Kinderbetreuung im Raum Nienburg Kinderbetreuung im Raum Nienburg: Kompromiss noch nicht in Sicht

Gerbitz - Kühle Zahlen treffen auf hitzige Emotion. Das ist die Ausgangslage am Mittwochabend bei einem Treffen zwischen der Bürgermeisterin Nienburgs, Susan Falke, und Vertretern der „Initiative ländliche Kita“ gewesen. Die Initiative verfolgt das Ziel, eine Kindertagesstätte in einem der Ortsteile, nach Möglichkeit in Gerbitz, zu erhalten.
Die Beschlusslage des Stadtrates ist eine andere: Eine Kindertagesstätte mit 80 Kindern soll am Standort „Altes Kino“ in Nienburg entstehen. Dieser Standort ist durch ein Bürgerbegehren blockiert, sagt Susan Falke. Am 30. September läuft aber die Frist aus, mit einem förderfähigen Standort für eine Kita 617 000 Euro Fördermittel aus dem Stark-V-Programm zu beantragen.
Das, so die Auffassung der Stadt, habe jetzt haushaltsrechtlich Vorrang. Darum habe man einen anderen Standort ins Auge gefasst: ein Abrissgrundstück an der Johannistraße 7 und 8. Doch das sei ein Vorschlag. Entscheiden müssen die Stadträte nach Beratungen in Ausschüssen. Es gibt keine Beschlussempfehlung. Es könne auch sein, dass man die Gelder für anderes beantragt, wenn das der Rat beschließt. Aber man orientiere schon auf die Kita.
Die Zeit drängt. „Wir brauchen Plätze. Dringend. Es gibt lange Wartezeiten auf einen Kitaplatz. Den neuen Standort haben wir nicht aus Böswilligkeit ausgesucht, um Gerbitz zu ärgern. Sondern, weil wir hier die größten Chancen sehen, dass der Antrag Erfolg hat. Es spielen eine Menge Faktoren mit. Wie ist die Anbindung an den ÖPNV? Wo ist eine Grundschule? Wie sind die Fahrbeziehungen der Eltern?“, versuchte die Verwaltungschefin zu erklären. Sie könne den Unmut der Gerbitzer verstehen, aber man habe Gesetze und Verordnungen, die regeln, wie zu verfahren sei.
Die Bürgermeisterin hatte eine Einladung der Initiative angenommen. Ziel war es, die Spannungen abzubauen. Doch das gelang nicht in dem Maße, dass man von einem Kompromiss sprechen kann. „Kann denn jemand aus dem Stadtrat einen Vorschlag unterbreiten, eine Einrichtung in Nienburg zu bauen und eine kleinere in Gerbitz“, wollte Stefan Maibaum, Ortsbürgermeister von Gerbitz, wissen. „Das geht, aber ich bezweifele, dass wir das dann im nächsten Jahr von der Kommunalaufsicht genehmigt bekommen. Die Folgekosten für Kleinsteinrichtungen sind sehr hoch“, so Susan Falke. Eine Einrichtung rechne sich ab etwa 60 Kinder.
Die Gerbitzer, die bereits über 800 Unterschriften für das aktuelle Bürgerbegehren gesammelt haben, sehen die Situation anders. Zum einen zweifeln sie Zahlen an, dass ein Neubau oder Umbau einer Kita auf dem Land zu teuer sei. Die Stadt solle doch mal einen zweiten Planer beauftragen, der einen Bau zu Papier bringt. Zum anderen hoffen sie, dass die Stadträte umdenken und eine Möglichkeit für einen Bau in Gerbitz sehen. Mathias Henning würde das begrüßen. Der Linken-Stadtrat hat sich bisher für die Initiative stark gemacht, kann aber auch die Beweggründe der Stadt nachvollziehen.
Frank Kürschner will auf Nachfrage der MZ den Ball aufgreifen und am Dienstag im Bauausschuss den Vorschlag unterbreiten, das Kino wie geplant zu nutzen und eine Einrichtung mit 27 Kindern in Gerbitz zu planen. Aktuell wird von einem Bedarf von 70 Kindern ausgegangen. Bis vor Kurzem waren es noch 80. (mz)

