Handball-Oberliga Handball-Oberliga: Vier Derbys am Stück
Köthen - Die Mitteldeutsche Oberliga beinhaltet sechs Mannschaften aus Sachsen-Anhalt. Neben der HG 85 Köthen gehören TuS Radis, Rot-Weiß Staßfurt, HC Burgenland, HC Aschersleben und TSG Calbe dazu. Dass der Spielplan es so will, dass die HG 85 in den kommenden vier Wochen gleich vier Sachsen-Anhalt-Derbys vor der Brust hat, kann man gut oder schlecht finden. Gut ist sicher, dass drei der vier Partien in der heimischen Heinz-Fricke-Halle ausgetragen werden. Eher schlecht ist, dass man nach den vier Wochen bis ins Jahr 2016 warten muss, ehe das nächste Derby stattfindet. Fakt ist: Köthen kann in den kommenden vier Wochen viel gewinnen - aber auch viel verlieren. Die MZ blickt - in der Reihenfolge des Spielplans - auf die Gegner.
Am Dienstagabend absolvierte die HG 85 Köthen in der Heinz-Fricke-Halle ein Trainingsspiel gegen den Drittligisten SV Anhalt Bernburg und verlor deutlich. Nach zweimal 20 Minuten hieß es 26:11 für die Gäste, die Köthen in allen Belangen dominierten. Bleibt zu hoffen, dass es für die HG 85 ein Muster ohne Wert war.
Am Sonnabend hat die HG die TSG Calbe zu Gast. Die Partie beginnt um 19 Uhr. Das Salzlandderby zwischen dem HC Aschersleben und Rot-Weiß Staßfurt ist das einzige Sonntagsspiel des fünften Spieltages. Auch interessant: Der HC Burgenland hat TuS Radis zu Gast. (brä)
TSG Calbe
Der amtierende Sachsen-Anhalt-Meister steckt in einem Dilemma: Für die Sachsen-Anhalt-Liga ist die TSG zu stark, für die Mitteldeutsche Oberliga zu schwach. Zumindest wirkte es in den vergangenen drei Jahren so. Calbe stieg 2013 in die MOL auf - um nur ein Jahr später sofort wieder abzusteigen. Nun sind sie zurück in der vierthöchsten deutschen Handball-Liga. Und nach drei Spieltagen sah es so aus, dass sich der sofortige Abstieg wiederholen würde: Drei Spiele, drei Niederlagen, 65:90 Tore. Doch am vergangenen Sonnabend gelang der erste Saisonsieg. Calbe setzte sich 37:32 gegen den HC Aschersleben durch. Ein Erfolg, der Hoffnung macht. „Die Jungs haben super gearbeitet. Ich bin absolut zufrieden mit unserem Auftritt“, sagte TSG-Trainer Ronald Kampe. Am kommenden Sonnabend wartet nun aber die schwere Auswärtsaufgabe gegen Köthen. Die HG 85 ist gewarnt, sollte aber der klaren Favoritenrolle gerecht werden.
Rot-Weiß Staßfurt
Der Verein aus dem Salzlandkreis ist ein uneingelöstes Versprechen - und das seit Jahren. Im Vorfeld einer Saison hoch gehandelt, konnte man sich in den letzten Jahren auf eines verlassen: Rot-Weiß Staßfurt wird die Erwartungen enttäuschen. Negativer Höhepunkt war der neunte Tabellenplatz 2014/15. Die erhoffte Weiterentwicklung blieb aus, zum wiederholten Mal. Der Verein trennte sich in der Folge von Trainer Uwe Mäuer und versucht nun mit Uwe Werkmeister in der Verantwortung einen Neuanfang. Auf dem Papier verfügt Rot-Weiß nach wie vor über einen guten, erfahrenen Kader. Egal ob Sebastian Retting und Nils Hähnel im Rückraum, Oliver Jacobi am Kreis oder Patrick Tuchen im Tor: Staßfurt verfügt über sehr gute Individualisten. Das war auch in den ersten vier Saisonspielen zu sehen. Zwei Heimsiege und zwei Auswärtsniederlagen kamen heraus. Köthen ist am 24. Oktober in Staßfurt zu Gast ist. Und es wird mit Sicherheit kein einfaches Spiel. Es bleibt aber abzuwarten, ob Staßfurt mannschaftlich geschlossen agieren kann.
HC Aschersleben
In der Saison 2010/11 hat der HCA in der 2. Bundesliga gespielt. Im Mai 2015 war die Mannschaft eigentlich schon in die fünfte Liga (Sachsen-Anhalt-Liga) abgestiegen. Doch dann verzichtete Goldbach/Gotha überraschend auf das Spielrecht in der MOL und Aschersleben atmete auf. Der schnelle Aufstieg und der schnelle Fall sind mit den finanziellen Möglichkeiten begründet. Beim Aufstieg war das Geld da, in den letzten Jahren wurde es immer weniger. 2013 musste die Handball-Service UG des HCA sogar Insolvenz beantragen. Nach und nach verließen Leistungsträger den Verein. Nun versucht sich die Mannschaft unter Trainer Dimitri Filippov zu stabilisieren. Der zweifache Olympiasieger hält Aschersleben die Treue, zuletzt wurde das Vertrauen aber - wieder mal - enttäuscht. Mit 4:2 Punkten gestartet war so etwas wie Euphorie zu spüren - doch dann verlor Aschersleben gegen den punktlosen Tabellenletzten Calbe. „Jeder hat für sich gespielt“, kritisierte Filippov. Dennoch: Aschersleben ist in dieser Saison gefährlicher als in der letzten. Neuzugang Nemanja Gojkovic hat seine Torgefährlichkeit aus dem Rückraum schon bewiesen. Es wird ein heißer Tanz, wenn die HG 85 den HCA am 31. Oktober empfängt.
TuS Radis
Es ist das Spiel auf das jeder wartet: Am 7. November wird die Heinz-Fricke-Halle brechend voll sein. Denn Radis bringt viele Fans mit. Und was es da auf der Platte zu sehen geben wird, lässt keinen Handball-Interessierten kalt. Es gibt viele Verbindungen zwischen Köthen und Radis. Köthens Trainer Bodo Kreutzmann hat Radis vor zweieinhalb Jahren vor dem Abstieg gerettet. Steffen Fischer scheiterte in der letzten Saison als Spielertrainer der HG 85 nur knapp am Klassenerhalt in der 3. Liga - und ist jetzt Spielertrainer in Radis. Zudem lockte er Steven Just und Max Ziemann in den Landkreis Wittenberg, wo mit Patrick Heddrich und Cristian Telehuz schon zwei Spieler aktiv sind, die für einige Zeit das HG-Trikot trugen.
Neben all den Emotionen, die beim Aufeinandertreffen hervorgerufen werden, bleibt eines festzuhalten: TuS Radis ist in dieser Saison eine echte Nummer in der Mitteldeutschen Oberliga. Wenn alle Spieler fit sind, gibt es auf dem Papier wohl keine stärkere erste Sieben. Mit 6:2 Punkten ist Radis gut in die Saison gestartet. Die einzige Niederlage passierte beim Spitzenreiter HSV Apolda.