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Thüringen Thüringen: Neun Jahre Haft für die Mutter der eingemauerten Babys

Von Sophia-Caroline Kosel 28.09.2006, 11:21
Sabine K. (M.), der Mutter der beiden eingemauerten Babys aus Altenburg, werden am Donnerstag (28. September) im Landgericht Gera die Handschellen abgenommen. (Foto: dpa)
Sabine K. (M.), der Mutter der beiden eingemauerten Babys aus Altenburg, werden am Donnerstag (28. September) im Landgericht Gera die Handschellen abgenommen. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Gera/dpa. - «Sie haben die Kinder unmittelbar nach derGeburt getötet, weil Sie in Ihrer damaligen Lebenssituation keineweiteren Kinder mehr gebrauchen konnten», sagte der VorsitzendeRichter Reinhard Maul. Die Mutter zweier erwachsener Töchter, diebeim Urteilsspruch am ganzen Körper zitterte und immer wieder mit demKopf schüttelte, hatte gesagt, die Kinder seien tot zur Weltgekommen. Sie wären jetzt 12 und 14 Jahre alt.

«Es ist so, dass Sie nachweislich gelogen haben», sagte Maul. DieSchwurgerichtskammer ging mit ihrem Strafmaß sogar noch über denAntrag der Staatsanwaltschaft hinaus. Diese hatte achteinhalb JahreGefängnis beantragt. Die Verteidigung plädierte auf Freispruch undkündigte Revision beim Bundesgerichtshof an. Die Babyleichen waren zuNeujahr gefunden worden. Der Ehemann der 44-Jährigen war zur Polizeigegangen, weil seine Frau sich von ihm trennen wollte. Er hattedamals die ungewollten Kinder im Kellerboden eingemauert und einenHeizkessel sowie eine Waschmaschine darüber gestellt.

Die Ehe sei bereits seit Mitte der 80er Jahre desolat gewesen,stellten die Richter fest. Ihr meist betrunkener Mann habe sie oftgeschlagen, zudem habe sie sich um ihre Großmutter und ihre krankejüngere Tochter gekümmert, hatte die 44-Jährige gesagt. Da sie diePille nicht vertrug und ihr Mann keine Kondome benutzen wollte, seisie Anfang der 90er Jahre - nach den Geburten der Töchter Anne undPeggy sowie zwei Fehlgeburten und einer Abtreibung - erneut schwangergeworden.

«Bei ihr hat sich ein Abwehrmechanismus gebildet: Sie hatniemandem etwas von der Schwangerschaft gesagt, normal weitergearbeitet und Sport getrieben - und niemand hat etwas bemerkt»,sagte Maul. Nach neun Monaten kam auf der Toilette ein Mädchen zurWelt. «Spätestens in diesem Moment entschlossen Sie sich, das Kind zutöten», betonte der Richter. Zwei Jahre später wiederholte sich dasGanze - wieder mit einem Mädchen.

Zwar konnten die Gerichtsmediziner nicht mehr feststellen, ob dieBabys tot oder lebendig zur Welt kamen und woran sie starben. Aberfür die Kammer steht fest: Sie sind höchstwahrscheinlich erstickt.Das erste tote Kind war in ein Bettlaken, Tücher und ein Nachthemdeingewickelt, das zweite wurde in einem verschlossenen blauenMüllsack gefunden. Diesen hatte die Altenburgerin zunächst in einKellerregal gestellt, bevor der Mann auch dieses Bündel vergrub.

Die erwachsenen Töchter der Frau trugen zur Urteilsverkündung T-Shirts mit der Aufschrift «Sabine, wir glauben an Dich!».