Überfall in Eisleben Überfall in Eisleben: «Es war furchtbar»
Eisleben/MZ. - Der Bummel über die Frühlingswiese in Eisleben sollte der Abschluss einer Verlobungsfeier werden - die der Tochter von Hanan G. Doch am Ende landen mehrere Teilnehmer der Verlobungsgesellschaft im Krankenhaus. Sechs Erwachsene und drei Kinder syrischer Herkunft wurden am Sonntagabend von drei Männern von hinten angegriffen und zusammengeschlagen. "Dabei haben sie Ausländer raus gebrüllt", sagt die 37-jährige Hanan G.. Danach sei sie bewusstlos zusammengebrochen. Ihr Mann liegt noch mit einem Schädelhirntrauma im Krankenhaus.
Der Schock sitzt tief
"Es war furchtbar", beschreibt Hanan G. die Situation. Ohne Vorwarnung seien die Schläge auf ihre Familie und weitere Bekannte eingeprasselt. Dabei hätten die Angreifer auch Schlagstöcke und Messer benutzt. Ein Mann aus Halle sei dazwischen gegangen und habe versucht, die Schläger zurückzuhalten. Dabei habe sich der Hallenser den Arm gebrochen, erzählt die Frau, die noch immer unter Schock steht.
Hanan G. lebt seit 17 Jahren in Eisleben. Ausländerfeindlichkeit habe sie hier noch nie zu spüren bekommen, sagt sie der MZ. Umso tiefer sitzt der Schock. Und jetzt ist die Angst da, dass so etwas noch einmal passieren könnte. Die gebürtige Syrerin, die einen deutschen Pass hat, arbeitet beim Kinderschutzbund in Eisleben in einem Integrationsprojekt. Dort will sie dazu beitragen, dass Vorurteile gegenüber Menschen aus anderen Ländern abgebaut werden. Jetzt wurde ausgerechnet sie ein Opfer von Fremdenfeindlichkeit.
Einer der Angreifer, ein 18-jähriger aus Thüringen, konnte bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden. Er war stark betrunken und wurde vorläufig festgenommen, mittlerweile ist er aber wieder auf freiem Fuß. Über ein Motiv habe er sich nicht geäußert. Die beiden anderen Schläger - sie kommen aus Eisleben - konnten zunächst fliehen. Aufgrund von Zeugenhinweisen hat die Polizei sie am Montagvormittag festgenommen. Nach der Vernehmung sind sie wieder frei. Ermittelt wird nun wegen gefährlicher Körperverletzung. Da ein fremdenfeindlicher Hintergrund nahe liegt, hat die Polizei den Staatsschutz eingeschaltet.
Marktmeister Siegmund Michalski zeigt sich ebenso wie Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (parteilos) erschrocken über den Überfall. "Es ist für mich unverständlich, dass Menschen zu einer solchen brutalen Tat fähig sind", so Fischer. Sie erwarte eine lückenlose Aufklärung der Geschehnisse. Nach den Worten von Michalski soll jetzt nach Wegen gesucht werden, solche Übergriffe im Vorfeld zu verhindern. Eine hundertprozentige Sicherheit werde es allerdings nicht geben. Bei der Eisleber Frühlingswiese wird ein traditioneller Rummel mit einer Handwerkermesse verbunden. Mehrere tausend Besucher werden dort jährlich gezählt. Das eigentliche Wiesenfest wird in Eisleben im September gefeiert.
Bedrohung in Lützen
Unterdessen ist der Inhaber einer Pizzeria in Lützen (Burgenlandkreis) von zwei Männern bedroht und mit ausländerfeindlichen Parolen beleidigt worden. Die Täter hatten am Sonntagabend das Lokal betreten und den 39-jährigen Aserbaidschaner sowie einen Landmann beschimpft, wie die Polizei mitteilte.
Zeugen des Überfalls in Eisleben werden gebeten, sich bei der Polizei unter 0345 / 2 24 12 92 zu melden.