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Kindertagesstätte  Stadtrat Nienburg: Kindertagesstätten Wedlitz und Gerbitz schließen für größere Kita in Nienburg

Von Andreas Braun 24.06.2016, 21:41
Wedlitz: Das Gebäude ist Baujahr 1930. Derzeit sind sieben Krippenkinder und 11 Kinder im Kindergarten untergebracht.
Wedlitz: Das Gebäude ist Baujahr 1930. Derzeit sind sieben Krippenkinder und 11 Kinder im Kindergarten untergebracht. Engelbert Pülicher

Nienburg/Gerbitz/Wedlitz - Die Entscheidung ist gefallen. Weder Wedlitz noch Gerbitz werden eine Kindertagesstätte in Trägerschaft der Kommune behalten. So zumindest hat der Stadtrat in Nienburg am Dienstag abgestimmt. Durch höhere Geburtenzahlen und den Zuzug von Flüchtlingskindern hatte sich die Chance ergeben, neben einer neuen kommunalen Einrichtung in Nienburg eine mit 40 Kindern in einem der Ortschaften zu belassen. Zur Auswahl standen Wedlitz und Gerbitz.

Ein neuer Vorschlag, der einen Tag vor der Sitzung in den Ausschüssen diskutiert worden ist, wurde nun im Stadtrat mit großer Mehrheit angenommen. Die Ortschaften sind damit raus aus dem Rennen. Der Beschluss sieht nun vor, dass eine Kindertagesstätte in Nienburg unter Regie der Kommune größer gebaut wird, als es einst beabsichtigt gewesen war. Im alten Kino - früher eine Maschinenhalle - an der Ecke Hallströmstraße/Burgstraße sollte eine kommunale Einrichtung für 40 Kinder entstehen.

Happy Children als Übergangslösung

Nun sollen hier 80 Kinder unterkommen. Kostenpunkt: 2,3 Millionen Euro. Gegengerechnet würde ein kompletter Neubau in Nienburg 1,8 Millionen Euro kosten, sagt Bürgermeisterin Susan Falke, die die Entscheidung des Stadtrates verteidigt. „Wir müssen für die Sanierung im Vergleich zum Neubau 127.000 Euro mehr an Eigenmitteln aufbringen. Das ist aber gerechtfertigt. Für einen Neubau müssten wir ein Grundstück kaufen und den Abriss des alten Kindergartens in der Burgstraße bezahlen. Das wäre nach unseren Einschätzungen insgesamt teurer, als die Sanierung“, so die Bürgermeisterin.

Städtebaulich wäre damit ein Problem für die Stadt gelöst. Ein altes Industriedenkmal würde einen Nutzen haben und die angrenzende einstige Kindertagesstätte „Zwergenburg“ würde nicht mehr ungenutzt bleiben. Derzeit ist hier noch Happy Children als Übergangslösung drin, weil die Betreiber der Kita ein anderes Gebäude nicht nutzen können, was aber zeitlich begrenzt ist.

Garantie für mindestens zehn Jahre

Für den Gerbitzer Ortsbürgermeister Stefan Maibaum stürzte eine Welt zusammen, als er von den neuen Plänen hörte. Er hat die Kommunalaufsicht informiert und will den Beschluss überprüfen lassen. „Es fehlt Geld und hier werden 400.000 Euro mehr ausgegeben, als es sein muss. Außerdem ist es ein Beschluss, der erst in den Ausschüssen vor dem Stadtrat publik wurde. Dass die Entscheidung dann auch noch zum Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-EM fiel, war hoffentlich Zufall. Es war kein Bürger da. Bei so einem brisanten Thema“, wettert Maibaum.

Was ihn wurmt, ist, dass ein Neubau auf dem Dorf auch nicht mehr als 1,8 Millionen Euro kosten würde und eine Sanierung noch weniger. Doch, so hält die Bürgermeisterin dagegen, fließen nicht so viele Fördermittel und vor allem - das bereite ihr größere Sorgen - müsse man für mindestens zehn Jahre garantieren, dass die Einrichtung bestehen bleibe. Das sei in Nienburg aussichtsreicher. Maibaum sieht sich getäuscht und der Chance beraubt, die Einrichtung im Ort zu halten. „Ich werde mit Leuten reden. Ein Bürgerbegehren in der Sache halte ich für richtig“, sagt er.

Unterstützung findet er bei Mandy Tkotz. Die junge Frau, die für die Linken in den Stadtrat einzog, nun aber mit der CDU liebäugelt und auch schon bei der Jungen Union mitwirbelt, hatte mit Mitstreiterinnen 2011 in Nienburg ein Bürgerbegehren erfolgreich durchgeführt. Sie findet die Entscheidung der Stadtrates falsch, keine Einrichtung auf dem Dorf zu belassen.

(mz)