1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. NS-Vergangenheit: Wird aus einem Schauplatz des Naziterrors im Harz ein Bunker für den Kriegsfall?

NS-Vergangenheit Wird aus einem Schauplatz des Naziterrors im Harz ein Bunker für den Kriegsfall?

Tausende Zwangsarbeiter trieben im letzten Kriegsjahr Stollen für die Rüstungsproduktion in die Thekenberge bei Halberstadt, viele starben. Nun hat ein privater Investor den Ort des Grauens gekauft. Angehörige der Häftlinge sind entsetzt. Nicht nur sie fragen sich: Wie konnte das passieren?

Von Alexander Schierholz Aktualisiert: 15.08.2024, 11:00
Tausende starben beim Bau des Stollensystems in den Thekenbergen nahe Halberstadt – ein Ort des Grauens und des  Gedenkens.
Tausende starben beim Bau des Stollensystems in den Thekenbergen nahe Halberstadt – ein Ort des Grauens und des Gedenkens. (Foto: picture alliance / ZB)

Halberstadt/Halle/MZ - Louis Bertrand wollte noch im Tod bei seinen Kameraden sein. Bei jenen, mit denen er gelitten, gekämpft und gehofft hatte auf ein Ende des Grauens. Im April 2014 wurde seine Asche auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge bei Halberstadt (Harz) beigesetzt. Der Franzose hatte ab 1944 gemeinsam mit tausenden anderen Häftlingen aus 23 Nationen ein Stollensystem in die nahen Thekenberge getrieben. Die Nazis wollten dort Kampfflugzeuge und Raketen produzieren, geschützt vor den Bomben der Alliierten. 2.000 Deportierte starben bei der Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen, einige in den Stollen selbst, viele auf dem Weg zum zwei Kilometer entfernten Lager oder auf dem Appellplatz. Weitere knapp 3.000 Häftlinge kamen auf einem der berüchtigten Todesmärsche um. Am Ort des Grauens, dem ehemaligen KZ, erinnert heute eine Gedenkstätte an ihre Leiden.