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Plus Size Fashion Days in Hamburg Plus Size Fashion Days in Hamburg: Violetta Stoyanov hofft auf Karriereschub

Von Andreas Braun 07.11.2016, 11:33
Violetta Stoyanov hat mittlerweile viele Facetten als Model parat.
Violetta Stoyanov hat mittlerweile viele Facetten als Model parat. Ç. Yaman, C. Belmondo

Latdorf - „Sag mal unten, die Dicke da oben vermisst ihre Schokostreusel. Das kannst du genau so sagen.“ Violetta Stoyanov lächelt, als sie der Kellnerin die scherzhafte Bemerkung mit auf den Weg gibt. Dass ihre Figur nicht dem entspricht, was in Hochglanzbroschüren und Modezeitschriften meist zu sehen ist, spornt sie eher an, zu zeigen, dass man auch mit anderer Figur gut aussehen und sich wohlfühlen kann.

„Konfektionsgröße hat nichts mit gutem Geschmack und Stil zu tun. Wer die richtigen Sachen wählt, kann sich vorteilhaft kleiden“, sagt die junge Frau mit Wurzeln in Latdorf und Bulgarien, und zeigt es auch gekonnt. Plus Size heißt das in der Modewelt und Violetta Stoyanov ist ein Plus-Size-Model. Vor etwas mehr als einer Woche war sie in Hamburg bei einem mittlerweile angesagten Ereignis in der Branche, den Plus Size Fashion Days.

Der Einladung war im Frühsommer ein Casting in Berlin vorausgegangen. Drei Wochen später kam der Anruf, dass sie dabei ist. Die Freude war groß und so ging es nach Hamburg.

Bodenständig bleiben

Zurück in ihrer Heimat sitzt Violetta Stoyanov im „Karl’s“, wo sie ab und zu zwischen Modeln und Studium in Leipzig jobbt, und vermisst ihre Schokostreusel auf dem Cappuccino. Doch so ist das Leben. Und so will es Violetta Stoyanov auch. „Ich mag den Wechsel zwischen der Glitzerwelt und dem Kellnern im Karl’s oder im Sägewerk. Da bleibt man bodenständig. Hier bin ich für meine Freunde Vio und ich bekomme unverblümt gesagt, wie es ankommt, was ich mache.“

So auch nach der Ausstrahlung der Show „Curvy Supermodels“ auf RTL II, die aber nichts mit den Fashion Days zu tun hatte. „Nach der Show haben mir die Leute im Sägewerk bescheinigt: ,Das, was Du da gesagt hast, das warst du. Super!’.“ Das sei ihr wichtig, authentisch zu bleiben. Und das will sie auch vermitteln, und anderen Mut machen, dass die Konfektionsgröße kein Killer für das Selbstbewusstsein sein darf.

Es ist kein Makel

„Dicksein, das ist kein Makel. Das ist so.“ Es gehöre zur Gesellschaft, die vielseitig ist. Und diese Vielfalt sollte auch in allen Lebensbereichen zu sehen sein. Wie eben in der Mode.

Beachtung in der Branche

Die Plus Size Fashion Days wollen dem gerecht werden. Ins Leben gerufen wurde das Event von Tanja Marfo vor gar nicht so langer Zeit. Sie hatte damit ein gutes Händchen, denn aus einer recht übersichtlichen Veranstaltung hat sich eine Show entwickelt, die in der Branche Beachtung gefunden hat. Und so ging es für Violetta Stoyanov in der letzten Oktoberwoche ab in die Elbmetropole im Norden auf die große Bühne.

Dieses Szenario kennt die Tochter eines Unterhaltungskünstlers. Die Bühne liebt sie. Auch das Modeln ist nicht neu. Doch in der vergangenen Woche war das ein wenig anders für Violetta Stoyanov. Es war das Highlight auf dem Laufsteg in der bisherigen Model-Karriere der 28-jährigen Frau.

Donnerstag, Freitag und Samstagvormittag waren harte Arbeit. Die Choreografie wurde einstudiert. Das hieß üben, aber auch viel Freude mit den anderen Models. Die Location war einzigartig. „Die Show fand in der Kulturkirche Altona statt. Das war schon ein besonderes Gefühl.“ Und der Samstagabend der Höhepunkt. Drei Stunden Show und volle Konzentration. Hinzu kommt der Stellenwert.

Gut im Geschäft

Wer hier auffällt, kann für die Karriere einen richtigen Schub bekommen. Und darauf hofft Violetta Stoyanov natürlich. Allerdings nicht verbissen. Sie sei gut im Geschäft und der Job ist lukrativ. Um das Studium zu finanzieren sei er ideal, aber davon leben, nein, das wäre zu hoch gegriffen, das zu sagen, meint die junge Frau, die ihr Lehramtsstudium in Leipzig auf alle Fälle abschließen will.

Da habe man was in der Tasche, was immer zählt. Die Plus Size Fashion Days in Hamburg sind für die Latdorferin ein wichtiges Erlebnis gewesen, auch deshalb schon, weil ihre Mutter, die an einer Grundschule arbeitet, erstmals dabei war. Aber nun heißt es, abzuwarten, was es bringt. Und natürlich, ob solche Veranstaltungen auch Zukunft haben.

Shows sollen kein Strohfeuer sein

Violetta Stoyanov wünscht sich, dass Plus-Size-Shows in der schnelllebigen Zeit keine Strohfeuer sein werden. „Es macht doch wenig Sinn, wenn jemand mit Größe 34 Mode zeigt und die meisten Menschen eine weitaus größere Kleidergröße haben. Jeder will doch sehen, wie die Sachen aussehen, wenn sie jemand mit gleicher Statur anhat. Es reicht nicht aus, zu wissen, das bekommt man auch in Größe 44. Das will man sehen“, sagt Violetta Stoyanov. Die Modelabels müssten das auch langfristig sehen und die Mode für diese Größen auf dem Laufsteg zeigen. (mz)

Violetta Stoyanov
Violetta Stoyanov
 Ç. Yaman, C. Belmondo
Zu Violetta Stoyanovs Förderern gehört auch Tanja Marfo (links), Initiatorin und Veranstalterin der „Plus Size Fashion Days“.
Zu Violetta Stoyanovs Förderern gehört auch Tanja Marfo (links), Initiatorin und Veranstalterin der „Plus Size Fashion Days“.
Fotos:  Ç. Yaman, C. Belmondo