euro Strafe underhält einen Punkt im Flensburger Zentralregister.
Allerdings bleibt Leipzig in der Region vorerst die einzige Stadtmit einer Umweltzone. Dresden setzt auf eine Selbstverpflichtung derWirtschaft, auf Lkw-Verbote in der Innenstadt sowie auf eine bessereAttraktivität des Nahverkehrs. Chemnitz sieht nur einen kleinenHandlungsbedarf, weil die Stadt die Grenzwerte einhält: Nur aufeiner Ausfallstraße soll die Geschwindigkeit von 60 auf 50Stundenkilometer reduziert werden. Lediglich Halle ist unter Druck,dort liegen die Planungen zu einer Umweltzone bereits zur Einsichtfür die Bürger aus.