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Leichtathletik-Stipendium in den USA  Leichtathletik-Stipendium in den USA : Sportlerverehrung keine Hollywood-Illusion

Von Tobias Grosse 26.02.2014, 22:02
Wieder im Ballhaus: Die Leichtathletin Josephine Seer war im Schuljahr 2012/13 auf einer US-amerikanischen High School.
Wieder im Ballhaus: Die Leichtathletin Josephine Seer war im Schuljahr 2012/13 auf einer US-amerikanischen High School. thomas tobis Lizenz

Aschersleben/MZ - Immer wieder das gleiche Bild, ganz gleich ob „American Pie“ oder „High School Musical“. Das Lebensgefühl an amerikanischen Schulen? Vor allem Zusammengehörigkeit, jeder setzt sich für seine High School ein, insbesondere bei Sportveranstaltungen, jeder steht hinter dem Team. Junge Sportler werden zu Helden. Oder ist das alles doch nur übertriebene Hollywood-Illusion? „Nein“, sagt Josephine Seer, „das ist wirklich so.“ Und sie muss es wissen: Die Leichtathletin des SV Lok Aschersleben verbrachte das Schuljahr 2012/2013 an einer US-amerikanischen High School und stellte fest: „Für jemanden aus Deutschland ist das alles ziemlich ungewöhnlich.“

Die Abteilung Leichtathletik des SV Lok Aschersleben besteht zur Zeit aus 85 Mitgliedern. Sie trainieren in fünf Gruppen - dabei gehören Sprint-, Sprung-, Lauf- und Wurfdisziplinen sowie Gehen zum Bestandteil der Trainingseinheiten. Übungsleiter sind neben Juliane Frahm, die Jugendliche ab zwölf Jahren betreut: Ulrich Block, Nico Nagel und Stephanie Henze sowie Josephine Seer, die zusammen mit Elke Frahm Kinder im Alter von zehn bis elf betreut. Elke Frahm betreut dazu noch die Geher. (tg)

Stipendium in den USA

Josephine Seer war schon immer abenteuerlustig. „Andere Kulturen“, so sagt sie heute, „haben mich schon immer gereizt.“ Der Schritt über den großen Teich war für die 18-Jährige schon immer ein Traum. Einer, der dank eines Stipendiums Wirklichkeit wurde. Die gebürtige Magdeburgerin wohnte ein Jahr lang im US-Bundesstaat Michigan, lebte dort in Davisburg, eine Kleinstadt, nur knapp 30 Autominuten von der Metropole Detroit entfernt.

„Ich hatte unheimliches Glück mit meiner Gastfamilie“, sagt Seer, „es hat wirklich alles gepasst.“ Auch sportlich gesehen. Die 800-Meter-Läuferin fühlte sich auf den fremden Bahnen wohl. Seit dieser Saison geht Seer wieder erfolgreich für den SV Lok Aschersleben an den Start. Im Januar wurde sie Hallenlandesmeisterin.

„Für unsere Voraussetzungen hier ist ihr Niveau sehr gut“, sagt ihre Trainerin Juliane Frahm. Zweimal pro Woche trainieren die Athleten in Aschersleben. Josephine Seer ist nun allerdings ein höheres Pensum gewohnt. Denn die junge Frau trainierte in den USA wesentlich häufiger. „Dort haben wir fast jeden Tag trainiert, auch sonntags“, sagt Seer, „die Umstellung war anfangs schon hart.“

Unterschiedliche Systeme

Doch es lohnte sich. Zwei Leistungsgruppen gab es an ihrer High School, Josephine Seer schaffte es in die stärkere. So nahm sie auch mehrmals in der Woche an Wettkämpfen teil, bei welchen sich das amerikanische System allerdings vom deutschen unterscheidet: Es gibt keine Vereine mit Einzelsportlern. In den USA treten die verschiedenen Schulen gegeneinander an. Über ein jeweiliges Punkte-System wird die erfolgreichste Schule ermittelt. „Da steht ganz klar der Teamwettbewerb im Vordergrund“, meint Seer.

Doch Leichtathletik ist auch in den USA nur Randsport. Trotz des hohen Trainingspensums. Josephine Seer bemerkte schnell: „Football überstrahlt alles.“ Und die Wege, um die Schulteams zu unterstützen, sind nicht weit. „Alle Hallen und Plätze befinden sich auf dem High School-Gelände, daher kommt auch dieser School-Spirit“, meint Josephine Seer, die aktuell die elfte Klasse des Gymnasium Stephaneum besucht.

„Es ist alles intensiver und professioneller“, so sagt sie. Die Bedingungen in den USA haben ihr gefallen. Der Unterschied zu Deutschland ist ein großer. Das wurde Josephine Seer sofort bewusst: „Hier ist das leider nicht so, daher vermisst man das schon alles.“ Und nicht nur den Sport: „Auch meine Gastfamilie und die neuen Freunde fehlen mir.“ Josephine Seer muss schmunzeln: „Das war in Amerika aber nicht anders.“