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Raubtier breitet sich im Land aus Wolf in Sachsen-Anhalt: Ministerpräsident Reiner Haseloff will Zahl der Tiere reduzieren

Von Hagen Eichler 11.10.2017, 18:00
Ein Wolf tappt bei Wippra in die (Foto)falle.
Ein Wolf tappt bei Wippra in die (Foto)falle. Nationalpark Harz

Magdeburg - Ein am Rande des Harzes fotografierter Wolf heizt die Debatte um nötige Konsequenzen an. Am Mittwoch veröffentlichte das Landesamt für Umweltschutz zwei Bilder, die eine Fotofalle Ende September nahe Wippra (Mansfeld-Südharz) aufgenommen hat.

Die Behörde sieht sie als Beleg, dass Wölfe auf der Suche nach einem Revier auch den Harz durchstreifen. Das vor 250 Jahren ausgerottete Raubtier ist damit in Sachsen-Anhalt wieder flächendeckend präsent. Fest ansässige Rudel gibt es jedoch ausschließlich im Norden und Osten des Landes.

Sachsen-Anhalt: Reiner Haseloff sieht im Wolf bereits eine Plage

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sieht im Wolf bereits eine Plage. „Wenn sich Wolfspopulationen so stark ausbreiten und nicht artgerecht verhalten, besteht akuter Handlungsbedarf“, sagte er der MZ.

Es brauche jetzt „wirksame Mittel zur Vergrämung und Reduzierung“. Derzeit ist die Jagd auf den Wolf verboten. Zulässig ist lediglich der Abschuss einzelner verhaltensauffälliger Wölfe. In Sachsen-Anhalt gab es einen solchen Fall bislang nicht. Ein Wolf wurde illegal geschossen, fünf Tiere starben im Straßenverkehr.

Landesumweltamt zu Wölfen: 13 Rudel mit 70 bis 80 Tieren in Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalts CDU drängt darauf, dass der strenge Schutz des Wolfes gelockert wird. Landes-Generalsekretär Sven Schulze fordert, dies in den bevorstehenden Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition im Bund zu klären. Es gehe „nicht um eine Ausrottung, sondern um eine verträgliche Anzahl in unserer mitteldeutschen Kulturlandschaft“, sagte Schulze.

Das Landesumweltamt bezifferte Sachsen-Anhalts Wolfspopulation im vergangenen Jahr auf 13 Rudel mit 70 bis 80 Tieren. Im November will die Behörde neue Zahlen vorlegen. Das Umweltministerium schließt nicht aus, dass weitere Teile des Landes in das offizielle Ausbreitungsgebiet aufgenommen werden.

Wölfe in Sachsen-Anhalt: 56 Übergriffe im Jahr 2017 aktenkundig

Alle dort lebenden Nutztierhalter sind verpflichtet, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Tun sie das nicht, erhalten sie keinen Schadensersatz.

Um diese Zahlungen gibt es immer wieder Konflikte. In diesem Jahr sind bislang 56 Übergriffe aktenkundig, für die Wölfe erwiesenermaßen oder mutmaßlich verantwortlich sind. Mehr als 100 tote Tiere sind gemeldet.

Der Hobbyzüchter Maik Spangenberg aus Retzau (Anhalt-Bitterfeld) etwa fand in diesem Jahr bereits zweimal gerissene Schafe vor, zuletzt vor zweieinhalb Wochen. „Ich habe den Wolf frühmorgens auf der Koppel erwischt. Ein Schaf hatte er schon aufgefressen, sechs lagen da mit aufgebissener Kehle“, sagte Spangenberg.

Den Schaden bekommt er jedoch nicht ersetzt. Die Gutachterin des Wolfskompetenzzentrums Iden (Altmark) hatte auf der Weide an der Mulde zwar einen geeigneten Schutzzaun vorgefunden - jedoch nur an Land. Zum Fluss hin gab es keine Sicherung.

Er könne den Ärger aller betroffenen Tierhalter nachempfinden, sagte Umwelt-Staatssekretär Ralf-Peter Weber (Grüne). „Wir freuen uns, dass der Wolf wieder einen Lebensraum findet, aber wir sind uns der Probleme bewusst.“

Auch er plädiert dafür, bei den Berliner Koalitionsverhandlungen eine Regelung für den Wolf zu finden. „Wir brauchen eine deutschlandweite Definition, ab wann eine selbsttragende Population vorliegt.“ Danach könne es auch Eingriffe geben. Der Deutsche Bauernverband fordert, Ansiedlungszonen festzulegen und Wölfe außerhalb zu töten. (mz)