Umweltschädliche Dienstwagen Umweltschädliche Dienstwagen: Finanzminister Bullerjahn als "Dreckspatz"

BERLIN/MAGDEBURG/MZ. - Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) hat es am Mittwoch offenbar die Sprache verschlagen. Seinen Sprecher Wolfgang Borchert jedenfalls ließ er ausrichten, dass er eine Studie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nicht kommentieren wolle. Die Organisation hatte den CO2-Ausstoß von insgesamt 171 Dienstwagen deutscher Politiker untersucht. Als einziges Kabinettsmitglied in Sachsen-Anhalt erhielt Bullerjahn dabei symbolisch die „Rote Karte“. Sein Wagen, ein Audi A8 L 4.2 TDI quattro (Diesel), stößt 198 Gramm CO2 pro Kilometer aus.
Größter Klimasünder ist Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Sein Dienstwagen, ein Audi A8, kommt auf 277 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer. Deutlich umweltschonender ist Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) unterwegs. Sein BMW 750 Ld xDrive (Diesel) stößt 169 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Damit liegt Haseloff beim Vergleich der Ministerpräsidenten im vorderen Mittelfeld.
Mit Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) erhielt auch ein Mitglied des Bundeskabinetts die „Rote Karte“. Diese vergibt die DUH bei einem CO2-Ausstoß von mehr als 175 Gramm pro Kilometer. „Gelb“ gibt es für einen Schadstoffausstoß zwischen 131 und 174 Gramm - unter anderem für Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU). Den klimafreundlichsten Wagen aller Bundesminister hat Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP). Mit 148 Gramm verfehlte aber auch dieser den EU-Zielwert von unter 130 Gramm. Autos, die diesen Wert erreichen, bekommen von der Umweltorganisation die „Grüne Karte“.
Insgesamt fällt die Bilanz der DUH positiv aus. „Wir stellen fest, dass die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Politiker-Limousinen seit dem Start unserer Erhebungen 2007 deutlich schneller zurückgehen als die Emissionen aller in Deutschland neu zugelassenen Pkw“, sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Dieser erfreuliche Trend kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine große Mehrheit der Spitzenpolitiker nach wie vor mit übermotorisierten Limousinen unterwegs ist.“
„Enttäuschend“ sei das Ergebnis von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Der Grünen-Politiker erhielt für 193 Gramm CO2 die „Rote Karte“ - wie auch drei weitere Mitglieder seiner Regierung und damit so viele wie in keinem anderen Bundesland. Mit einem durchschnittlichen Ausstoß von 170 Gramm pro Dienstwagen landete Sachsen-Anhalts Kabinett im Mittelfeld. Mit dem Hamburger Senat unterschreitet erstmals ein ganzes Kabinett den EU-Zielwert und bekam die „Grüne Karte“ der DUH . „Dabei fährt dort auch keiner Fiat Panda oder VW Lupo“, meinte Resch.
Er nannte es einen Erfolg, dass sich immer mehr Politiker ihren Dienstwagen bewusst aussuchen und die Premium-Hersteller eine breite Palette komfortabler Dienstwagen mit moderater Motorisierung anbieten. „Umso unverständlicher sind Ausreißer nach oben. Es gibt heute definitiv kein Argument mehr für den Einsatz von Klimakiller-Dinos als Dienstwagen.“