Kurzarbeit wegen Corona Salzlandkreis laut Arbeitsagentur bisher glimpflich durch Coronakrise: Bei längerem Lockdown könnte vielen Firmen die Luft ausgehen

Bernburg - Die Wirtschaft des Salzlandkreises ist nach Einschätzung von Bernburgs Arbeitsagentur-Geschäftsführerin Anja Huth bislang „sehr, sehr glimpflich“ durch die Coronakrise gekommen. „Meine persönlichen Befürchtungen waren weitaus schlimmer“, gibt sie zu.
Beleg für ihre Worte: Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Erwerbslosenquote im Dezember in der Region lediglich um 0,2 Prozent, während sie im Landesdurchschnitt um 0,6 Prozent kletterte. „Die Kurzarbeit hat sich als gutes Schutzschild erwiesen. Das Instrument wird von den Arbeitgebern rege in Anspruch genommen und erfüllt seinen Zweck“, bilanziert die Agenturchefin.
Anja Huth nennt Arbeitslosigkeit im Dezember 2020 saisontypisch
Gegenüber November ist die Arbeitslosenquote im Salzlandkreis um 0,6 Prozent auf 8,4 Prozent angestiegen. Nach Einschätzung von Anja Huth liegt dieser Wert im saisontypischen Bereich. Damit waren 7.818 Menschen ohne Job. Innerhalb der Region blieben die Unterschiede zum Teil beträchtlich: Die Spanne der Quoten reicht von 7,5 Prozent in Schönebeck bis 10,0 Prozent in Aschersleben. In Bernburg beträgt sie 7,9 Prozent und in Staßfurt 8,9 Prozent.
Im Jahresvergleich ist die Entwicklung im Bereich von Arbeitslosengeld I und II gegensätzlich gewesen. Während etwa 500 Menschen mehr die Arbeitslosenversicherung beanspruchten, verringerte sich die Zahl der erwerbslosen Hartz-IV-Empfänger um 350.
„Corona hat insbesondere auch für Geringqualifizierte und Langzeitarbeitslose Chancen eröffnet. Da der Gesundheitsschutz eine immer größere Rolle spielt, werden dadurch neue Jobs für ungelernte Arbeitskräfte geschaffen, denkt man nur an die Kontrolle der Hygiene in Supermärkten oder in Pflege- und Betreuungseinrichtungen“, erläutert die Agenturchefin.
Coronakrise verschaffte einigen ungelernten Arbeitskräften neue Jobs
Aber auch demografische Gründe, der Eintritt in die Altersrente, würden in der Statistik eine Rolle spielen. Unterm Strich waren somit im vergangenen Monat 159 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Dezember 2019.
Die künftige Entwicklung ist relativ unsicher. Zwar sagt Anja Huth: „Ich erwarte keinen stärkeren Einbruch am Arbeitsmarkt.“ Allerdings stelle sich die Frage, wie vielen Firmen die Luft ausgeht, sollte der Lockdown noch weitere Monate währen.
Sie denkt da insbesondere an den Einzelhandel, Dienstleister wie Friseure, Gastronomie und Fitnessstudios. Offen sei zudem, wie schnell sich die Weltwirtschaft, von der Exportweltmeister Deutschland stark abhängig ist, erholen wird. Ein wichtiger Faktor aus ihrer Sicht sei der Erfolg der Impfstrategie.
Von einem enormen Frühjahrsaufschwung geht Anja Huth jedenfalls nicht aus. „Die meisten Unternehmen agieren vorsichtig, stellen kaum neue Leute ein“, weiß sie. Mit dem Winter-Lockdown einhergehen dürfte ein starker Anstieg der Kurzarbeit.
Insbesondere in den Bereichen, die kurzfristig sehr stark durch die Eindämmungsmaßnahmen und die zurückgehende Nachfrage betroffen sind, wie Eventmanagement, Hotel- und Gastronomie, Verkehrsbetriebe, Tourismus und Teile des Handels. Im April hatten 1.236 Unternehmen Kurzarbeit für knapp 8.000 Beschäftigte in Anspruch genommen.
Im August nutzten noch 464 Betriebe für 3.686 Mitarbeiter diese Möglichkeit. Nachdem es in den Folgemonaten nur relativ wenige Anzeigen gab, steigen diese seit November wieder merklich an. Im Dezember haben fast 200 Betriebe für etwa 1.200 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt.
„Betroffen sind die gleichen Arbeitnehmer wie im Frühjahr“, sagt Anja Huth. Endgültige Daten liegen erst nach einer fünfmonatigen Wartezeit vor. Das liegt am Abrechnungsverfahren.
Vor allem das Gastgewerbe leidet unter dem Lockdown
Die Coronakrise macht sich am stärksten im Gastgewerbe bemerkbar. So haben sich seit Pandemieausbruch 247 Beschäftigte arbeitslos gemeldet, das sind rund 27 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2019. Im Bereich des Verkehrs und der Lagerei haben über zehn Prozent mehr Männer und Frauen ihren Job verloren als vor Jahresfrist (263 Menschen), in der Messe- und Veranstaltungsbranche waren es sogar 48 Prozent mehr (40 Betroffene). (mz)