Anbau von Gewürzpflanzen in der Region Anbau von Gewürzpflanzen in der Region: Wo der Pfeffer wächst

Schackstedt/Alsleben - Es duftet nach Dill und Pfeffer. Unweit der Saalemühle befindet sich an der Bernburger Straße 33 in Alsleben das Herzstück der Arznei- und Gewürzpflanzen GmbH, der hundertprozentigen Tochter der Landwirtschaftlichen Produktions AG Schackstedt, die schon seit vielen Jahren neben dem klassischen Getreideanbau auch auf die Produktion von Thymian und Majoran setzt.
„Die Trocknungsanlage, die Räucherei und die Destillationsanlage wurden bereits vor der Wende errichtet, die Trocknungsanlage in den 70er Jahren sogar für die Ewigkeit gebaut“, erzählt Gerd Spinda, seit 2003 Vorstand der Landwirtschaftlichen Produktions AG.
Produktion für Mawea in Aschersleben
Der 63-jährige Schackstedter macht auch keinen Hehl daraus, dass diese drei Anlagen die Grundvoraussetzung für den Anbau der sensiblen Gewürzpflanzen sind.
„Dadurch rentiert sich die ganze Sache erst richtig. Wir benötigen keinen Zwischenproduzenten, können unsere getrockneten Pflanzen direkt an das Mawea Aschersleben liefern und haben in dieser Region auch einen Standortvorteil, weil wir im Regenschatten des Harzes liegen. Das ist für die Gewürzkulturen günstig, obwohl es ganz ohne Wasser natürlich auch nicht geht“, meint der studierte Landtechniker, der bis zur Wende eine Beregnungsanlage betreute, die zwischen Bründel und Hohenerxleben eine Fläche von insgesamt 2.500 Hektar berieselte.
Gerd Spinda ist einer der wenigen Landwirte, die zweigleisig fahren
Trotz des Standortvorteils ist Spinda, der auch von der langjährigen Erfahrung seiner Mitarbeiter profitiert, einer der wenigen Landwirte, die zweigleisig fahren.
Dabei werden bereits seit mehr als 100 Jahren in dieser Gegend Gewürzpflanzen produziert. Doch die Zurückhaltung der Agronomen hat auch triftige Gründe. Majoran und Thymian sind sehr sensible Gewächse und können bei der Unkrautbekämpfung nicht wie Gerste, Roggen oder Mais behandelt werden.
Es existieren nur ganz wenige Präparate, die zur Anwendung geeignet sind und den Gewürzen keinen Schaden zufügen.
Von immenser Bedeutung ist die Bodenbearbeitung. Beim Säen muss eine gleiche Ablagetiefe gewährleistet sein. Die Arbeiten werden sowohl beim Drillen als auch beim Hacken und beim Ernten von Spezialmaschinen ausgeführt.
Auf den Feldern ist auch Handarbeit gefragt
„Die Hackmaschine kann das Unkraut jedoch nur in den Reihen, aber nicht direkt an den Pflanzen vernichten. Deswegen ist wie vor einem halben Jahrhundert in den Rübenfeldern Handarbeit gefragt. Zwischen dem Säen und der Ernte müssen wir drei- bis viermal mit der Hacke auf die Fläche - immerhin 40 Hektar. Anderenfalls gehen der Thymian und der Majoran im Unkraut unter“, weist Mitarbeiter Albrecht Pfefferkorn auf einen weiteren wichtigen Fakt hin.
Der erhöhte Aufwand lohnt sich
Doch der erhöhte Aufwand lohnt sich, wenn das Wetter mitspielt. In guten Jahren erntet die Landwirtschaftliche Produktions AG bis zu drei Tonnen getrockneten Majoran und sogar bis zu vier Tonnen Thymian (bei einem Schnitt) auf einem Hektar und verdient damit mehr Geld als mit dem Getreidegeschäft.
Anbaufläche soll auf 60 Hektar vergrößert werden
Und auch deswegen möchte Gerd Spinda auch in Zukunft auf sein zweites Standbein setzen, die Anbaufläche von momentan 40 auf 60 Hektar vergrößern und kräftig investieren.
„Wir werden eine neue Maschine für die Ernte anschaffen, die jedoch leider nicht vom Band produziert wird, sondern ein Unikat darstellt und deswegen besonders teuer ist“, meint der Landwirt, der mit einem sechsstelligen Kaufpreis rechnet.
Bereits in Kürze wird eine neue Heizungsanlage für die Trocknung installiert, um die Energieeffizienz zu erhöhen. Die Kosten dafür betragen 250 000 Euro, wobei die Maßnahme zu 30 Prozent von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gefördert wird.
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Das Bundesland Sachsen-Anhalt gehört zu den bedeutendsten Anbaugebieten in Deutschland. 90 Prozent der Fläche für Majoran, Thymian und Kümmel liegen in der Region zwischen Arendsee und Zeitz.
Mit einer Fläche von 1.000 Hektar liegt Sachsen-Anhalt hinter Bayern und Thüringen auf dem dritten Platz. Die hiesigen Landwirte produzieren bis zu 3.000 Tonnen Kräuter. Bundesweit sind es 30.000 Tonnen.
Die Eigenversorgungsquote mit Gewürzen liegt in Deutschland bei 20 Prozent und soll in naher Zukunft gesteigert werden. Deswegen ist eine Erweiterung der Anbaufläche von jetzt etwa 12.000 auf 20.000 Hektar geplant.
Thymian und Majoran werden jedoch nicht nur als Gewürze genutzt. Thymol, ein ätherisches Öl des Thymians, wird in Mundwässern und Zahnpasten verwendet und kommt auch in Nasensprays vor. (mz)
