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Straathof  Straathof : Schweinezüchter unter Druck

16.12.2014, 10:52
Adrianus Straathof steht in einem seiner Ställe. Jetzt droht ihm womöglich das Ende als Schweinezüchter.
Adrianus Straathof steht in einem seiner Ställe. Jetzt droht ihm womöglich das Ende als Schweinezüchter. Andreas Plein/LAIF Lizenz

Magdeburg - Nach einem gerichtlichen Etappensieg gegen den umstrittenen Schweinezüchter Adrianus Straathof geht der Landkreis Jerichower Land weiter gegen mutmaßliche Tierschutz-Verstöße vor. „Der Beschluss des Verwaltungsgerichts Magdeburg bestätigt die Vorgehensweise meiner Verwaltung“, sagte Landrat Steffen Burchhardt (SPD) gestern. „Ich bin optimistisch, dass sie auch in der zweiten Instanz Bestand haben wird.“

Beschwerde abgelehnt

Das Verwaltungsgericht Magdeburg hatte am Montagabend eine Beschwerde Straathofs gegen das Tierhaltungsverbot abgelehnt. Nun sei der Fall in zweiter Instanz am Oberverwaltungsgericht Magdeburg anhängig, sagte der Vorsitzende Richter, Oliver Becker. Ein Antrag, das gegen Straathof gerichtete Verbot bis zum Urteil auszusetzen, sei zunächst nicht eingegangen. Straathof habe nun einen Monat Zeit, seine Position zu begründen. Bislang liege aber nichts vor, sagte eine Gerichtssprecherin.
Der Kreis Jerichower Land prüft unterdessen, ob er ein angedrohtes Zwangsgeld von 50 000 Euro eintreiben und möglicherweise sogar ein noch höheres Zwangsgeld androhen könnte. Zudem werde inzwischen auch gegen eine GmbH von Straathof ein Verfahren mit dem Ziel eines Tierhaltungsverbots geführt.

Das bereits verhängte Verbot zielte ausschließlich auf die Person Straathof. Man könne aber sowohl gegen eine Person als auch gegen Unternehmen vorgehen, erklärte ein Sprecher des Kreises.
Der Niederländer Straathof gilt als einer der größten Schweinezüchter in Europa. Jährlich produziert das Unternehmen nach eigenen Angaben 1,5 Millionen Ferkel. Der Kreis Jerichower Land hatte Ende November ein bundesweites Tierhaltungsverbot gegen den Unternehmer erlassen. Neben Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens (CDU) hatte sich auch die agrarpolitische Sprecherin der Grünen im Magdeburger Landtag, Dorothea Frederking, hinter diese Entscheidung gestellt. Nach ihren Worten ist das Verbot „ein Befreiungsschlag für Mensch und Tier“. Mit dem Verbot reagierte die Kreisverwaltung, wie es hieß, auf gravierende und anhaltende Verstöße. Dabei soll es um die Überbelegung von Ställen, aber auch um falsche Ernährung und den Einsatz von Medikamenten gehen.

Leitung muss neu geregelt werden

Nunmehr ist der sogenannte „Schweine-Baron“ nicht mehr berechtigt, Viehzuchtbetriebe zu führen. Die Folge: Der Unternehmer muss die Leitung umgehend abgeben oder zumindest juristisch neu regeln. Der laufende Betrieb ist aber davon zunächst nicht betroffen. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums sind Arbeitsplätze erst in Gefahr, wenn ein Betrieb schließen müsste. Noch nicht abgeschlossen sind Untersuchungen der Staatsanwaltschaft Stendal, die nach Anzeigen und einer Razzia in einer Schweinezuchtanlage Straathofs bei Genthin diverse Vorwürfe aufarbeitet.

Eine Sprecherin des Straathof-Konzerns hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Den Tieren seien keine Schmerzen zugefügt worden. Auch würden ohne tierärztliche Indikation keine Antibiotika verabreicht.
Straathof hält nach Angaben des Landkreises Jerichower Land allein auf dessen Gebiet in mehreren Betrieben 70 000 Tiere. Zu dem Unternehmen gehören auch Anlagen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen sowie in den Niederlanden und in Ungarn.

Behörden in Sachsen-Anhalt gehen derweil nicht nur gegen Straathof vor. Der Saalekreis hatte kürzlich 134 Schweine aus der Zuchtanlage eines Betreibers in Großkayna abtransportieren lassen. Auch dort ging es um Verstöße gegen den Tierschutz. Es sind mehrere Gerichtsverfahren anhängig. (dpa/mz/rbo)