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Schadenersatz-Prozess in Magdeburg Schadenersatz-Prozess in Magdeburg: Katzen-Jagd über die Motorhaube

29.10.2014, 11:01
So wirklich gern haben sich Katze und Hund auch im Kurzfilm „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“  (Original „Room on the Broom“) von 2012 nicht.  
So wirklich gern haben sich Katze und Hund auch im Kurzfilm „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“  (Original „Room on the Broom“) von 2012 nicht.   Archiv/dpa Lizenz

Magdeburg - Die Mühlen der deutschen Justiz mahlen ja mitunter langsam. Jede Menge Fristen, überlastete Richter, komplizierte Verfahren, man kennt das. Am Landgericht Magdeburg beginnt am Mittwoch ein Zivilprozess, der Stoff für eine Novelle bietet.

In den Hauptrollen: Ein „Magyar Vizsla Kurzhaar“, ein ungarischer Vorstehhund, in diesem Fall 22 Kilogramm schwer und 60 Zentimeter hoch. Die Rasse vereine „die Vorzüge eines Windhundes, Ausdauer und Schnelligkeit, mit Spur und Fährtensicherheit“, heißt es lobend im Wikipedia-Eintrag. Und: Die Hunde seien „ausgesprochen lernwillig“. Außerdem seien es „sehr sensible Hunde“ mit ausgeprägtem Kontaktbedürfnis. Ihren Herrchen oder Frauchen wichen sie nicht von der Seite. Neben dem Kontaktbedürfnis brauchen die Hunde viel Bewegung und „entsprechende geistige Auslastung“.

Ob das der Auslöser war für das Malheur, das sich am 8. Oktober 2012 in Langenstein, einem „idyllischen Ort im Harzvorland“ bei Halberstadt ereignet haben soll? Das soll der heutige Prozess vor der 10. Zivilkammer des Landgerichts im Saal B 14 klären. Fest steht: In dem kleinen Ort wurde ein Audi Kombi erheblich beschädigt.

Die klagende Halterin des Autos weiß auch, wie das passierst ist: Der Hund soll ihr Auto „bei der Jagd nach einer Katze derart beschädigt haben, dass ihr insgesamt ein Schaden in Höhe von über 10.000 Euro entstanden sein soll“, wie das Gericht mitteilte. Das sieht die Besitzerin des ungarischen Vorstehhunds ganz anders: Sie und ihre Haftpflichtversicherung bestreiten, dass der Jagdhund das Auto beschädigt hat.

Ein Zeuge erklärte am Mittwoch, der Hund habe sich losgerissen und sei der Katze hinterhergerannt, die mit einem Sprung auf das Autodach flüchtete. Anschließend kam vermutlich die dem ungarischen Vorstehhund typische Ausdauer ins Spiel: Jedenfalls soll das Tier immer wieder versucht haben, der Katze auf das Autodach hinterher zu springen - was der Jagdhund allerdings nicht schaffte. Vermutlich hinterließ diese Hatz deutliche Spuren im Lack des Audi Avant.

Als der Hund schließlich den Umweg über die Motorhaube genommen habe, so der Zeuge weiter, reagierte auch die Katze: Sie floh einfach auf das Dach eines daneben parkenden Autos. Dort sei das Katz-und-Hund-Spiel dann weitergegangen, bis die herbeigeeilte Halterin ihren Hund zurückzogen habe.

Vom Schriftsteller und Journalisten Kurt Tucholsky ist dieses Zitat überliefert: „Die Katze ist ein freier Mitarbeiter, der Hund ist Angestellter.“ Manchmal allerdings streiken auch Angestellte. Das Zivilgericht will im November entscheiden. (mz/wsl/pek)

 

 

„Magyar Vizsla“, ein ungarischer Vorstehhund wie dieser soll die Schäden an dem Auto verursacht haben.
„Magyar Vizsla“, ein ungarischer Vorstehhund wie dieser soll die Schäden an dem Auto verursacht haben.
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