Thüringen Thüringen: Krokodile dürfen bald nicht mehr in die Badewanne

Erfurt/ddp. - "Klapperschlangenbisse sind bei uns weit verbreitet», sagt der Leiterder Erfurter Giftnotzentrale, Helmut Hentschel. Meistens seienmännliche Halter betroffen, die im betrunkenen Zustand mit ihremgefährlichen Haustier hantierten.
Derartige Vorfälle wird es in Thüringen womöglich bald nicht mehrgeben. Das Innenministerium prüft ein generelles Haltungsverbot fürgefährliche Tiere. Ziel des Gesetzesentwurfs könnte sein, soweitvorhanden Risiken für Menschen, aber auch Tiere auszuschließen, sagtein Ministeriumssprecher. Der Vorsitzende desLandestierschutzvereins, Gerd Fischer, begrüßt die Initiative: Esbestehe nicht nur eine immense Gefahr für die Halter und das Umfeld.«Die Tiere werden oft nicht artgerecht untergebracht», sagt Fischer.
Vor wenigen Wochen hatte Hessen als erstes Bundesland ein Verbotgefährlicher Tiere beschlossen. Künftig sollen dort unter anderemKrokodile, Gorillas, Skorpione, Vogelspinnen oder Giftschlangen nichtmehr als Haustiere erlaubt sein. Fischer findet das richtig und klagtüber eine Gesetzeslücke in Thüringen. Auch Hentschel siehtRegelungsbedarf. Es müsse endlich die Möglichkeit geben, die Quälereian den Exoten zu sanktionieren.
Nach Schätzung der Organisation «Pro Wildlife» leben inDeutschland rund 250 000 Riesen- und 100 000 Giftschlangen. Hinzukomme eine unbekannte Zahl von Krokodilen, Giftfischen undSkorpionen. Der Landestierschutzverein geht von einer hohenDunkelziffer auch in Thüringen aus. Laut Fischer können exotischeTiere einfach über das Internet oder bei dubiosen Händlern bestelltwerden, die sie dann über die Grenze schmuggeln.
Viele dieser Tiere verenden qualvoll. So wurden am Badestrandeines Erfurter Baggersees schon tote südamerikanische Piranhasgefunden. Offenbar waren sie von überforderten Aquarianern ausgesetztworden. «Es gibt Tiere, die gehören einfach nicht in Menschenhand»,sagt Fischer. Er fügt hinzu: «Wer glaubt, dass Krokodile in derBadewanne artgerecht versorgt sind, befindet sich auf dem Holzweg.»
Der Kick mit der Gefahr ist laut Fischer für viele Leute einMotiv, mit Giftschlangen und Spinnen zu leben. Auch fänden es einigeoffenbar schick, etwas in der Wohnung zu haben, was schleicht oderkrabbelt und was der Nachbar nicht hat. Fischer fordert hier eingrundsätzliches Verbot, doch will er Ausnahmen zulassen, wennLiebhaber vorher nachweisen, dass sie die Tiere artgerecht haltenkönnen. Laut Rudolf Giersch vom Landesverband der ZoologischenFachbetriebe (ZFF) wird dies schon jetzt von den Händlern überprüft.Giersch verweist jedoch auf große Terraristikmessen, auf denen dieTiere rasch zu erwerben seien. «Da herrschen katastrophale Zustände»,klagt er.
Giersch hat für ein Verbot nach hessischem Vorbild «definitivnichts» übrig. Er prophezeit Thüringen einen blühenden Schwarzmarkt,falls das Land nachzieht. Denn: «Alles, was man verbietet, wird janoch interessanter», argumentiert er.