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Sachsen Sachsen: Bildung wird zu Grabe getragen

Von Dorothea Nitzsche 28.03.2012, 15:31
Schüler der Leipziger Nikolaischule tragen mit einer Aktion die Bildung symbolisch zu Grabe. (FOTO: DPA)
Schüler der Leipziger Nikolaischule tragen mit einer Aktion die Bildung symbolisch zu Grabe. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Die Schüler der Neuen Nikolaischule Leipzig tragen an diesem Morgen schwarz, einige haben sich eine rote Rose angesteckt: Sie wollen der sterbenden Bildung die letzte Ehre erweisen. Diese wird gerade in einem selbst gebastelten Sarg mit entsprechender Aufschrift symbolisch zu Grabe getragen. „Spiel mir das Lied vom Tod“ schallt als Untermalung für den Trauermarsch über den Hof, als fünf Träger in schwarzen Anzügen den Sarg durch das Spalier der Schüler schleppen. Sie setzen den Sarg in der Mitte des Schulhofes ab, umringt von Grabsteinen der einzelnen Schulfächer.

Rund 700 Jugendliche haben sich für die Aktion versammelt und halten bunte Plakate empor: „Isch prauche Biltung“, prangt in großen Lettern darauf. Die Schüler wollen damit für mehr Lehrer und weniger Unterrichtsausfall in ihren Schulen demonstrieren.Schülersprecherin Anne-Sophie Seiring freut sich über das Engagement ihrer Mitschüler: „Wir fordern, dass der Lehrerberuf in Sachsen attraktiver gemacht wird und die Klassen auf 25 Schüler beschränkt werden.“ Der Schulalltag sei oftmals geprägt von überfüllten Klassen.

Lehrer und Eltern unterstützen die Aktion. Im vergangenen Jahr seien viel zu wenig Lehrer eingestellt worden, schimpft eine Referendarin. Der Vorsitzende des Elternrates, Peter Teske, fügt hinzu: „Die Schulen können ihren Bildungsauftrag bei dem Lehrermangel nicht erfüllen.“ In ihrem Engagement bestärkt, werden die Schüler auch vom Landesvorsitzenden des Sächsischen Lehrerverbandes, Jens Weichelt: „Ihr habt verstanden, dass Unterrichtsausfall nicht schöne freie Zeit ist, sondern eure Zukunftschancen gefährdet.“

Den Abschluss des Protestes bildet eine landesweite Rote-Karten-Aktion. Die Schüler schreiben darauf ihre Forderungen und senden sie an das Bildungsministerium. Die gefürchtete Rote Karte bekommt das Ministerium von allen Schulen, die sich an den Protesten beteiligen. Aktionen gab es vor allem in Dresden, Leipzig, Chemnitz und im Landkreis Bautzen. Rund 10 000 Schüler beteiligten sich allein in Leipzig - damit war die Messestadt Hochburg der landesweiten Proteste.

Bereits seit Wochen schwelt in Sachsen der Streit um zusätzliche Lehrstellen. Kultusminister Roland Wöller (CDU) war deswegen in der vergangenen Woche zurückgetreten, nun muss Brunhild Kurth (parteilos) das Problem lösen.

Zum sachsenweiten Aktionstag gegen den Lehrermangel demonstrieren in Dresden über 500 Schüler in der Stadt. (FOTO: DPA)
Zum sachsenweiten Aktionstag gegen den Lehrermangel demonstrieren in Dresden über 500 Schüler in der Stadt. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild