1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. Kommentar Zum Frauentag: Gleiche Chancen? Von wegen!

Kommentar zum Frauentag Gleiche Chancen? Von wegen!  

Der Frauentag ist kein Tag zum Feiern. Warum bei der Gleichstellung sogar ein Rückschritt droht.

Von Jessica Quick 08.03.2025, 07:25
Jessica Quick, Ressortleiterin Familie und junge Zielgruppen
Jessica Quick, Ressortleiterin Familie und junge Zielgruppen (Foto: Andreas Stedtler/Grafik: Tobias Büttner)

Ja, es gibt sie, die starken Frauen wie Silvia Ristow, die als Oberbürgermeisterin in Bernburg      die Fäden in der Hand hält. Aber es gibt sie eben viel zu selten. Das ist ein gesellschaftliches, aber auch politisches Problem – das früh beginnt.

Wir zahlen Mädchen weniger Taschengeld und schicken Jungs zum Fußball. Wir stecken fest in überholten Vorstellungen. Zu denen offenbar auch gehört, dass sich Frauen besser um Kind und Haushalt kümmern. Aber Sorgearbeit drängt sie in Teilzeit, der Aufstieg in Chefetagen bleibt für viele unerreichbar.

Jahrzehntelang kämpfen Frauen um Gleichberechtigung, doch die Zahlen aus Sachsen-Anhalt zeigen: Von echter Parität sind wir noch weit entfernt. 20 Prozent Frauen in Kommunalparlamenten – das ist kein Fortschritt, das ist ein Armutszeugnis. Und wer glaubt, Gleichstellung komme von allein, irrt gewaltig.

Zwar gibt es in Sachsen-Anhalt seit 1993 Gesetze zur Frauenförderung, doch wo bleibt der versprochene Entwurf für mehr Gleichstellung? In der Warteschleife. Das dürfen wir keinesfalls hinnehmen. In dieser doch unberechenbaren Zeit besteht die Gefahr, dass nicht nur gar nichts passiert – siehe die verpasste Reform des Abtreibungsparagrafen in der Ampelregierung.Es droht sogar ein Rückschritt.

Laut einem aktuellen UN-Bericht wurden von einem Viertel aller Regierungen weltweit Frauenrechte wieder eingeschränkt. Lippenbekenntnisse helfen niemandem und Gleichstellung ist auch kein Nischenprogramm.

Wer es ernst meint, muss handeln: mit verlässlicher Kinderbetreuung, flexibleren Arbeitszeiten, gleichen Löhnen. Sonst diskutieren wir in zehn Jahren noch immer über die gleichen Missstände. Und das wäre eine Schande. Frauen sind keine Minderheit, sondern stellen die Mehrheit in Deutschland. Solange sie für gleiche Arbeit immer noch schlechter bezahlt werden, bleibt der Frauentag ein Tag des Kampfes – nicht des Feierns.