Solarparks sind im Kommen Warum es in Sachsen-Anhalt Streit um Standorte gibt
Sachsen-Anhalt steht ein Boom großer Anlagen bevor, die subventionsfrei Sonnenstrom liefern sollen. Doch die dafür geplante Nutzung von Acker sorgt für Kritik.
Halle (Saale) - Sachsen-Anhalt steht nach Einschätzung von Experten vor einem Solarboom: Vor allem große, subventionsfreie Solarparks werden künftig vermehrt gebaut. „Die Preise für Solarmodule sind in den vergangenen Jahren um 80 Prozent gesunken, so dass Strom aus Photovoltaik wettbewerbsfähig geworden ist“, sagt Jörg Dahlke, Leiter des Landesverbandes Erneuerbare Energie Sachsen-Anhalt.
Neuer Solarpark im Braunkohletagebau Amsdorf geplant
Der Energiedienstleister Getec Green Energy aus Magdeburg plant im Braunkohletagebau Amsdorf (Landkreis Mansfeld-Südharz) den Bau eines Solarparks mit etwa 28 Megawatt Leistung. „Unser Ziel ist es, den Strom in der Region und an Unternehmen zu verkaufen“, sagt Geschäftsführer Chris Döhring. Nach seinen Angaben koste die Kilowattstunde Strom aus einem größeren Solarpark inzwischen nur noch fünf bis sechs Cent. Das liegt noch über dem Börsenpreis von Strom von aktuell etwa vier Cent. „Da sich bundesweit aber gerade viele Großunternehmen vorgenommen haben, ihre Klima-Emissionen deutlich zu reduzieren, gibt es eine hohe Nachfrage nach Solar- und Windstrom“, erklärt Döhring.
Bürgerinitiative gegen Solarprojekt in Zehbitz
Das größte Solarprojekt in Sachsen-Anhalt plant aktuell das Münchner Unternehmen Kronos Solar in Zehbitz im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Auf einer Fläche von 131 Hektar soll ursprünglich ein Solarpark mit einer Leistung von mehr als 100?Megawatt entstehen. Kronos will den Strom selbst vermarkten. „Wir belasten weder die Steuerzahler noch die Endverbraucher des Stroms“, warb Kronos-Geschäftsführer Alexander Arcache zuletzt für das Projekt. Die Bürger in der Region könnten sich in Form einer Energiegenossenschaft mit bis zu 20 Prozent am Park beteiligen, drei bis vier Prozent Zinsen seien möglich.
Vor Ort hat sich allerdings eine Bürgerinitiative gegen das Projekt gegründet. Zum einen wollen viele Anwohner keine riesigen Solarflächen vor der Tür, zum anderen wird die Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen stark kritisiert. Matthias Wimmer von der Bürgerinitiative befürchtet, dass Lebensqualität beeinträchtigt wird. Kronos hat auf die Proteste bereits reagiert und plant nun mit 70 Megawatt. Durch diesen Solarpark würde eine Strommenge erzeugt, die rechnerisch dem Bedarf von rund 20.000 Haushalten entspricht.
Weitere größere Parks sind unter anderem in Lübars (Landkreis Jerichower Land), in Lohne (Altmark) und in Wallhausen (Landkreis Mansfeld-Südharz) geplant.
Landwirtschaftliche Flächen bislang Tabu
Nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft wurden in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 295 Megawatt installiert. Das ist zwar etwas weniger als im Vorjahr, aber drei Mal so viel wie noch 2017. Neben Hausdachanlagen mit Speichern wurden in den vergangenen Monaten vor allem kleinere Solarparks mit der staatlichen EEG-Förderung errichtet. Seit der Ausschreibungsrunde im Juni 2019 sind laut Umweltministerium Sachsen-Anhalt 40 Projekte „kürzlich in Betrieb genommen worden beziehungsweise werden noch zeitnah realisiert“.
Die geförderten Solarparks dürfen bisher nicht auf landwirtschaftlichen Flächen errichtet werden, sondern nur in ehemaligen Bergbau- oder Militärgebieten oder auf Müllhalden. „Bei der Photovoltaik sollten zunächst Flächenpotenziale wie Dach- und bereits versiegelte Flächen in den Blick genommen werden“, sagt Umweltstaatssekretär Klaus Rehda. Für die Klimaziele sei jedoch ein darüber hinausgehender Ausbau von Freiflächenanlagen erforderlich. „Wir prüfen daher die Öffnung von Ackerflächen in benachteiligten Gebieten.“ (mz/Steffen Höhne)