Musik- und Sportfestival Medimeisterschaften Flughafen Magdeburg-Cochstedt: Streit um 90.000 Euro Vergnügungssteuer

Cochstedt - Es war das Megafestival des vergangenen Sommers: Mit reichlich Bass und Alkohol feierten rund 20.000 Medizinstudenten bei den sogenannten Medimeisterschaften auf dem Cochstedter Flughafen die größte derartige Party Deutschlands.
Obwohl sowohl Veranstalter als auch die Stadt Hecklingen für eine Neuauflage sind, wackelt das Vorhaben. Denn noch immer ist das erste Festival nicht abgewickelt. Grund ist, dass mittlerweile ein Rechtsstreit zum Bescheid über 90.000 Euro Vergnügungssteuer entbrannt ist.
Stadt Hecklingen lehnte einen Vergleich ab
Der Veranstalter um Friedemann Egender klagte vor dem Verwaltungsgericht Magdeburg gegen den Bescheid. Ein erstes Vergleichsangebot lehnt die Stadtverwaltung von Hecklingen ab.
„Es geht auch um Gerechtigkeit: Jeder muss die gleichen Steuern zahlen“, sagte Hecklingen Bürgermeister Uwe Epperlein (WGH) der MZ. Kurios: Anstatt mit harter Währung will der Festival-Veranstalter seine Steuerschuld offenbar mit sozialem Engagement in und um Cochstedt begleichen.
Laut „Staßfurter Volksstimme“ haben die Mediziner angeboten, beispielsweise Naturschutzprojekte in der Region umzusetzen und der Stadt einen Spielplatz zu stiften. Eine MZ-Anfrage an den Veranstalter blieb unbeantwortet.
Mediziner bieten Kompromisse an
„Das Angebot ist schön, aber wir dürfen das nicht mit der Steuerschuld vermischen“, so Epperlein auf MZ-Anfrage. Verschiedene Stadträte monieren indes, dass die vorgeschlagenen Projekte im Nachgang ebenfalls von der Steuer abgesetzt werden können.
Die Vergnügungssteuer wird nach Art der Veranstaltung und der Größe der genutzten Fläche erhoben. Spielraum bei der Berechnung gibt es nach Aussagen der Stadtverwaltung nicht. Dass auch die Mehrheit des Stadtrates den Vergleich mit dem Festival-Veranstalter ausgeschlagen hat, liegt auch an der schwierigen Finanzlage der Stadt.
Bürgermeister will keinen Präzedenzfall schaffen
Die 90.000 Euro seien bereits eingeplant. „Ein Kompromiss definiert sich dadurch, dass beide Seiten damit leben können“, sagte Epperlein.
Er fürchtet auch, dass eine Ausnahme bei der Vergnügungssteuer im schlimmsten Fall Schule machen und andere Veranstalter dazu animieren könne, sich ebenfalls um die Gebühren zu drücken, befürchtet der Bürgermeister.
„Eine andere Entscheidung, als auf den Steuern zu bestehen, könnte ich vor mir selbst nicht rechtfertigen“, so Epperlein.
Dennoch hofft die Stadt darauf, dass das Festival erneut auf dem Cochstedter Flughafen stattfinden wird. Und auch die Mediziner äußerten gegenüber der „Staßfurter Volksstimme“ den Willen, wieder in dem kleinen Ort feiern zu wollen.
Die Gebühr für die Abwasserversorgung haben die Veranstalter bereits bezahlt. Auch die regionale Wirtschaft, etwa die Tankstellen, haben im Sommer von den zahlreichen Festivalbesuchern profitiert.
Dass die Medimeisterschaften auch im kommenden Juni wieder stattfinden, ist unterdessen sicher. Der Zeitraum vom 6. bis 10. Juni wurde auf der Webseite des Veranstalters bereits bekanntgegeben. Der Ort des Festivals ist ähnlich wie im Vorjahr offiziell aber „noch nicht spruchreif“. (mz)