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Jobcenter im Salzlandkreis Jobcenter im Salzlandkreis: 72 Vollzeit-Stellen gestrichen

Von Marko Jeschor 10.05.2016, 12:44
Schild mit Öffnungszeiten vor dem Jobcenter am Dr. Wilhelm-Külz-Platz 3 in Aschersleben.
Schild mit Öffnungszeiten vor dem Jobcenter am Dr. Wilhelm-Külz-Platz 3 in Aschersleben. Gehrmann

Aschersleben - Das Jobcenter des Salzlandkreises hat in den vergangenen fünf Jahren 72 Vollzeitstellen gestrichen - einen weiteren Personalabbau hält Betriebsleiterin Edith Völksch nun aber nicht mehr für vertretbar. Darüber informierte Völksch jüngst im Kreistag in Bernburg. Anlass war die Verabschiedung des Wirtschaftsplans für den Eigenbetrieb des Kreises für das Jahr 2016. Aus der entsprechenden Stellenübersicht geht hervor, dass es eineinhalb Stellen gegenüber dem Vorjahr weniger gibt. Damit sollen die Kosten für den Personalaufwand auf rund 21,2 Millionen Euro sinken.

Weniger Bedarfsgemeinschaften

Auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung teilte die Kreisverwaltung mit, dass derzeit 466 Mitarbeiter im Jobcenter an den verschiedenen Standorten beschäftigt sind. Mit dem Stellenabbau trägt das Jobcenter nach eigenen Angaben der Entwicklung der Zahl der Bedarfsgemeinschaften im Salzlandkreis Rechnung. Im Dezember gab es „nur“ noch knapp 14 400 Bedarfsgemeinschaften im gesamten Landkreis und damit deutlich weniger als noch vor fünf Jahren. 2011 waren noch 533 Mitarbeiter beim Jobcenter für die Betreuung der Langzeitarbeitslosen beschäftigt.

Dass Edith Völksch sich gegen weitere Kürzungen im Personalbestand ausspricht, begründet die Betriebsleiterin mit zu erwartenden „Neuzugängen“ durch Flüchtlingsfamilien. Hintergrund ist, dass Flüchtlinge nach der Anerkennung ihres Asylantrags vom Jobcenter betreut werden.

Zwar gab es Ende vergangenen Jahres nur 110 vom Jobcenter betreute Flüchtlingsfamilien, etliche Anträge waren auf dem vorläufigen Höhepunkt der Flüchtlingskrise jedoch noch nicht entschieden. Schon damals aber zeichnete sich im Jobcenter ab, dass die Arbeit mit Asylbewerbern zunehmend mehr Raum einnehmen wird (die MZ berichtete).

Langzeitarbeitslose in Betreuung

Ein weiterer Grund: Viele der zuletzt gemeldeten 18.400 Langzeitarbeitslosen sind immer schwerer auf dem Arbeitsmarkt zu vermitteln. Für eine nicht unerhebliche Anzahl, so heißt es im Jahresbericht 2015, könne keine Erfolg versprechende Förderstrategie entwickelt werden. Mit anderen Worten: Für sie wird das Jobcenter auch künftig den Lebensunterhalt sowie die Kosten für die Unterkunft tragen müssen.

Gänzlich ausschließen will Edith Völksch indes nicht, dass weitere Stellen wegfallen. Es sollen zwar keine Mitarbeiter perspektivisch abgebaut werden, „die Wiederbesetzung von Stellen bei Renteneintritten oder durch persönliche Entscheidungen von Mitarbeitern“ müssten jedoch verantwortungsvoll geprüft werden. Auch „werden alle Anträge der Mitarbeiter zu Teilzeitmodellen genehmigt, weil ein familienfreundliches Arbeitsklima unser Anspruch ist“, sagte die Betriebsleiterin. (mz)