Rudern Rudern: Bernburger gibt jetzt Schlagzahl vor
BERNBURG/MZ. - Wenn Steffen Planer etwas macht, dann richtig. Das war schon immer als Ruderer so. Und das hat sich der Sportler vom Bernburger Ruderclub auch für seine neuen Aufgaben als Präsident des Landesruderverbandes vorgenommen. Der 42-Jährige wurde auf dem jüngsten Rudertag in Bitterfeld zum neuen Präsidenten gewählt. Er löst damit Hans-Herwig Ritter ab, der dem Verband seit seiner Gründung vor mehr als 20 Jahren vorstand und in Bitterfeld nicht mehr kandidierte.
Von den stimmberechtigten Mitgliedern der 18 anwesenden Vereine hatten die überwiegende Mehrheit für Planer gestimmt. Er erhielt 27-Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen und fünf Gegenstimmen. "Ein gutes Ergebnis", sagt Planer zufrieden. Mit einem einstimmigen Ergebnis hatte der einzige Kandidat von vornherein nicht gerechnet. Er sei jemand, der auch einmal deutliche Worte findet, betont der Bernburger, der bisher schon Lehrwart für Ausbildung im Landesverband war. "Damit habe ich mir nicht überall Freunde gemacht", weiß er. Günther Grimm (RC Magdeburg) wurde für vier weitere Jahre als Vizepräsident gewählt, neue Schatzmeisterin ist Katalin Schulze (Tangermünder RC).
Unter dem Motto "Gutes bewahren, Neues entdecken", geht Planer seine neuen Aufgaben an. Die Entscheidung zu kandidieren war vom bisherigen Lehrwart für Ausbildung im Ruderverband wohl überlegt, immerhin ist der Vertriebsdirektor einer Versicherung beruflich stark eingespannt. "Wenn ich mir etwas vornehme, mache ich es auch", sagt Planer bestimmt. Mit dem Rudern verbinde er "unheimlich schöne Momente", bemerkt der Bernburger, der vor mehr als drei Jahrzehnten mit dem Rudern begonnen hat. So habe er seine spätere Frau beim Rudern kennen gelernt, erzählt Planer. Besonders gut in Erinnerung sind ihm auch die beiden U 19-Weltmeister-Titel von Sohn Maximilian und der erste Sieg überhaupt von Tochter Rosanna im Rudern. "Ich will dem Sport nun auch etwas zurück geben", sagt der 42-Jährige.
1980 hatte ihn Jürgen Kairies bei einer Sichtung entdeckt. "Den will ich haben", soll Kairies über den damals noch aktiven Schwimmer gesagt haben. Die Erfolge seines Schützlings gaben ihm schnell recht. Bereits ein Jahr später wurde Steffen Planer Vize-DDR-Meister in der Altersklasse 12. Es folgten unzählige weitere Titel und die Delegierung zur Sportschule nach Halle. Seinen größten Erfolg feierte der Vorzeige-Ruderer 1985 im Junioren-Achter der DDR. Damals wurde die DDR im eigenen Land Vize-Weltmeister. Nur knapp scheiterten die Gastgeber in Brandenburg an der Sowjetunion. Bis heute rudert Planer beim Bernburger Ruderclub und bis heute fährt er Erfolge im Masters-Bereich ein. Eine Zeit lang hat er auch als Trainer gearbeitet.
Als Präsident des Landesverbandes will Steffen Planer die Nähe zu den 21 Vereinen im Land suchen, beispielsweise indem er an Mitgliederversammlungen teilnimmt, um dort von den aktuellen Problemen zu erfahren. In seiner neuen Funktion will er Rahmenbedingungen schaffen, um wieder mehr Menschen für das Rudern zu gewinnen. "Ich will, dass wieder mehr Menschen Freude an dem Sport gewinnen", formuliert er seine ehrgeiziges Ziel." Zugleich will er Rahmenbedingungen schaffen, die Spitzenleistungen ermöglichen.
Nicht minder ambitioniert ist sein Vorhaben, bessere Voraussetzungen für Sport und Berufsausbildung zu schaffen. Hier gebe es großen Nachholbedarf, weiß Planer. Viele talentierte Sportler hätten Probleme Studium und Sport unter einen Hut zu bringen. "In anderen Ländern gibt es da Stipendien für die Sportler", sagt Planer. Beispielsweise in den USA. In Deutschland müssten sich hoffnungsvolle Nachwuchstalente oft zwischen Sport und Ausbildung beziehungsweise Beruf entscheiden. Doch er weiß auch, dass seine Möglichkeiten begrenzt sind. "Als Präsident kann man bestimmte Sachen auch immer nur unterstützen." Ihm ist auch bewusst, dass die eigene sportliche Betätigung künftig hinter der neuen Aufgabe etwas zurückstehen wird. Planer will zwar weiterhin rudern. Auch für Joggen und Radfahren will er sich Zeit nehmen, Sport halte ihn jung, sagt der 42-Jährige. Aber er wird eben weniger bei Wettkämpfen starten. Da müsse er sich ganz anders vorbereiten, erklärt Planer. Schließlich will er auch künftig im Sport keine halben Sachen machen. Und neben all der Arbeit - beruflich und in seiner ehrenamtlichen Verbandsfunktion - soll auch seine Familie nicht zu kurz kommen. "Die Familie soll nicht darunter leiden", betont der neue Landesruderpräsident.