Top-Gehalt Top-Gehalt: Neuer Chefarzt der Uniklinik Magdeburg soll 550.000 Euro im Jahr bekommen, trotz leerer Kasse

Magdeburg - Der Aufsichtsrat der Uniklinik Magdeburg berät am Donnerstag über einen Arbeitsvertrag, der für den öffentlichen Dienst der teuerste in der Landesgeschichte werden könnte. Es geht um einen Sechs-Jahres-Vertrag als Ärztlicher Direktor.
Nach MZ-Informationen soll ein sehr aussichtsreicher Bewerber 550.000 Euro Jahresgehalt fordern. Damit würde er mehr als dreimal so viel verdienen wie Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU, 176.000 Euro Grundgehalt) und auch deutlich mehr als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, 330.000 Euro).
Im Juni hatte die Uniklinik den Spitzenposten öffentlich ausgeschrieben. Die Besetzung soll zum 1. April erfolgen. Der Ärztliche Direktor ist zugleich Vorsitzender des vierköpfigen Klinikvorstandes. Bei dem aussichtsreichen Bewerber handelt es sich um einen Professor, der im Magdeburger Uniklinikum bereits seit Jahren eine der Kliniken leitet. Er hat sich deutschlandweit einen Namen gemacht. Sein Gehalt soll bereits jetzt über dem des scheidenden Ärztlichen Direktors Jan Hülsemann liegen.
Magdeburg: Gremium muss am Donnerstag entscheiden
Im Aufsichtsrat gibt es starke Bestrebungen, den Mann an die Spitze des Unternehmens zu stellen. Ein zweiter Bewerber kommt von außerhalb. Am Donnerstag muss das Gremium entscheiden, ob es die geforderte Summe bieten will. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD), wollte sich auf MZ-Nachfrage zu konkreten Summen nicht äußern. Er verwies jedoch auf einen härter werdenden Arbeitsmarkt für Führungskräfte.
„Das zwingt uns, auch marktfähige Gehälter anzubieten.“ Willingmann betonte, bei Verhandlungen werde es auch um leistungsbezogene Komponenten gehen. Das Gehalt soll sich also zumindest teilweise am Erfolg des Unternehmens orientieren. Der neue Chef der halleschen Uniklinik, Thomas Moesta, verdient nach MZ-Informationen deutlich weniger als die in Magdeburg diskutierte Summe.
Eine andere Personalie mit Spitzengehalt hat der Aufsichtsrat bereits festgezurrt. Die Kaufmännische Direktorin der Magdeburger Uniklinik, Kerstin Stachel, hat ihr Jahresgehalt auf rund 300 000 Euro gesteigert. Sie arbeitet bereits seit drei Jahren auf der Position und hatte ein konkretes Abwerbe-Angebot.
Magdeburger Uniklinik: Investitionsstau von 800 Millionen Euro
Mit 3.700 Vollkräften zählt das Magdeburger Uniklinikum zu den wichtigsten Arbeitgebern des Landes. Es nimmt jährlich 43.000 Menschen stationär auf und behandelt 81.000 Patienten ambulant. Wirtschaftlich steht das Haus schlecht da. Für dieses Jahr wird ein Defizit von mehr als zehn Millionen Euro erwartet – während Halle voraussichtlich eine schwarze Null erwirtschaftet. Gleichzeitig macht die Magdeburger Uniklinik einen Investitionsstau von 800 Millionen Euro geltend. Die Summe sei in einem Zeitraum von zehn bis 15 Jahren nötig, um das Haus wettbewerbsfähig zu halten, heißt es aus Vorstandskreisen.
Das Land ist auch bei anderen Managementposten unter Druck, mehr Geld zu zahlen. Konkret debattiert wird das bei den Geschäftsführern der landeseigenen Unternehmen. Die Koalition aus CDU, SPD und Grünen will, dass diese nicht mehr als ein Staatssekretär verdienen, das wären 130 000 Euro Grundgehalt im Jahr. Für begründete Ausnahmefälle soll aber auch mehr drin sein. So steht es in einem Antrag, den die Koalition im Dezember im Landtag verabschieden will. „Es gibt Spitzenleute, die das Land anders nicht binden kann“, so Finanzminister André Schröder (CDU). Diese Ausnahme müsse auch für Unikliniken gelten. (mz)
