Kitasystem im Sozialismus Wochenkrippen in der DDR: Betroffene berichtet von ihren Erlebnissen
In der DDR waren Wochenkrippen üblich. Kinder sahen ihre Eltern von Montag bis Freitag nicht. Die meisten Betroffenen leiden bis heute unter den Folgen - wie Kirsten Rennert, die in Halle eine solche Einrichtung besuchte.

Halle/MZ - Kirsten Rennert setzt sich auf einen Stuhl und kramt in ihrer Tasche. Dann legt sie ein vergilbtes Büchlein auf den Tisch. Es ist ein Impfausweis, ausgestellt 1960 in Halle. Vermerkt ist darin auch der Name ihrer Krippe: Kinderkrippe II, Herweghstraße. „Dort war ich also, in letzter Zeit beschäftigt mich das Thema wieder mehr. Es ist eines der dunklen Kapitel meiner Vergangenheit.“ Rennert, graues schulterlanges Haar und Brille, ist 62 Jahre alt. Was sie heute noch belastet, begann in frühester Kindheit. Die hallesche Einrichtung war damals eine Wochenkrippe: Hier wurden Säuglinge und Kleinkinder von Montag bis Freitag, teilweise bis Samstag, rund um die Uhr betreut.