Vermögen und Schulden Vermögen und Schulden: Als erste Gemeinde im Salzlandkreis legt die Stadt Seeland eine Eröffnungsbilanz vor

Seeland - Wie viel ist eine Stadt wert? Geht es nach der Kommunalpolitik, lässt sich diese Frage in konkrete Zahlen fassen. Für die kleine Stadt Seeland, die sich aus sechs Ortsteilen zusammensetzt, wurden nun 55 Millionen Euro ausgemacht.
Obwohl die Summe wohl nicht ganz stimmen wird. Denn sie bewertet den Zustand der Kommune vor fünf Jahren, als der doppische Haushalt eingeführt wurde.
Doppik bedeutet „doppelte Buchführung in Konten“ - ein kaufmännisches Rechnungswesen, das einen Überblick über Vermögenslage und Schuldenstand geben soll, über die Finanzen und die Ressourcen mit Ertrag, Aufwand und Abschreibungen, um deren Erhalt zu gewährleisten. Diese Haushaltsführung löste bei den Kommunen vor fünf Jahren die Kameralistik ab, die nur über den Geldverbrauch Auskunft gab.
Doppik löste vor fünf Jahren die Kameralistik ab
Unumstritten ist die Doppik aber nicht, da - so die Kritiker - eine Kommune eben kein Wirtschaftsbetrieb sei, der mit Abschreibungen hantieren sollte. Zudem machte es unwahrscheinlich viel Arbeit, all die Gebäude, Straßen, Denkmäler und Plätze, die der Kommune gehören, überhaupt erst zu erfassen und deren Werte zu beziffern.
Im Seeland liegt diese Eröffnungsbilanz nun vor - geprüft und genehmigt. Als erste im gesamten Salzlandkreis. Jetzt kann sich die Kämmerei an die darauffolgenden Jahresabschlüsse machen und so den aktuellen Wert der Stadt Seeland errechnen.
Erfassung des Vermögens dauerte mehrere Jahre
„Ein Meilenstein für die Stadt“, sagt Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer. Und gibt zu: „Lange hat’s gedauert.“ Doch es sei eine schwierige Aktion gewesen, die über Jahre lief. „Mit so wenigen Leuten“, begründet sie das. „Die haben das alles nebenbei neben ihrer eigentlichen Arbeit gemacht.“
In alle Bereiche habe diese Erfassung hineingegriffen. Und so dankt die Bürgermeisterin ihren Mitarbeitern. „Ich freue mich so, dass wir das als kleine Verwaltung hinbekommen haben.“
Viele Arbeit vor allem im Gebäudemanagement
Und einfach war es wirklich nicht, gesteht Sarina Winter, die für das Gebäudemanagement zuständig ist. Sie erzählt von Vermessungen, von Grundrissen und Baujahren. Und von Gebäudekatalogen, die zur Bestimmung des Sachwertes herangezogen wurden. Alte Rechnungen wurden durchforstet, ob es für die Häuser mal eine Sanierung gab.
„Mit dem Laufrad sind wir die Straßen abgefahren“, erzählt Sarina Winter. „Aber nach zwei Tagen haben wir das abgebrochen. Wir wären nie damit fertig geworden“, sagt sie. Am Ende wurde das Stadtgebiet einfach überflogen, um die Straßenkilometer erfassen zu können und all die Brücken, Durchlässe, Kanäle, Wege und Plätze.
4,5 Millionen Quadratmeter Flurstücke
Doch auch wenn die so zusammengekommenen Euro-Summen eher rechnerische Größen sind, interessant ist es schon, über welche Schätze die Stadt Seeland eigentlich verfügt. Kämmerin Adele Frühling nennt 4,5 Millionen Quadratmeter an Flurstücken.
Dazu gehören Wald und Forst, Grünflächen, landwirtschaftlich genutzter Boden. Die unbebauten Flächen seien knapp zwei Millionen Euro wert, die bebauten ebenso. Dazu komme ein Gebäudewert von etwa 19 Millionen, denn der Stadt gehören auch Verwaltungs- und Wohngebäude, Schulen, Garagen, Dorfgemeinschaftshäuser. Die meisten davon - 34 - stehen in Gatersleben, die wenigsten - vier - in Friedrichs-aue.
Zur Stadt gehören insgesamt 78 Kilometer Straße
Und wie viele Straßen schlängeln sich nun durch das Seeland? „Insgesamt 200“, bilanziert Adele Frühling. Davon würden 23 dem Kreis oder dem Land gehören. „Wir haben immerhin 78 eigene Straßenkilometer“, macht die Kämmerin die Länge fest. Das würde übrigens genau bis nach Leipzig reichen.
Sport-, Spiel-, Park- und ganz normale Plätze gibt es in jedem Ortsteil durchschnittlich sechs, nur das kleine Friedrichsaue schert aus. Das hat zwei. Auch Brücken besitzt die Stadt - obwohl die Seeland heißt, allerdings nur in zwei Ortsteilen: in Hoym (zwölf) und in Gatersleben (neun), durch die die Selke fließt. Ein kleines Venedig ist Seeland also nicht. Ganz ohne Wasser geht es aber auch in den anderen Ortsteilen nicht. Hier gibt es immerhin 39 Durchlässe.
Kulturdenkmäler wurden ebenfalls aufgelistet. Im Seeland sind es 21. So etwa die Erdrutschgedenkstätte in Nachterstedt, die Trauerhalle in Hoym, das Kriegerdenkmal in Frose, der Gedenkstein in Schadeleben, der Gaterslebener Brunnen in der Schmiedestraße.
Dazu kommen Kunstgegenstände, wie Skulpturen, Plastiken oder historische Gegenstände. Adele Frühling nennt den Schadelebener Bären, die alte Feuerwehrtechnik in Hoym, die Fruchtbarkeitsgöttin von Frose, die Skulptur vor dem Bürgerhaus in Gatersleben oder den Flügel im Nachterstedter Dorfgemeinschaftshaus. Denn auch so etwas mache den Wert einer Stadt aus. (mz)