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Zahnärzte Sachsen-Anhalt Versorgungskrise: Heftige Kritik an Ministerin

Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) will eine Zulassungssperre wieder einführen. Mediziner sehen das als „Frontalangriff“.

Von Lisa Garn 01.03.2024, 09:40
Petra Grimm-Benne
Petra Grimm-Benne Foto: DPA

Halle/MZ. - Um Vorschläge von Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) zur Bekämpfung des Zahnarztmangels ist heftige Kritik entbrannt. So warnt die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) davor, die Zulassungsbeschränkung wieder einzuführen. Der Vorstoß sei ein „Frontalangriff“, so der Vorsitzende Jochen Schmidt in einer Stellungnahme an die Ministerin. Die Zulassungsbeschränkung beschneide die „zahnärztliche Freiberuflichkeit ebenso wie das Recht der Patienten auf freie Zahnarztwahl“.

Im Landtag hatte Grimm-Benne vergangene Woche erklärt, sie werde mit ihren ostdeutschen Ressortkollegen besprechen, ob man eine Bundesratsinitiative zu Zulassungsbeschränkungen starten könne. Seit 2007 kann jeder Zahnarzt seinen Praxisort frei wählen. Beschränkungen sollen Zahnärzte in ländliche Regionen lenken.

Keine Termine

Die KZV hatte der Landesregierung zuletzt vorgeworfen, zu wenig gegen das anhaltende Praxissterben im Land zu tun. Schon jetzt könnten viele Zahnärzte keine neuen Patienten mehr aufnehmen, die Situation werde sich dramatisch verschärfen. Rund 43 Prozent der Zahnärzte gehen in den kommenden Jahren in Rente. Es mangelt an Nachwuchs, auch von Absolventen der Zahnmedizin bleibt nur ein Bruchteil im Land. Laut Prognosen werden 2030 drei Regionen unterversorgt und fünf davon bedroht sein.

Eine Zulassungsbeschränkung löse das Problem nicht, so Schmidt. Sie locke nicht mehr junge Zahnärzte nach Sachsen-Anhalt. Dies zeige sich auch bei Hausärzten, die bereits einer Beschränkung unterliegen. Die Zahnärzteschaft fordert unter anderem eine Landzahnarztquote und finanzielle Beteiligung am Stipendien-Programm der KZV in Ungarn sowie landeseigene Förderprogramme. „Die Versorgungsproblematik bewältigen wir nicht ohne unterstützende Anstrengungen der Landesregierung.“

Grimm-Benne hatte in ihrer Rede ihrerseits mehr Maßnahmen gefordert. Sie verwies darauf, dass Zahnärzte häufiger angestellt und in Teilzeit arbeiten wollen, als eine Praxis zu übernehmen. Um dem Rechnung zu tragen, könnte die KZV Eigeneinrichtungen etablieren, dafür gebe es auch Fördermittel, so Grimm-Benne. Das Thema werde „intensiv geprüft“, erklärte nun Schmidt. Die Ministerin merkte auch an: Mittel aus dem Strukturfonds der KZV, mit dem Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung finanziert werden, seien nicht ausgeschöpft. Dies erklärt Schmidt mit langfristig angelegten Programmen.

Neue Arbeitsgruppe

Für eine Landzahnarztquote prüft das Land die Voraussetzungen. Zudem soll eine Arbeitsgruppe, unter anderem mit Vertretern der Ärzteschaft, Kliniken und Kommunen, die Bleibequote von Absolventen der Medizinstudiengänge verbessern.