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Rettungsdienst Rettungsdienst im Salzlandkreis: Längst nicht alle Fahrzeugte kommen innerhalb von zwölf Minuten an

Von Torsten Adam 06.03.2019, 07:57
Der ASB Aschersleben bekommt einen zusätzlichen Rettungswagen.
Der ASB Aschersleben bekommt einen zusätzlichen Rettungswagen. Frank Gehrmann

Aschersleben/Bernburg - Die Rettungsdienste im Salzlandkreis sollen bald öfter rechtzeitig beim Patienten sein. In den vergangenen drei Jahren hatten sie die gesetzliche Norm, in 95 Prozent der Fälle spätestens zwölf Minuten nach Alarmierung am Einsatzort zu sein, deutlich verfehlt (siehe Grafik). Die Kreisverwaltung hat auf diesen Missstand reagiert und den Rettungsdienstbereichsplan überarbeitet.

Die Hilfsorganisationen bekommen durch die Anschaffung von vier zusätzlichen Fahrzeugen und die Ausdehnung der Bereitschaftsstunden bald mehr Kapazitäten. Der Kreistag soll die zum 1. Juli in Kraft tretenden Änderungen in seiner Sitzung am Mittwoch, 6. März, um 17 Uhr in Bernburg beschließen.

Rettungsdienstbereichsplan muss angepasst werden

Spätestens alle fünf Jahre muss der Rettungsdienstbereichsplan angepasst werden. Das jetzige Papier ist noch keine zwei Jahre alt und wird dennoch bereits seine Gültigkeit verlieren. Der Salzlandkreis muss früher als gedacht auf die stark steigende Zahl von Einsätzen reagieren. „Die Hilfsfrist ist ein Indikator für uns“, erklärt Martina Lorenz, zuständige Fachdienstleiterin in der Kreisverwaltung.

Und dieser Indikator weist einen negativen Trend aus. Nur noch in knapp 84 Prozent der Fälle waren im Vorjahr die Rettungsdienste innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfrist beim Patienten. Als Grund dafür nennt Fachbereichsleiter Thomas Michling neben der ohnehin stetig steigenden Einsatzzahl die Grippewelle im ersten Quartal 2018.

Rettungsdienste hätten dadurch weitere Strecken fahren müssen, um für Patienten ein freies Bett in einer Klinik zu finden. Neben der Epidemie waren nach MZ-Informationen aber auch eine Vielzahl von Stationsabmeldungen in den Ameos-Kliniken ein Problem.

Rund zehn Prozent mehr Rettungseinsätze als 2016

Die Zahl der Einsätze wuchs von 41.843 im Jahr 2016 auf 45.551 im vorigen Jahr um fast zehn Prozent. Zwei Drittel davon sind Rettungsdienstfahrten, die anderen entfallen auf Notärzte und Krankentransporte.

Gründe für den Anstieg sind laut Martina Lorenz mehr Krankheitsbilder aufgrund der älter werdenden Bevölkerung und weniger Ärzte. „Außerdem ist die Hemmschwelle, die 112 zu wählen, heutzutage niedriger als noch vor zehn Jahren“, so die Fachdienstleiterin.

Inzwischen hat ein Gutachter den künftigen Bedarf für einen gesetzeskonformen Rettungsdienst in der Region ermittelt. Er empfiehlt eine Erhöhung der wöchentlichen Dienstbereitschaftszeiten um 391 auf insgesamt 3407 – eine Steigerung von 13 Prozent. Darin berücksichtigt ist bereits die perspektivische Einsatzsteigerung.

ASB Aschersleben und DRK Staßfurt bekommen je einen weiteren RTW

205 dieser zusätzlichen Stunden werden durch vier neue Fahrzeuge abgedeckt. Je einen Rettungstransportwagen (RTW) erhalten der ASB in Aschersleben und das DRK in Staßfurt. Je ein Krankentransportwagen (KTW) wird dem DRK in Bernburg und dem Ameos-Klinikum in Schönebeck zugebilligt.

Letztere sollen Krankentransporte übernehmen, die bislang mit dem RTW erledigt werden mussten und dessen Kapazitäten somit einschränkten. „Durch die drei Kliniken in Bernburg ist das Einsatzaufkommen sehr hoch“, sagt Martina Lorenz.

DRK will mindestens sieben weitere Leute einstellen

„Wir werden einsatzbereit sein“, kündigt Bernburgs DRK-Geschäftsführerin Verena Benicke an. Der neue KTW werde voraussichtlich zwar erst im September oder Oktober geliefert, bis dahin stehe aber ein Ersatzfahrzeug bereit. Die Ausdehnung der Rettungsdienstzeiten sei mit der Einstellung von sieben, acht neuen Mitarbeitern verbunden.

Keinen Änderungsbedarf gibt es bei den Notärzten. Sie erfüllen die für sie geltende Norm von 20 Minuten. Stationiert sind die fünf Fahrzeuge in Bernburg, Aschersleben, Calbe, Atzendorf und Schönebeck. Die Ausrückeordnung muss wegen Vollsperrungen dennoch ständig angepasst werden, sagt Martina Lorenz. So würde beispielsweise Neugattersleben derzeit im Bedarfsfall wegen der Sperrung der Bodebrücke vom Notarzt aus Atzendorf angefahren werden.

Das Bernburger DRK hat derweil momentan wegen des Garagen-Neubaus an der Semmelweisstraße zwei seiner vier RTW in Dröbel stationiert. (mz)