Vom Bürgerhaus zum Hotel? Vom Bürgerhaus zum Hotel?: "Ich möchte einfach dass der Ort wieder belebt wird"

Schadeleben - Alfred Malecki ist es zufrieden. Das ehemalige Bürgerhaus von Schadeleben, in dem früher die Räte tagten, die Frauen des Ortes sich zu Bastelnachmittagen oder zum Kaffeeklatsch trafen und die Line-Dance-Mädel ihre Schrittkombinationen übten, das aber seit dem Bau des Seelandforums seit Jahren fast leer steht, ist nun verkauft.
„Und ich finde es gut, dass es dem Ort erhalten bleibt“, gibt der Ortsbürgermeister unumwunden zu. Denn der Käufer hat interessante Pläne damit und will - so es klappt - ein Hotel daraus machen.
Vom Bürgerhaus zum Hotel?: Investor ist kein Unbekannter
Investor Lothar Quaisser ist in Schadeleben kein Unbekannter mehr. Nach der Wende hatte er im Ort Wohnblöcke von der Genossenschaft gekauft und saniert. 40 Wohnungen, in denen heute sogar bis zu drei Generationen leben.
„Als ich damals herkam, stand noch der Bagger im Loch“, erinnert sich der Lüneburger. „Aber durch den See, da bin ich mir sicher, wird das ein ganz toller Ort mit sehr viel Perspektive.“
Auch das leerstehende Sozialgebäude, in dem früher die Bank und die Rettungswache untergebracht waren, hat Quaisser deshalb inzwischen gekauft. „Ich möchte günstige Büroräume für Gewerbetreibende daraus machen, versuchen, einen kleinen Einkaufsladen nach Schadeleben zu holen, einen Arzt, vielleicht zieht auch die Sparkasse dort rüber“, zählt er auf und spricht von niedrigen Mieten.
„Ich möchte einfach, dass der Ort eine bessere Infrastruktur bekommt, das Ortszentrum wieder belebt wird“, erklärt Quaisser sein Vorhaben und hat auch schon einen Namen für das Objekt: Seelandcenter. Und genau in der Mitte zwischen beiden Projekten liegt nun das alte Bürgerhaus. „Das passt“, findet der Käufer, der das Angebot im Schaukasten des Ortes entdeckt hatte.
Vom Bürgerhaus zum Hotel?: Schon eine Bauvoranfrage gestellt
Für das Gebäude hat Quaisser nun eine Bauvoranfrage gestellt, ob es denn als Hotel genutzt werden darf. Wenn das möglich ist, will er sich auf die Suche nach einem Hotelier machen. „Und da für so eine Einrichtung auch ein Parkplatz nötig ist, würde ich schauen, ob wir auf eigene Kosten den Spielplatz verlegen könnten.“
Doch egal, was passiert, Ortsbürgermeister Alfred Malecki ist sich sicher: „Unser Ort wird dadurch weiter aufgewertet.“
Auch Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer sieht das so. „Es kann nun eine Entwicklung stattfinden, für den Ort, für den See.“ Und sie glaubt, dass mit der Teilöffnung des Concordia Sees in Zukunft auch noch weitere Objekte touristisch genutzt werden können.
Vom Bürgerhaus zum Hotel?: Verkauf ist auch für die Kasse
Aber nicht nur in dieser Hinsicht freut sie sich über die Entscheidung von Ortschafts- und Stadtrat. „Natürlich ist der Verkauf auch für die Kasse gut, da können wir andere Maßnahmen gegenfinanzieren.“ Das Froser Feuerwehrdepot und das Gaterslebener Löschfahrzeug seien in diesem Jahr Schwerpunkte, spricht sie vom Solidarprinzip der Stadt.
Die sei nach wie vor dabei, weitere Objekte, die sich in öffentlicher Hand befinden, zu verkaufen. Die alte Schule von Frose etwa oder den Wasserturm, den Gaterslebener Oberhof oder die Halle, in der der Jugendklub untergekommen war. Aber auch Wohnhäuser gehören dazu. „Manchmal sind es Ruinen, manchmal kann die Stadt die Gebäude nicht mehr gebrauchen oder sie sind unbewohnbar, ein Schandfleck für den Ort“, findet Heidrun Meyer.
Vom Bürgerhaus zum Hotel?: Verkauf an vernünftige Investoren
Alte Wohnhäuser, Schulen, ehemalige Kindereinrichtungen - knapp über 100 solcher Objekte befinden sich im Seeland in kommunaler Hand. Und das Geld der Stadt reicht nicht, um solche Wahrzeichen und ungenutzte Häuser zu erhalten.
Sie an vernünftige Investoren zu verkaufen, die die Mittel zur Sanierung haben, sei da weitaus besser, findet die Bürgermeisterin und nennt als Beispiele die alte Ratsschänke von Frose und die ehemalige Sekundarschule von Hoym. „Und wir unterstützen damit auch die Wirtschaft.“
„Es ist kein Verramschen unserer Objekte auf Teufel komm raus.“
Ein zweiter finanzieller Nutzen: Seit der Einführung der Doppik-Haushaltsführung müssen für Gebäude Abschreibungen - also die Summen, die zur Sanierung nötig sind - vorgehalten werden. Ein Verkauf erleichtert also auch dabei die städtische Kasse.
Weitaus wichtiger sind für Heidrun Meyer und Alfred Malecki aber die Möglichkeiten, die sich aus einem solchen Verkauf für den Ort ergeben. „Es kann eine Entwicklung stattfinden“, sagt die Bürgermeisterin. Und der Schadelebener Ortschef fügt hinzu: „Es ist kein Verramschen unserer Objekte auf Teufel komm raus.“ Denn die Stadt schaue genau auf die Käufer und deren Pläne. (mz)