Kontaktverbot gegen Corona Wegen Corona: Sachsen-Anhalt beschränkt Bewegungsfreiheit deutlich - Wohnung nur noch in Ausnahmen verlassen

Halle (Saale)/Magdeburg - Die Behörden verschärfen die Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. In ganz Deutschland soll nun unter anderem eine Art Kontaktverbot verhängt werden. Öffentliche Ansammlungen von mehr als zwei Personen sind nun grundsätzlich untersagt. Darauf und auf weitere Grundsätze zu Einschränkungen des öffentlichen Lebens verständigten sich Bund und Länder am Sonntag. Dazu gehört auch die Schließung von Läden wie Friseuren und Kosmetikstudios.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, es handele sich nicht um Empfehlungen, sondern Regeln, an die sich jeder halten müsse - und die kontrolliert würden. „Bitte ziehen sie alle mit! Zeigen sie Vernunft und Herz!“, sagte Merkel am Sonntag. Die Kanzlerin selbst muss sich nun in häusliche Quarantäne begeben. Wie sie nach ihrem Auftritt vor der Presse erfuhr, hatte sie am Freitag zu einem Arzt Kontakt, der mittlerweile positiv auf das Coronavirus getestet worden sei.
Polizei wird kontrollieren
Die neuen Einschränkungen gelten ab Montag. Das Verlassen der eigenen Wohnung ist in Sachsen-Anhalt nun „nur bei Vorliegen triftiger Gründe erlaubt“, wie die Landesregierung mitteilte. Allerdings gibt es noch eine ganze Reihe von diesen triftigen Gründen. Erlaubt bleiben die Ausübung beruflicher Tätigkeiten, Lieferverkehre und Umzüge, Wege für Arztbesuche oder Termine beim Psycho- oder Physiotherapeuten und für den Einkauf von Waren des täglichen Bedarfs sowie der Besuch bei Kindern, Alten oder Kranken. Auch weiterhin erlaubt bleiben Sport und Bewegung an der frischen Luft, alleine oder mit Angehörigen des eigenen Hausstandes. Familien dürfen sich also als Ausnahme im öffentlichen Raum auch bewegen, wenn es sich um mehr als zwei Personen handelt.
Die vollständige Bekanntmachung des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt vom 22. März 2020 finden Sie hier als PDF zum Download.
„Die Zeit drängt. Es geht um die Gesundheit und das Leben der Bürgerinnen und Bürger in unserem Land. Eine Verschärfung der Maßnahmen gegen das Virus ist daher unumgänglich“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Sonntag nach dem telefonischen Krisengipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Regierungschefs der anderen Bundesländer. Haseloff appellierte an das Verständnis und die Einsicht aller Sachsen-Anhalter.
„Befolgen Sie die Anordnungen. Es geht um uns und die Zukunft unseres Landes“, sagte der Regierungschef. Er wisse, dass dies mit gravierenden Einschränkungen verbunden sei. „Doch die eigene Gesundheit und die Gesundheit unserer Mitmenschen sollte uns dies wert sein“, so Haseloff. Die Polizei sei angehalten, die Einhaltung der Ausgangsbeschränkungen zu kontrollieren. Im Falle einer Kontrolle müsse man die „triftigen Gründe“ gegenüber den Beamten glaubhaft machen.
Für den Seuchenschutz sind zunächst die Bundesländer zuständig, die sich nun zumindest auf einheitliche Grundsätze geeinigt haben. Einige Regelungen sind allerdings woanders strikter. So belässt es Bayern nicht nur bei einem Limit von zwei Personen, dort darf nur gemeinsam an die frische Luft, wer zu einem Hausstand gehört.
Kliniken warten auf Technik
Nach Angaben des Landes-Sozialministeriums ist die Zahl der Corona-Infizierten in Sachsen-Anhalt über das Wochenende auf 269 gestiegen. Damit liegt Sachsen-Anhalt im unteren Viertel der Bundesländer, die höchsten Krankenzahlen wurden in Baden-Württemberg (3.807), Bayern (3.650) und Nordrhein-Westfalen (3.545) registriert. Bundesweit hat die neuartige Lungenkrankheit bislang mehr als 80 Menschenleben gefordert, in Sachsen-Anhalt ist es noch nicht zu Todesfällen gekommen.
Die Kliniken im Land arbeiten derweil daran, ihre Versorgungskapazitäten zu erhöhen. Grundsätzlich können laut Landes-Sozialministerium die Krankenhäuser die Zahl ihrer Intensivbetten grundsätzlich verdoppeln. Allerdings fehlt es an Ausrüstung, vor allem an der Beatmungstechnik, die bei schwereren Verläufen der Lungenkrankheit nötig ist. (mz)