Schifffahrt Schifffahrt: Europas größtes Wasserstraßenkreuz wurde eröffnet

Magdeburg/dpa. - Europas größtes Wasserstraßenkreuz ist amFreitag bei Magdeburg für den Schiffsverkehr freigegeben worden.Damit kommen Binnenschiffer schneller von Ost nach West. Eine fasteinen Kilometer lange Kanalbrücke verbindet den Mittelland- mit demElbe-Havel-Kanal und erlaubt erstmals eine direkte Passage zwischendem Ruhrgebiet und Berlin. Der zeitaufwendige Umweg von zwölfKilometern auf der Elbe entfällt damit. Zu dem eine halbe MilliardeEuro teuren Großprojekt gehören auch zwei neue Schleusen. SechsJahre wurde an dem Wasserstraßenkreuz gebaut.
Frachter mit bis zu 1350 Tonnen Ladevolumen - das entspricht 50Lastwagenladungen - können nun das ganze Jahr vollbeladen auf derOst-West-Route fahren. Sie sind nicht mehr vom schwankendenWasserstand der Elbe abhängig. Bislang mussten sie in Magdeburg oftWaren abladen, um weiterfahren zu können.
Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) sprach sich bei derEröffnung dafür aus, zur Entlastung der Umwelt und zur Verhinderungvon Staus mehr Güterverkehr von der Straße aufs Wasser zuverlagern. «Es ist uns daher wichtig, die Wasserstraßen als sichereund umweltfreundliche Verkehrswege wieder attraktiver für dieWirtschaft zu machen.» Mit dem Magdeburger Wasserstraßenkreuz seiein Nadelöhr beseitigt. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident WolfgangBöhmer (CDU) sagte, für die Binnenschifffahrt sei ein lang gehegterTraum in Erfüllung gegangen.
Die 918 Meter lange Kanalbrücke, deren Form an einen Schiffsrumpferinnert, gilt als ingenieurtechnische Meisterleistung. 68 000Kubikmeter Beton und 24 000 Tonnen Stahl wurden verbaut. 132 000Tonnen Wasser befinden sich im so genannten Trog, der 34 Meter breitund 4,25 Meter tief ist - damit könnten eine halbe MillionBadewannen gefüllt werden. Auch Erdbeben soll der Koloss aushalten.
Das Wasserstraßenkreuz gehört zum Verkehrsprojekt DeutscheEinheit Nummer 17 (VDE 17), dem 2,3 Milliarden Euro umfassendenAusbau der Kanäle und Häfen zwischen Hannover und Berlin. DasGesamtprojekt soll in etwa zehn Jahren abgeschlossen sein. Dannsollen dort auch Großmotorschiffe mit bis zu 2000 Tonnen Ladung undSchubverbände mit bis zu 3600 Tonnen Ladung verkehren können.
Die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost rechnet mit einemZuwachs der Schiffstransporte auf der Ost-West-Strecke. 2002 warenes knapp vier Millionen Tonnen, 2015 sollen es bis sieben MillionenTonnen sein. Kritiker halten das für unrealistisch. Der Bund fürUmwelt und Naturschutz (BUND) forderte deshalb, auf die weitereUmsetzung des VDE 17, den weiteren Ausbau der Kanäle zu verzichten.
Am Donnerstag hatte es am Wasserstraßenkreuz eine technischePanne gegeben. An der Schleuse Rothensee zerplatzte eineDruckwasserleitung, wodurch Teile einer Uferböschung in einKanalbecken abrutschten.
