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Blasmusiker im Lockdown Die Bebitzer Blasmusikanten hatten 2020 wegen Corona nur zwei Auftritte: Wiederanfang nach Zeit ohne Proben wird schwer

Von Sophia Möbes 12.01.2021, 08:56
Die Bebitzer Blasmusikanten bei einem Auftritt im Jahr 2017 zum Maienfest in Peißen.
Die Bebitzer Blasmusikanten bei einem Auftritt im Jahr 2017 zum Maienfest in Peißen. Engelbert Pülicher

Bebitz - Die Corona-Beschränkungen treffen auch die Künstler in der Region hart. Wie es dem Bebitzer Blasmusik e. V. in den vergangenen Monaten ergangen ist, erzählen der Vereinsvorsitzende und Tubaspieler Erich Neustedt und der musikalische Leiter Ingo Kluth, Tenorhorn, im Gespräch mit Sophia Möbes.

Die Kapelle besteht seit Dezember 1975, hätte also unter normalen Umständen ihr 45-jähriges Jubiläum feiern können. Stattdessen herrscht nun an jedem zweiten Sonntag im Monat absolute Ruhe im Dorfgemeinschaftshaus, in dessen oberem Stockwerk sich der Probenraum befindet.

Existierte die Kapelle von Anfang an als Blasorchester?
Erich Neustedt: Beim Aufbau durch und unter der Leitung von Alfred Rosinski hat die Unterstützung durch den Spielmannszug Peißen und die Schalmeienkapelle Lebendorf geholfen. Denn es waren anfangs nur sieben Kameraden, die für einen Kameradschaftsabend der FFW Bebitz im Februar 1976 einige Titel einstudieren wollten. Ein halbes Jahr später waren es schon 13 Musiker. Anfangs war die Bebitzer Feuerwehr unser Träger.

Wie ging es dann weiter?
Neustedt: Obwohl es viele personelle Wechsel gab, wurde das Repertoire ständig erweitert. Mit Marschmusik und Platzkonzerten konnte so manches Heimatfest in der Umgebung umrahmt werden.

Schon 1980 erhielt die Kapelle ihre offizielle Einstufung vom Kreiskabinett für Kulturarbeit/Musikeinheiten in die Grundstufe. Darauf haben wir uns aber nicht ausgeruht. Durch eine gezielte Vorbereitung auf den Bezirksausscheid im Juni 1982 in Bad Lauchstädt konnten wir mit einer Leistungssteigerung einen beachtlichen zweiten Platz erringen.

Drei Jahre später wurden unsere Bemühungen mit dem Titel „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ gewürdigt und ein Jahr später wurden wir sogar als „Ausgezeichnetes Volkskunstkollektiv“ geehrt. Wir haben viele schöne Reisen zu Auftritten unternommen und Freundschaften mit anderen Kapellen geschlossen.

Gab es Besetzungsprobleme?
Ingo Kluth: Damit hat ja leider jeder Verein zu kämpfen. Wir werden alle nicht jünger. Wie sagt Erich immer? „Blasmusiker wachsen nicht auf den Bäumen.“ Und Blasmusik ist heute auch nicht mehr so gefragt. Selbst wenn Kinder ein Blasinstrument erlernen und vielleicht eine kurze Zeit bei uns mitspielen – wenn sie die Schule beendet haben, sind die meisten weg.

So wurde es auch in der Wendezeit so eng mit Musikern, dass wir alleine nicht mehr spielfähig waren. Deshalb erfolgte – wieder im Dezember – 1990 der Zusammenschluss mit der Dohndorfer Blaskapelle zur „Bebitzer Blasmusik e. V.“

Spielt noch jemand aus der Gründungszeit mit?
Kluth: Nein, die sind inzwischen alle alters halber ausgeschieden. Altersmäßig am längsten dabei war Franz Lange, ein ausgebildeter Musiker, der im Schacht als Sprengmeister gearbeitet hat.

Er hat Waldhorn und Schlagzeug gespielt und auch Unterricht gegeben. Bis zu seinem 92. Lebensjahr hat er aktiv mitgespielt.

Neustedt: Danach hat er immer noch gewartet, dass wir ihn zur Probe abholten. Erst zwei Jahre vor seinem Tod mit 96 Jahren hat er dann wirklich aufgehört. Er saß als ältester Musiker immer neben unserem jüngsten zehnjährigen Mitglied.

Wo treten Sie überall auf?
Neustedt: Im Normalfall sind wir jedes Jahr zu Pfingsten zwei Tage in Cörmigk und wirken beim Kirchfest in Belleben mit, gemeinsam mit der dortigen Blaskapelle. So 15 bis 20 Heimat- und Schützenfeste waren das schon im Jahr. Beim Musikfest des Bernburger Spielmannszuges waren wir auch dabei. Natürlich kriegt jeder unserer Musiker auch sein Geburtstagsständchen.

Ein besonderer Höhepunkt war für uns die Teilnahme am Sachsen-Anhalt-Tag in Bernburg.
Kluth: Und Heiligabend haben wir immer den Gottesdienst in der Bebitzer Kirche musikalisch begleitet. Danach ging es im Feuerwehrhaus weiter. Dort kam dann auch der Weihnachtsmann.

Das hatte beides eine besondere Atmosphäre. In diesem Jahr hatten wir ganze zwei Auftritte, beim Karnevalsumzug in Gröbzig und im Peißener Pfarrgarten zum Erntedank, gemeinsam mit dem Spielmannszug Peißen.

Zusammen musizieren ist ja im Moment nicht möglich. Wie wird jetzt geprobt?
Neustedt: Die fehlenden Proben sind ein großes Problem. Kaum einer übt alleine daheim. Deshalb wird es schwer werden, wieder anzufangen. Außerdem fehlt uns die Gemeinschaft.

Dazu kommt, dass auch alle anderen Vereine zum Nichtstun verurteilt sind, was denen genauso finanzielle Engpässe bereitet, wie den Kommunen - überall fehlt das Geld.

Wer soll da Feste und Feiern ausrichten? Das wird für alle, die ein Publikum brauchen, sehr schwierig werden.
Kluth: Zehn Musiker brauchen wir schon zur Probe, damit es klingt. Wir haben Schichtarbeiter und Monteure dabei, ein gebürtiger Cörmigker kommt sogar regelmäßig aus Magdeburg,

Deshalb proben wir jeden zweiten Sonntag, sofern wir denn dürfen. Unsere Musiker wissen das und machen alles möglich, was machbar ist.

Neustedt: Wenn es mal eng wird in den Stimmen, helfen andere Musiker aus. Schwierig war es, als unser Schlagzeuger einen schweren Unfall hatte und lange ausfiel. Wir sind bisher durch alle Schwierigkeiten gut durchgekommen. Hoffentlich schaffen wir das auch weiterhin.

Wir spielen Blasmusik als Hobby, weil es uns Spaß macht. Deshalb darf nicht der Eindruck entstehen, dass wir mit Blasmusik Geld verdienen wollen. Die Einnahmen für unsere Auftritte werden als Aufwandsentschädigung, für den Kauf von Noten und Instrumenten, für Reparaturen, und Ausrüstung verwendet. (mz)