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Verbandsgemeinde Saale-Wipper Verbandsgemeinde Saale-Wipper: Globig fordert Rücktritt von Helmut Zander

Von Torsten Adam 06.09.2016, 08:01

Güsten - Am Montag, 15. Januar 2017, tritt Jan Ochmann (CDU) seinen Dienst als Verwaltungsleiter der Verbandsgemeinde Saale-Wipper im Güstener Rathaus an. Für mindestens sieben Jahre. In seinem Beruf als Jurist kann der Alslebener dann nicht mehr weiter arbeiten. „Meine Frau führt die Kanzlei allein weiter“, betont der 45-Jährige, dass sich die Familie natürlich für den nun eingetretenen Fall der Fälle Gedanken über den weiteren beruflichen Weg gemacht hat.

Jan Ochmann gelang es nicht nur, in beiden Alslebener Wahllokalen über 86 Prozent der Stimmen auf sich zu vereinen, sondern auch seine Nachbarn zu mobilisieren. Denn in der Schifferstadt war die Wahlbeteiligung deutlich höher als etwa in Güsten. Für den Rechtsanwalt war das die halbe Miete. Am ausgeglichensten war das Resultat in Amesdorf: Hier lagen die Stimmenzahlen aller vier Kandidaten zwischen 18 (Al-Chakmakchi) und 34 (Schiemann).

Leichteres Spiel ohne Amtsinhaber

Sein Durchmarsch bei der Bürgermeister-Wahl am Sonntag ist auch darin begründet, dass der Amtsinhaber nicht erneut kandidiert hat. Dessen ist sich Jan Ochmann bewusst, der just an seinem 45. Geburtstag die Nachricht erhielt, dass Steffen Globig (SPD) nicht mehr antritt. Neben den Querelen mit den Mitgliedsgemeinden und dem Verbandsgemeinderat dürfte bei dieser Entscheidung des Warms-dorfers auch eine Rolle gespielt haben, dass er in der eigenen Partei nicht den vollen Rückhalt erfuhr. Die Güstener Sozialdemokraten nominierten stattdessen Seluan Al-Chakmakchi - eine aus Parteienperspektive falsche Entscheidung. So viel lässt sich nach dem Wahlergebnis sagen.

Al-Chakmakchi bereut nichts

Der 38-jährige Mitarbeiter der Kreisverwaltung steht vor einem Scherbenhaufen: Der Güstener verlor nicht nur seinen Posten als SPD-Kreisvorsitzender. Auch die Bürgermeisterwahl endete mit nur 14 Prozent, obwohl er als einziger Kandidat in Saale-Wipper mit Wahlplakaten intensiv für sich geworben hatte. Der MZ sagte er, dass ihn die niedrige Wahlbeteiligung noch mehr getroffen habe als das eigene bedauerliche Resultat. „Das Schöne war, dass die Bevölkerung überhaupt eine Wahl unter vier Bewerbern hatte.“ Seine innerparteiliche Kampfkandidatur gegen Steffen Globig bereue er rückblickend nicht: „Die Situation war ja verfahren. Die Kommunikation zwischen ihm und den Mitgliedsgemeinden verlief zum Teil nur noch über Presse und Gerichte.“ Diese Auseinandersetzungen seien sicher auch mit eine Ursache für die schwache Wahlbeteiligung gewesen. In allen 14 Orten der Verbandsgemeinde unterwegs, habe er in vielen Gesprächen erfahren, dass die Bürger den Eindruck haben, dass sich die Politik von ihnen entfernt hat, egal auf welcher Ebene.

Öffentlich kaum in Erscheinung trat Danilo Barth (Die Linke). Erst am letzten Tag der Frist reichte der in der Region nahezu unbekannte Leipziger seine Kandidatur ein. In den nur drei Wochen bis zum Urnengang war ein erfolgversprechender Stimmenfang nicht mehr möglich. Zumal der 34-jährige Betriebswirt nach Angaben seiner Partei erkrankte und Termine wie das Vorstellungsporträt in der MZ oder die Foren in Giersleben und Alsleben nicht mehr wahrnahm. Auch am Montag war Danilo Barth für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Amesdorf war der einzige Ort, in dem er nicht die wenigsten Stimmen des Kandidaten-Quartetts holte.

Zu spät für Kandidatur entschieden

Als Mitfavorit neben Jan Ochmann gehandelt, kassierte Conny Schiemann zwei Tage nach seinem 40. Geburtstag eine empfindliche Schlappe. Der Verwaltungswirt konnte von seiner Position als stellvertretender Bürgermeister nicht in ausreichendem Maße profitieren. Selbst in seiner Heimatstadt Güsten konnte er insgesamt nicht gewinnen, die Stimmen-Mehrheit in Warmsdorf und Amesdorf war zu gering, um den Wahlsieger ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Gegenüber der MZ konstatierte er am Montag: „Der zweite Sieger ist auch der erste Verlierer. In dieser Deutlichkeit hätte ich das Ergebnis nicht erwartet.“ Im Nachhinein betrachtet habe er sich zu spät für eine Kandidatur entschieden. „So blieb nicht viel Zeit, für mich zu werben“, sagte Conny Schiemann.

Sein Chef Steffen Globig, der noch am Wahlabend seinem Nachfolger im Bürgerhaus persönlich gratulierte, zeigte sich nicht überrascht vom Wahlausgang. Er bedauerte die niedrige Wahlbeteiligung - insbesondere in Güsten - und forderte Konsequenzen innerhalb seiner SPD.

„Für meine Partei ist das ein Desaster, das viele aber auch prophezeit haben“, sagte der Verbandsgemeinde-Bürgermeister. Steffen Globig machte direkt Güstens Bürgermeister Helmut Zander dafür verantwortlich und forderte Konsequenzen, sprich dessen Rücktritt als SPD-Ortsvereinschef.

Seine Partei sei bereits für die Personalquerelen im Vorfeld der Landtagswahl abgestraft worden, gelernt habe aber nicht jeder Genosse daraus. „Ich hätte gern mit der SPD weitergemacht“, so Steffen Globig.

(mz)

Die Wahlhelfer Diana Balzer (von links), Hilmar Landgraf, Ilka Gornowitz, Gerhard Malkowski und Marlis Bey zählten im Güstener Ratskeller die Stimmen aus.
Die Wahlhelfer Diana Balzer (von links), Hilmar Landgraf, Ilka Gornowitz, Gerhard Malkowski und Marlis Bey zählten im Güstener Ratskeller die Stimmen aus.
Conny Schreiber
Der Neue: Jan Ochmann
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