Sachsen Sachsen: Betriebskindergarten bei Komsa findet Nachahmer

Hartmannsdorf/ddp. - Den Satz «Komsa, das sind doch die mitdem Kindergarten!» hört Gunnar Grosse nicht so gern. DerVorstandsvorsitzende der Komsa Kommunikation Sachsen AG bemüht sichvielmehr, der Welt den Geschäftsgegenstand des Dienstleisters zuerklären: «Wir befassen uns mit allem rund um digitale Informationund Kommunikation: Handy, Internet, mobile Datenübertragung,Navigationssysteme.» Und doch kommt Grosse dabei recht schnell auchauf das Thema Kindergarten zu sprechen, denn einer seinerStandardsätze lautet: «Das Wichtigste im Unternehmen sind dieMitarbeiter.»
Davon hat die rasant gewachsene Komsa jetzt rund 700. Um die gutausgebildeten Programmierer, Elektroniker, Techniker,Logistikspezialisten - ob männlich oder weiblich - so flexibel wiemöglich verfügbar zu haben, stellte sich für Komsa irgendwann dieFrage der Kinderbetreuung. So wurde 2003 der Betriebskindergarten«Weltenbaum» eröffnet, der seine Öffnungszeiten den Arbeitszeiten der Eltern anpasst und auch das spielerische Erlernen der englischenSprache integriert. Nachdem die alten ostdeutschen Strukturenbetrieblicher Kinderbetreuung zerschlagen worden waren, handelte essich damals um die erste neue Einrichtung dieser Art in einemproduzierenden Unternehmen Sachsens.
So wie Komsa allein im vergangenen Jahr um 100 Mitarbeitergewachsen ist, hat auch der «Weltenbaum» prächtig ausgeschlagen. ImJuni wird die zweite Tagesstätte eröffnet, diesmal direkt auf demFirmengelände. Sie wurde umweltfreundlich als Energiesparhauskonzipiert und bietet zusammen mit der «alten» Einrichtung 70 Kindernein schmuckes zweites Zuhause.
Doch insgesamt steht unternehmerisches Engagement für Familien undKinder in Sachsen noch am Anfang. Außer typischen Frauenbetrieben wiedas Klinikum Chemnitz, das seinen Kindergarten über die Wenderettete, gibt es bislang kaum Nachahmer für die Komsa-Initiative.
Das könnte sich bald ändern. Denn Sachsens WirtschaftsministerThomas Jurk (SPD) und seine Kabinettskollegin, FamilienministerinHelma Orosz (CDU), starteten am Dienstag in Hartmannsdorf einenWettbewerb. Dabei sollen Betriebe, die ihre wirtschaftlichen Zielemit den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter beispielhaft in Einklangbringen, mit insgesamt 90 000 Euro belohnt werden.
Gunnar Grosse, seit 2006 auch Botschafter des bundesweitenUnternehmensnetzwerkes «Erfolgsfaktor Familie», hatte gleichzeitiganderen Unternehmern seine Türen zum Schnuppern geöffnet. Nicht allewollen gleich eine Kita einrichten, aber die Gelegenheit, mitPolitikern und Gleichgesinnten über die Rahmenbedingungen fürFamilienfreundlichkeit zu diskutieren, war günstig.
So begrüßt Hervé Francois, Geschäftsführer des TextilveredlersColor Web GmbH in Frankenberg, «dass die Politik endlich das ThemaBildung im Kindergarten diskutiert». Im Osten seien fehlendeKita-Plätze glücklicherweise nicht so ein Problem wie im Westen, aberinhaltlicher Nachholbedarf bestehe auch hier. In seinem HeimatlandFrankreich sei die école maternelle genannte Vorschule ein integralerBestandteil des Bildungssystems.
Als fast reine Frauenfirma mit 150 Beschäftigten will derGesundheitsdienstleister Admedia aus Chemnitz einen kommunalenKindergarten übernehmen und die meisten Plätze dann selbstbeanspruchen. Auch der Personaldienstleister DIS AG in Dresden planteine eigene Kita. Als größtes Hindernis sehen die meisten Firmen dieBeschaffung von Fördermitteln für den Bau.