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Sparkurs in Sachsen-Anhalt Sparkurs in Sachsen-Anhalt: Uni Magdeburg will auf Rechtsmedizin verzichten

Von Hendrik Kranert-Rydzy 20.10.2013, 21:03
In einem Institut für Rechtsmedizin wird eine Leiche obduziert.
In einem Institut für Rechtsmedizin wird eine Leiche obduziert. dpa Lizenz

Magdeburg/MZ - Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg will offenbar zugunsten der Martin-Luther-Universität Halle auf ihr Institut für Rechtsmedizin verzichten. Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) bestätigte der MZ Informationen aus der Landespolitik, wonach es künftig nur noch ein Institut in Halle geben soll. Die Uni Magdeburg erklärte auf Anfrage, es sei „noch nichts entschieden“.

Beide Institute sind seit Jahren defizitär, die Gebührensätze etwa für Untersuchungen an Leichen und Stundensätze für Pathologen sind nicht kostendeckend. In Magdeburg fiel 2012 ein Minus von 680.000 und in Halle von 760.000 Euro an. Bislang werden die Verluste aus dem Etat der Unis getragen, doch die stehen selbst unter Einspardruck. Forderungen aus der Politik, dass sich neben dem Wissenschaftsministerium auch die Ressorts Justiz, Innen und Soziales an den Kosten beteiligen, stoßen dort auf taube Ohren.

Im Etatentwurf 2014 sei nur so viel Geld eingeplant, dass das Minus eines Instituts ausgeglichen werden könnte, sagte der finanzpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Kay Barthel. „Es müsste also mehr Geld zur Deckung der Verluste eingestellt werden“, erklärte Wissenschaftsminister Möllring, „ich wüsste aber nicht, woher das kommen soll.“ Daher sei es vernünftig, dem Vorschlag der Magdeburger zu folgen, ihre Rechtsmedizin aufzugeben. „Für die universitäre Lehre hat das Institut in Magdeburg ohnehin keine Bedeutung“, so Möllring. Für beide Einrichtungen gebe es nur eine Professur. „Kein Konzern würde sich zwei defizitäre Betriebsteile in nur 85 Kilometer Entfernung leisten.“

Vor allem aber Kriminalisten und Staatsanwälte sorgen sich um die Effektivität der Ermittlungen, sollte es nur noch eine Rechtsmedizin geben. „In anderen Bundesländern geht es auch“, widerspricht der Dekan der Medizinischen Fakultät in Halle, Michael Gekle. Es sei sinnvoll, mittel- bis langfristig die Rechtsmedizin zu bündeln. Ein Argument, dem sich die CDU im Landtag nicht mehr verschließen will. „Wenn Magdeburg sich zum Verzicht bekennt, ist meine Fraktion dafür, die Rechtsmedizin in Halle zu bündeln“, sagte Fraktionschef André Schröder. Noch sieht ein Landtagsbeschluss den Erhalt beider Standorte vor.

„Wir brauchen Einvernehmen in der Koalition, den Beschluss zu ändern“, so Schröder. Bislang heißt es jedoch, dass sich die SPD, namentlich Fraktionschefin Katrin Budde, dagegen sperre. Budde wollte sich dazu nicht äußern. Automatisch billiger würde eine Standortkonzentration nicht. Gekle zufolge müsste in Halle in Gebäude und Geräte investiert werden. Personal aus Magdeburg bräuchte man nicht.