Sanitär-, Heizungs- und Kaminbau SHK-Meisterbetrieb in Nienburg: Hagen Nimmig fing nochmal von vorn an

Nienburg - Dazu gehörte unmittelbar nach der Wende eine gehörige Portion Mut und Unternehmergeist. Die Nienburger Firma Sanitär, Heizung und Kaminbau (SHK-Meisterbetrieb) wurde im Frühjahr 1990 von Günter König gegründet, hat nun schon bereits 27 Jahre auf dem Buckel und seit 1992 ihren Sitz in der Burgstraße 5.
Im Gegensatz zu vielen anderen kleinen mittelständischen Unternehmen konnte sich der jetzt schon 75-jährige König am Markt behaupten. „Es war schon zu DDR-Zeiten mein Traum, mich selbstständig zu machen. Doch bei meiner Anfrage beim Rat der Stadt wurde mir klargemacht, dass ich die Materialfrage selber klären muss. Dieses Problem konnte ich jedoch nicht lösen und blieb weiter beim Baumaschinenkombinat in Bernburg als Ofensetzermeister tätig“, erzählte Günter König.
Neuanfang mit vier Kollegen seiner Brigade
Doch als die Mauer fiel, nutzte der geschickte Handwerker als einer der Ersten die Gunst der Stunde und erfüllte sich seinen Lebenstraum. Mit vier Arbeitskollegen aus seiner Brigade warf Günter König beim DDR-Großbetrieb das Handtuch und wagte den Sprung ins eiskalte Wasser. „Sicherlich war dieses Unterfangen damals etwas riskant, zumal wir natürlich keine Abfindung erhalten haben.
Doch wir wollten unser Schicksal in die eigene Hand nehmen. Schließlich wusste damals niemand, wie es weitergeht. Ich musste zumindest nicht auf Arbeitsamt und stand sozusagen weiter in Lohn und Brot“, sagte der Ofensetzermeister, der mit der Firmengründung die berufliche Laufbahn seines Schwiegersohnes entscheidend beeinflusst hat.
Hagen Nimmig, der im Zementwerk eine Schlosser-Lehre abgeschlossen hatte, führt seit 2005 die Geschicke des mittelständischen Nienburger Meisterbetriebs und setzte sich dafür von 1990 bis 1993 und anschließend von 1996 bis 2000 sogar noch zweimal auf die Schulbank. „Wir haben damals im Familienrat beschlossen, dass ich noch einmal umsatteln soll. Wir wollten die Handwerksarbeiten im Sanitärbereich als Komplettpaket anbieten.
Deswegen habe ich bei der Dekra als Geselle für Heizung und Sanitär noch einmal einen völlig neuen Beruf erlernt“, erklärte Hagen Nimmig, der zusätzlich im Jahr 2000 in Stedten seine Meisterprüfung erfolgreich abschloss und seit 1986 mit Günter Königs Tochter Diana glücklich verheiratet sowie stolzer Papa der 28-jährigen Tochter Kristin ist.
Firmengründer unterstützt seinen Nachfolger
Noch heute unterstützt der Firmengründer seinen Nachfolger, steht ihm mit Rat und Tat zur Seite. Und die Tipps des erfahrenen Haudegens nimmt der nun schon 53-jährige Hagen Nimmig sehr gern an, zumal er mit nur einem einzigen Angestellten das volle Auftragsbuch abarbeiten muss. „Uwe Koch ist nun auch schon seit 14 Jahren bei uns. Auf ihn kann ich mich zu 100 Prozent verlassen. Er liefert hervorragende Arbeit ab“, lobt der Chef seinen Angestellten, der sich über frisches Blut in seiner Firma freuen würde.
Doch in dieser Hinsicht sieht es düster aus. „Wir stehen als Ausbildungsbetrieb im Register der Handwerkskammer, doch es melden sich leider keine Interessenten. Die Leute, die das Niveau hätten, wollen lieber am Computer sitzen. Außerdem fehlt die schulische Vorbildung im handwerklichen Bereich“, sieht Hagen Nimmig auch in der verfehlten Bildungspolitik einen Grund für den immer weiter zunehmenden Fachkräftemangel und liegt damit auf einer Wellenlänge mit Günter König.
Geeignete Bewerber zu finden, ist schwierig
„Wir hatten mal fünf Lehrlinge, von denen jedoch nur zwei den Abschluss schafften.“ Einer von ihnen war Königs Sohn Marco, der bei Arbeitsspitzen seinen Schwager unterstützt.
Das kommt schon manchmal vor, denn Hagen Nimmig und Uwe Koch können nicht immer sofort alle Wünsche ihrer Kunden erfüllen. „Wozu wir in der Lage sind, das erledigen wir prompt. Für die Einrichtung eines kompletten Bades benötigen wir aber schon knapp zwei Wochen.
Der Aufbau einer Kaminanlage dauert auch bis zu zehn Tagen“, erzählt der Sanitär-Meister, der bei größeren Projekten wie Kindergärten oder Sporthallen auch mit anderen Firmen eng zusammenarbeitet und auch keinen Konkurrenzdruck durch andere Unternehmen in seinem Metier fürchten muss. „In der näheren Umgebung existieren mit uns nur drei Firmen, die in dieser Branche tätig sind. Da kommen wir uns nicht ins Gehege.“
Fester Kundenstamm in und um Nienburg
Der Geschäftsmann verfügt nicht nur aufgrund seiner Qualitätsarbeit über einen festen Kundenstamm in und um Nienburg. Er ist seit 28 Jahren Mitglied des hiesigen Karnevalsvereins und dort der zweite Vorsitzende. Schwiegervater Günter König singt seit 50 Jahren im Schubert-Chor. „Unsere Hobbys haben unserem Beruf nicht geschadet.
Im Gegenteil, sie haben dazu beigetragen, den Bekanntheitsgrad des Betriebs zu erhöhen“, ist sich Hagen Nimmig sicher, der sich für die Zukunft einen fleißigen Lehrling wünscht. „Meine Kollegen im Handwerk und ich kommen langsam ins Alter. Das Nachwuchsproblem muss gelöst werden.“ Anderenfalls droht in einem Jahrzehnt nicht nur diesem kleinen Handwerksbetrieb mangels fähigen Personals das Aus. (mz)
